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Durchbruch geschafft: Holger Glandorf gegen Barcelonas Abwehr.

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Update

Handball-Champions-League: SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel im Finale

Schleswig-Holstein-League in Köln: Der Deutsche Meister THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt ziehen überraschend bis sensationell ins Endspiel um die Handball-Champions-League an diesem Sonntag ein.

Ein rein deutsches Europapokalfinale, auf dem deutschem Boden, mit zwei Teams aus dem selben Bundesland – ist das nicht vielleicht doch ein bisschen zu viel des Guten? Dem überwiegenden Teil der 20.000 Zuschauer in der Köln-Arena war's am Samstagabend herzlich egal, sie feierten wie auf einem Volksfest zu fortgeschrittener Stunde, und der Anlass war durchaus gegeben. Schließlich waren sie gerade Zeugen einer der größten Sensationen in der jüngeren Handball-Vergangenheit geworden.

Beim Finalturnier um die Champions-League besiegte die SG Flensburg-Handewitt im zweiten Halbfinale des Tages den Topfavoriten und Rekordtitelträger FC Barcelona 41:39 (13:13, 32:32, 36:36) nach Siebenmeterwerfen. Im ersten Halbfinale hatte der THW am späten Nachmittag mit 29:26 (13:13) gegen KC Veszprem aus Ungarn gewonnen.

„Ein denkwürdiges Spiel“, schnaufte Flensburgs Nationalspieler Steffen Weinhold, „wir waren eigentlich tot und hatten Glück, dass uns Barcelona nochmal ins Spiel hat kommen lassen“. Fünf Minuten vor der Schlusssirene der regulären Spielzeit betrug der Vorsprung der Katalanen noch fünf Treffer.

„Wir haben wirklich nicht gut gespielt, trotzdem darf uns das natürlich nicht passieren“, sagte Barcelonas Trainer Xavier Pascual, „ich nehme die Schuld für diese bittere Niederlage auf mich.“ Weil der Coach in der Schlussphase der Versuchung nicht widerstehen konnte, sein Stammpersonal mit Blick auf das Endspiel am Sonntag durch Akteure aus der zweiten Reihe zu ersetzen, sofern es diese in seinem mit Ausnahmespielern gespickten Kader überhaupt gibt.

Der FC Barcelona hatte Carles Puyol einfliegen lassen, den langjährigen Kapitän der Fußballer

Wie groß die Sehnsucht auf den ersten Champions-League-Titel der Katalanen seit 2011 war, ließ sich auch an einer Personalie erkennen, die mit Handball rein gar nichts zu tun hat. Als Edelfan hatten sie Carles Puyol einfliegen lassen, den Vereinsheiligen, langjährigen Kapitän der Fußballer und bekennenden Handball-Fan.

Nach 70 Spielminuten und acht Siebenmetern richtete sich der Fokus jedoch auf eine andere, wesentlich jüngere und überhaupt kaum bekannte Personalie: auf Hampus Wanne nämlich. Der mit 20 Jahren jüngste Spieler im Flensburger Kader verwandelte den entscheidenden Siebenmeter mit dem Selbstverständnis eines Routiniers, wohingegen Barcelonas mehrfach prämierter Welthandballer Nikola Karabatic als einziger Spieler seines Teams an Flensburgs Keeper Mattias Andersson scheiterte.

„Manche Leute halten mich bestimmt für bekloppt, weil ich die Entscheidung getroffen habe, dass Hampus wirft“, sagte Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes, „aber ich hatte einfach ein gutes Gefühl.“ Andererseits passte der verrückte Schlussakt zu einem aus Flensburger Sicht historischen Tag. Bei der ersten Teilnahme am Finalturnier zogen sie gleich mal ins Endspiel ein.

Schon jetzt steht fest: Der Champions-League-Sieger 2014 kommt aus Schleswig-Holstein

Dort treffen sie am Sonntag (18 Uhr, live bei Eurosport) in einer Neuauflage des Endspiels von 2007 auf den THW Kiel, wenngleich der Titel damals noch im altbackenen Modus nach Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde. In Anbetracht der Flensburger Sensation ging die großartige Leistung der Kieler in ihrem Halbfinale allerdings beinahe unter. Eine Woche nach dem in einem dramatischen Finale errungenen Deutschen Meistertitel qualifizierte sich das Team von Alfred Gislason souverän für das Finale.

„Das ist unbeschreiblich“, sagte Kapitän Filip Jicha. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, ergänzte der Tscheche, „eine kleine Sensation“. Weil sich die Kieler eigentlich in einem Übergangsjahr wähnten, vor der Saison hatten sie aus diversen Gründen gleich vier Leistungsträger abgeben müssen. „Dass wir Meister werden, okay“, sagte Jicha nach dem 29:26 (13:13)-Sieg über Ungarns Meister KC Veszprem, „aber das!?“

War dann schon nochmal mindestens eine Nummer größer. Unabhängig vom Ausgang des Spiels steht schon jetzt fest: Der Champions-League-Sieger 2014 kommt aus Schleswig-Holstein.

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