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Handball: Mit Nebendarstellern ins Chaos

"Für uns geht es im ersten Jahr nicht um Schönheitspreise, nur um Punkte", sagt der Trainer. Die Berliner Handball-Füchse haben vorn wie hinten Probleme – und keinen Regisseur.

Es klingt trotzig, was Jörn-Uwe Lommel zu sagen hat: „Wir sind gekommen, um zu bleiben. Daran ändert sich nichts.“ Nach der 23:26-Heimniederlage gegen die HSG Wetzlar, einen direkten Kontrahenten im Abstiegskampf, drängte es den Trainer der Füchse Berlin, das erneut zu betonen. Er wollte nach der dritten Niederlage im vierten Spiel des Aufsteigers in die Handball-Bundesliga nach vorn blicken. „Wir haben uns doch selbst besiegt“, sagte Lommel.

Vor allem der rechte Rückraum sei eine Schwachstelle. Der vom Trainer nach dem Ausfall von Mark Bult favorisierte Österreicher Janko Bozovic erfüllt die Erwartungen bisher nicht. Drei Tore in zwei Spielen reichen nicht. Nicht nur einmal riefen Zuschauer gegen Wetzlar ihm zu: „Nun wirf doch endlich mal!“ Doch der lange Linkshänder, dem es sichtbar an Spielpraxis fehlt, suchte mehr den Mitspieler als die eigene Chance. Aber nicht nur diese Schwachstelle in der Angriffsdreierkette bei den Füchsen fällt auf. Die Rolle des Regisseurs in der Mitte, ob sie vom Norweger Kjetil Strand oder vom Tschechen Pavel Prokopec übernommen wird, ist ebenfalls nicht mit Hauptdarstellern besetzt. Zumindest zeigen sie nicht ihr wahres Können. Das gilt auch für Frank Schumann auf der halblinken Position. Er kämpft zwar immer, aber eine wirkliche Gefahr geht von dem erfahrenen Bundesliga-Spieler nicht aus.

„Unser Problem ist, dass wir uns noch nicht richtig gefunden haben – weder vorn noch hinten“, sagt Geschäftsführer Bob Hanning. „Wir haben auch keine Zeit, uns das zu erarbeiten.“ Der Spielrhythmus in der Handball-Bundesliga ist so schnell, dass Fehler nicht in Ruhe korrigiert werden können. Das ist von jeher das Los eines jeden Aufsteigers in die Bundesliga. Bei den Füchsen verstärken sich die Probleme auch deshalb, weil kein Spieler eine klare Linie vorgibt. Das Ergebnis ist derzeit ein chaotisches Aufbauspiel, auch im Anspiel an den Kreis zu Hany El Fakharany oder Andrius Stelmokas. Zu vieles ist vom Zufall bestimmt. Den Füchsen fehlt es an Durchsetzungsvermögen, am Blick für den freien Mann und an einem Spieler, dem aus der zweiten Reihe mit einem Sprungwurf einfache Tore gelingen. Der Ex-Dessauer Toni Kern könnte sich zu einem solchen Spieler entwickeln, wenn er mehr Spielanteile im Angriff bekommen würde.

„Für uns geht es im ersten Jahr nicht um Schönheitspreise, nur um Punkte“, hat Lommel vor der Saison gesagt. Dass es damit gegen Wetzlar nicht geklappt hat, hat ihm allerdings zu denken gegeben. „Wir können viel mehr“, sagt er bestimmt. Am Mittwoch in Melsungen und am Sonntag gegen Großwallstadt wird der Tabellenvorletzte das beweisen müssen. Bei weiteren Niederlagen wird es nicht einfach zu bleiben.

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