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Handball: Weltmeister zurück im Liga-Alltag

Für die deutschen Handballer beginnt nicht einmal eine Woche nach dem WM-Triumph wieder der Bundesliga-Alltag. Ligaprimus Kiel muss gegen den Tabellendritten aus Hamburg ran - die Spieler kritisieren die Terminplanung.

Hamburg - "Der Spielplan ist schon unglücklich", sagte Pascal Hens vom HSV Hamburg zum Rückrundenauftakt am Samstag beim THW Kiel. Im Ligagipfel treffen Hens und Torsten Jansen gleich auf ihre Nationalmannschafts-Kollegen Dominik Klein und Christian Zeitz. Für gegenseitige Rücksicht und gemeinsame Erinnerungen wird angesichts der Tabellensituation nicht viel Raum sein: Spitzenreiter Kiel liegt nur zwei Punkte vor dem Liga-Dritten HSV.

Auch die übrigen Weltmeister stehen am Wochenende überwiegend wieder auf dem Parkett. Doch während sich die Fans auf das schnelle Wiedersehen freuen, sind Spieler und Verantwortliche alles andere als begeistert von der Terminhatz. "Wer das geplant hat, gehört geteert und gefedert", klagte Magdeburgs Torhüter Johannes Bitter über die ursprüngliche Ansetzung des Nachholspiels gegen Hildesheim am vergangenen Dienstag. Das Match wurde zwar kurzfristig verlegt, doch der Stress für die ohnehin dauerhaft hoch belasteten Akteure bleibt. "Sicher wäre es allen Spielern lieber gewesen, diese WM und die Tage danach noch ein wenig länger zu genießen", sagte Kiels Torwart Henning Fritz, der wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade vier Wochen pausieren muss. Aber: "So ist nun einmal das Geschäft."

An Training kaum zu denken

Nach der Siegesfeier begann sofort die Vermarktung des Erfolgs. Schon am Montag präsentierte sich das Team bei Stefan Raabs TV-Show "TV Total", am Dienstag dann bei Johannes B. Kerner. Am Mittwoch und Donnerstag standen in vielen Städten - darunter Hamburg, Kiel und Magdeburg - Ehrungen auf dem Programm, Fritz und Bundestrainer Heiner Brand zeigten sich bei "Stern TV". Für den Samstag ist nochmal ein Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" geplant. An Training war angesichts der Terminfülle natürlich kaum zu denken.

Aber nicht nur aus sportlicher Sicht wurde Kritik laut. Um den Titel besser versilbern zu können, hätte sich der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, Horst Bredemeier, eine längere Auszeit gewünscht. "Normalerweise müsste diese Bundesliga-Woche ausfallen - zu Gunsten von PR-Terminen", sagte er. Vertreter der Vereine sahen das laut einem Bericht der "Sport-Bild" ebenso. Flensburgs Manager Thorsten Storm sagte: "Das Verfallsdatum eines solchen Erfolgs ist hoch. Die Leute wollen sehen, wie Henning Fritz kocht, ob Michael Kraus eine Freundin hat, wie Christian Schwarzer privat ist." Kapitän Markus Baur meinte: "Wenn man nach dieser WM wirklich alles tun will für den Handball, wäre die Verlegung eine Möglichkeit gewesen."

Nach dem Veto von Liga-Chef Frank Bohmann müssen die Handballer aber nun am Wochenende wieder ran. Im Fußball wäre eine solche Planung undenkbar gewesen, wie auch Magdeburgs Bitter beklagte. Doch auch ein anderes deutsches Weltmeister-Team musste die Umstellung auf den Alltag fast ebenso schnell bewältigen: Die Hockey-Herren jagten knapp zwei Wochen nach dem Titelgewinn im vergangenen September in Mönchengladbach schon wieder in der Liga dem Ball hinterher. (Von Christian Kamp, dpa)

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