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Hannover-Wolfsburg 0:1: Glücklicher Sieg für den deutschen Meister

Hannover rennt, kämpft und bleibt dennoch 90 Minuten lang weitgehend harmlos. Mit Wolfsburg gewinnt am Ende nicht die bessere, aber die cleverere Mannschaft das Niedersachsen-Duell.

Von Christian Otto

Hinten, am langen Pfosten, stand ein einsamer Fußballprofi. Es blieb Zvjezdan Misimovic in der 78. Minute vorbehalten, den gnadenlosen Schlusspunkt unter eine hart umkämpfte Fußball-Begegnung zu setzen. Dass der Spielmacher des VfL Wolfsburg nach einer eher zufälligen Kopfball-Vorlage von Grafite in der 78. Minute den Treffer des Tages für den deutschen Meister erzielen konnte, darf als recht glücklich bezeichnet werden. Denn nicht die mit 1:0 siegreichen Wolfsburger, sondern die tapfer kämpfende 96-Mannschaft war über weite Strecken der Partie deutlich besser.

Das kleine Lebenszeichen für einen Verein, der seit Ende Oktober keinen Sieg mehr bejubeln konnte, gaben Hannovers Spieler und Fans gemeinsam. Neben Transparenten mit Botschaften wie „Kampf bis auf die Knochen“ oder „Quält Euch, nicht uns“ gab es viel Applaus für ein 96-Team, das erstmals unter der Regie von Trainer Mirko Slomka eine richtig engagierte Leistung zeigte. Der Appell von Präsident Martin Kind, das heimische Publikum möge der in Not geratenen Mannschaft doch endlich einmal den Rücken stärken, zeigte Wirkung. Und der Versuch, das Stadion nach Wochen der fußballerischen Schonkost mit vielen Menschen und guter Laune zu füllen, glückte zunächst. „Viele unserer Fans scheinen gleichgültig nach Hause zu gehen. Das müssen wir dringend ändern“, findet 96-Coach Slomka. Angesicht einer Elf, die sich gegen den deutschen Meister aus Wolfsburg tapfer gewehrt hatte, dürfte die Mehrheit der 34 312 Zuschauer zwar enttäuscht, aber nicht emotionslos das Stadion verlassen haben.

Was Slomka gegen die seit kurzem wieder sehr angriffslustigen Wolfsburger als Start-Elf aufgeboten hatte, war ein mutiges Novum. Jan Schlaudraff, zu besseren Zeiten immerhin Nationalspieler und Profi des FC Bayern München, hatte der Trainer wegen Disziplinlosigkeiten aus dem Kader gestrichen. Mit Manuel Schmiedebach, einem sonst in der Regionalliga tätigen Nachwuchsspieler, hatte er dagegen einen unbekannten Jungprofi zum Hoffnungsträger von Beginn an befördert. Die Personalie ließ erahnen, dass Slomka sein seit langem angekündigtes, rigoroseres Vorgehen gegen unmotivierte Spieler auch umsetzt. Schmiedebach machte, während sich Schlaudraff im VIP-Bereich stärkte, seine Sache sehr gut. Und Slomka hörte von seinem Stehplatz an der Seitenlinie nicht auf, seine Mannschaft mit aufmunternden Gesten anzutreiben. Wie von Klubchef Kind gewünscht hatte keiner der zu Hilfe geholten Psychologen, mit deren Hilfe der Tod des langjährigen 96-Kapitäns verarbeitet werden soll, auf der Auswechselbank Platz genommen. Die Mannschaft wirkte trotzdem so entschlossen, als könne sie sich im Abstiegskampf doch noch selbst zu helfen. Die eingewechselten Arnold Bruggink und Mike Hanke hätten 96 leicht zum Sieg schießen können – was ihnen verwehrt blieb, glückte aber nur Misimovic.

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