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Sport: Harte Arbeit in Liverpool

Die Stars Tiger Woods und Ernie Els müssen bei den British Open kämpfen, um vorne zu bleiben

Eine Mondlandschaft voller Krater – unfreundlich, rücksichtslos. Samstagmittag, als die bis dato strahlende Sonne hinter Dunst und Wolken verschwunden war, der beißende Geruch gebratener Würstchen in der Luft hing und knapp 46 000 Zuschauer entlang der Absperrungen den letzten Rest von Gras auf dem Sandboden zertrampelten, wurde das Golfspiel bei den British Open auf dem Platz von Royal Liverpool zu harter Arbeit. Wer nach den 65er-Rekordrunden der Herren Tiger Woods, Ernie Els und Chris Di Marco vom Freitag ähnlich leichtes und lockeres Spiel erwartet hatte, sah sich getäuscht: Ein ewiger Kampf um das Par blieb die Runde zumindest für Woods und Els. Mühsam und langsam nur stellten sich die Birdies ein, wurden immer wieder egalisiert durch vermeidbare Fehler.

Tiger Woods und Ernie Els, die zwei Top-Favoriten im letzten und führenden Flight leisteten sich je ein Bogey auf den ersten beiden Löchern, brachten den ersten Teil der Runde jeweils mit eins unter Par und 35 Schlägen hinter sich. Wer ähnlich exzellentes Eisenspiel wie noch am Freitag vom Amerikaner erwartet hatte, stellte Abweichungen in Richtung Unsicherheiten fest. Ein verpatzter Birdieputt aus einem Meter am zehnten Loch verwandelte das Gesicht des Weltranglistenersten in eine verbissene Miene. Ein gleicher Fehler am 14. Loch schließlich, das Bogey die Folge, machte jegliche Hoffnungen auf einen typischen Tiger-Run an der Spitze des Feldes zunichte. Stattdessen beendete der Top-Favorit die Runde nur mit 71 Schlägen, holte sich mit einem Birdie am 18. Loch gerade noch die Führung mit 13 unter Par vor Sergio Garcia, Ernie Els und Chris Di Marco (-12) .

Als realistisch erwies sich im Verlauf des Samstagnachmittags die Strategie von Ernie Els: „Ich gehe Schritt für Schritt vor“, hatte der Südafrikaner noch am Vorabend gesagt und sich auf keinerlei optimistische Prophezeiungen für das Wochenende festlegen lassen. Ein kluger Zug: Am Samstag nämlich war sein Spiel wacklig, immer wieder landeten Annäherungsschläge zu kurz oder seitlich daneben. Erst exzellente Chips und Bunkerschläge retteten den Südafrikaner vor einem deutlichen Absacken im Ergebnis.

Dem Ansturm von hinten aber war er mit seinem Wechsel aus Pars, Bogeys und wenigen Birdies nicht gewachsen. Zum Ende des 14. Lochs, Woods war zu diesem Zeitpunkt bei zwölf unter Par nur noch gemeinsamer Führender mit Sergio Garcia, hatte Els seinen zweiten Rang an Jim Furyk, Angel Cabrera und Chris Di Marco abgegeben, schob sich am Ende nur noch mit einem Birdie auf der 18. Bahn nach vorne. Dagegen hatten sich Furyk und Garcia, der ruhige Amerikaner und der extrovertierte Spanier, vier Stunden lang in ihrem Spiel schier unterboten. Die ersten neun Löcher spielten sie gemeinsam in zehn unter Par, am Ende der Runde hatte Garcia sich - 5 auf - 12, Furyk von -5 auf -11. „Wir haben uns gegenseitig gezogen“, resümierte der Amerikaner. Für den Spanier ergibt sich heute nun die Chance auf den seit langem erwarteten ersten Major-Sieg, den Jim Furyk bereits mit den US Open 2003 holte. „Ich hoffe, ich gehe da raus und schieße eine gute Zahl und sehe dann mal, ob sie gut genug ist“, sagte Garcia, der angesichts der Herausforderung am Samstag erst einmal locker gab.

Konkurrenz im Kampf um den Titel wird er reichlich haben. Nicht allein Furyk, bekannt als einer der besten Putter der Welt, der auf den braunen, verkrusteten Grüns sein gutes Längengefühl voll ausspielen kann, ist auf dem geteilten fünften Rang (-11) ein ernsthafter Gegner. Auch Angel Cabrera (-11) spielte sich am Samstag mit einer erstklassigen 66 ins Feld der Führenden. Chris Di Marco schließlich, ein extrem kämpferischer Typ, ebenfalls auf der Suche nach dem ersten Major-Titel, fand nach enttäuschenden ersten neun Löchern in der zweiten Hälfte der Runde wieder zu seinem Spiel zurück: Birdie um Birdie reihte der Amerikaner vom elften Loch an aneinander.

Ein jeder dieser Verfolger aber trifft am Ende auf die beiden großen Stars: Zum einen Tiger Woods, den Weltranglistenersten, dem seine fehlende Spielpraxis in diesem Sommer, bedingt durch den Tod des Vaters Anfang Mai, nun noch zum Verhängnis werden könnte. Riskante Aktionen und aggressives Spiel kann man von dem 30-Jährigen nicht erwarten, der seit Beginn des Turniers konsequent an seiner Spielstrategie festhält und fast ausschließlich mit Eisen vom Abschlag an die Löcher herangeht. Zum anderen Ernie Els, den Mann mit dem scheinbar so mühelosen Schwung. Nein, mit seiner 71er Runde konnte der Südafrikaner nicht zufrieden sein. Wohl aber mit der Tatsache, dass er sich entgegen allen Vermutungen nicht von Tiger Woods in die Ecke drängen ließ und dem großen Konkurrenten mit ebenbürtigem Spiel auf den Fersen blieb.

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