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Hassenswerteste Sportarten (3): Mechanisches Bullenreiten

Bullenreiten? Das war einmal. Heute lassen sich verwöhnte Großstädter auf mechanischen Holzböcken die Genitalien quetschen.

Das mechanische Bullenreiten verhält sich zu seinem Ursprung, dem archaischen Cowboy-Ritual des Rodeos, wie Stefanie Hertel zu Johnny Cash. Wo einst sonnen- und whiskygegerbte Haudegen wutschnaubende Stiere bestiegen, um sie zu zähmen, erklimmen nun hedonistische Teenager sachte ruckelnde Holzböcke und kieksen freudig, wenn der Mann am Regler, der ihnen zuvor Phantasiebeträge aus der Diddl-Maus-Geldbörse gezogen hat, den Apparat in Bewegung setzt.

Bei Stufe zwei ist meistens Schluss. Die jungen Menschen fallen weich auf ausgelegte Turnmatten. Nur selten übersteht jemand noch Stufe drei, doch wird er sich der Gefahr unschöner Genitalquetschungen bewusst, lässt auch er sich freiwillig vom Techno-Ochsen gleiten.

Zu sehen ist diese entmenschlichte Performance auf Jahrmärkten, Schützenfesten und folkloristischen Western-Festivals. Wenn dazu "Truck-Stop“ aus den Boxen jault, kann sich der versehentlich Hineingeratene noch glücklich schätzen. Im schlimmsten Fall vernimmt er besagte Stefanie Hertel. "So a Stückerl heile Welt", tiriliert die Heimatbeflissene. Ein 11-Jähriger will seine Oma beeindrucken, hält sich mit verzweifeltem Mut auch bei Stufe drei noch im Sattel, stürzt dann ab und bricht sich das Schlüsselbein. Ein schriller Schmerzensschrei zerreißt die Melodei. Johnny Cash, warum hast Du uns verlassen?

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