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Sport: Helfende Hände

Mit Zuspieler Skach will der SCC siegreich in die Volleyball-Play-offs starten

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Alles sah ganz harmlos aus. Eine läppische Erkältung, mehr nicht, kein Grund zur Beunruhigung also. Doch als sich Jaroslav Skach, der Zuspieler des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg, vom Arzt genauer untersuchen ließ, stellte sich die Erkrankung als Lungenentzündung heraus. Drei Wochen hütete Skach das Bett. Gerade noch rechtzeitig wurde der Tscheche fit, um heute (19 Uhr, Sömmeringhalle) im ersten von maximal drei Play-off-Spielen des Meisterschaftsviertelfinales gegen die SG Eltmann wieder Regie beim SCC zu führen. Aber ist Skach wirklich fit? Da hegt selbst Trainer Michael Warm nach den letzten Trainingseindrücken leise Zweifel: „Man merkt es ihm an: Im athletischen Bereich – da fehlt es bei ihm noch ein wenig.“

Michael Warm seinerseits fehlt die Alternative zu Skach. „Den Jaro, den können wir nicht so einfach ersetzen, schon vom Psychologischen her ist er für uns enorm wichtig“, weiß SCC-Manager Kaweh Niroomand. In den letzten Spielen der Bundesliga-Normalrunde kümmerte sich Tilo Koch notgedrungen um das Zuspiel bei den Charlottenburgern. Der 35-Jährige erledigte die Aufgabe solide, aber den Esprit, den Ideenreichtum eines Jaroslav Skach streute Koch bei allem guten Willen nicht ins Spiel. Kein Wunder, gilt doch Skach aktuell auch als bester Zuspieler der Bundesliga. Sein Trainer Michael Warm bescheinigt dem 31-Jährigen: „Der hat in dieser Saison noch mal einen Schritt gemacht vom guten Zuspieler zur Führungspersönlichkeit.“

Das macht Skach derzeit beim SCC nahezu unverzichtbar. Noch bis 2008 steht er bei den Charlottenburgern unter Vertrag. Das schränkt die Begehrlichkeiten anderer Klubs beträchtlich ein – sehr zur Freude der Charlottenburger. Der VfB Friedrichshafen, in Deutschland nicht erst seit seinem Champions-League-Sieg am vorigen Sonntag der unumstrittene Branchenführer, würde freilich bei Skach sowieso abblitzen. In Friedrichshafen drohte Jaroslav Skach vor seinem Wechsel nach Berlin als zweiter Zuspieler auf der Ersatzbank zu versauern, mit VfB-Trainer Stelian Moculescu kam er überhaupt nicht klar.

Skachs Zuspiel ist wegen seines hohen Variantenreichtums in aller Regel recht verwirrend für die Gegenseite. Beim Viertelfinal-Kontrahenten des SCC, der SG Eltmann, wird das, was Skach als Solist bewerkstelligt, gleich auf vier Hände verteilt: Es gibt dort zwei Zuspieler: Huib den Boer, der Holländer, pflegt das Kombinationsspiel, der Pole Michal Peciakowski hingegen bevorzugt den schnellen Angriffsabschluss über die Außen. Trainer Milan Maric kann da ganz nach eigenem Gusto wählen und wechseln.

Am vorigen Samstag beim 3:0 gegen VC Leipzig hat Skach zwei Sätze lang schon mal wieder das Mitspielen geprobt. Ohnehin stellt er sich stets treu in den Dienst des Vereins. Als das tschechische Volleyball-Nationalteam im Herbst vorigen Jahres zur WM nach Japan flog, blieb er freiwillig in Berlin, bestritt mit dem SCC lieber ein Bundesligaspiel gegen Unterhaching. Und als seine Mutter im Februar 2005 daheim in Prag nach langem Krebsleiden gestorben war, hatte ihn sein Klub freistellen wollen, obwohl in Bonn das Pokalfinale gegen den VfB Friedrichshafen unmittelbar bevorstand. Skach nahm am Endspiel teil. „Meine Mutter hätte das bestimmt nicht anders gewollt“, sagte er und reiste erst danach für einige Tage zur Beerdigung nach Prag.

Skach, sagt Trainer Warm, wird gegen Eltmann als Zuspieler auf jeden Fall beginnen. „Er spielt, solange die Kraft bei ihm reicht“, sagt Warm. Dann käme wieder Tilo Koch aufs Feld. „Der kann das, der ist ja erfahren genug“, sagt Kaweh Niroomand. Und doch klingt da beim Manager durch, dass ihm weitaus wohler wäre, wenn Jaroslav Skach die Spielregie beim SCC in der Hand behalten würde.

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