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Ha Ho He - alle Zweifel adé! Herthas Mannschaft feiert nach dem Sieg gegen Dresden in der Fankurve.

© dapd

Hertha feiert sich selbst: Klapse und Komplimente

Nach dem 1:0 gegen Dresden dank eines Eigentores feiert Hertha BSC den verletzten Maik Franz, Felix Bastians und sich selbst. Dabei gibt der bedingt überzeugende Sieg kaum Grund zum Jubeln.

Es hatte etwas Ironisches. Am Mittwoch hatte Peter Niemeyer nach Abpfiff noch Maik Franz’ Trikot übergestreift, um seinen frisch operierten Mitspieler zu grüßen. Am Morgen danach war es Niemeyer selbst, der verletzt war. Bei einem seiner vielen Zusammenstöße hatte er sich eine leichte Außenbanddehnung zugezogen. Aber anders als Franz, der drei bis fünf Monate ausfällt, fehlt Niemeyer nicht länger. Der Kapitän könnte am Montag in Duisburg fit sein.

Es war die einzige Ironie am Tag nach dem 1:0-Sieg über Dresden, der ungefährdet, aber nur bedingt überzeugend war. Doch alle bei Hertha lächelten und klopften sich auf die Schultern, als habe man nicht eine erschreckend hilflose Zweitligatruppe, sondern den FC Barcelona in Bestform niedergerungen. Selbst der zu Beginn seiner Amtszeit so wohltuend kritische Jos Luhukay verteilte an seine Spieler lächelnd Klapse und Komplimente. „Ich bin sehr zufrieden und ein bisschen stolz auf die Mannschaft“, sagte der Trainer gerührt. Felix Bastians, der kurzfristig in die Mannschaft kam, überhäufte er mit Superlativen, „mehr als hervorragend, ein Klassespiel, was will man mehr“. Dynamos Mickael Poté, zuvor mit vier Treffern, sei nie gefährlich geworden. Es waren jedoch eher die fehlenden oder schlechten Anspiele seiner Mitspieler, selbst unbedrängt, die Poté aus dem Spiel nahmen.

Die Wahrnehmung war da längst verzerrt, aus „ordentlich“ wurde „phänomenal“. Sandro Wagner stimmte einen „Bastians, Bastians“-Sprechchor an, als sein Mitspieler vom Platz kam. Zu den Umstehenden sagte Wagner: „Nach so einem Spiel kann man ihn doch mal feiern!“ Bastians war das überschwängliche Lob sichtlich unangenehm, „gut gelöst“ habe man die Aufgabe, fand er. Als er zu Saisonbeginn nur auf Bank und Tribüne saß, fragte der FC St. Pauli an, Bastians blieb. „Die richtige Entscheidung, Stand heute“, sagte der 24-Jährige. „Es gibt keinen Grund ihn aus dem Team zu nehmen“, sagte Luhukay.

Bildergalerie: Herthas siegt dank Eigentor - die Bilder zum Spiel

Die Mannschaft, lobte auch Manager Michael Preetz, sei „sehr erwachsen“ umgegangen mit dem Ausfall von Franz und den Rummel um Änis Ben-Hatira, der im Spiel „manchmal versucht hat, zu viel zu machen“, wie Luhukay sagte.

Erwachsen wirkte die Einschätzung der eigenen Leistung nicht immer. So lobte jeder die Stärke bei Standards und keiner wunderte sich, warum bei 19 Berliner Torschüssen ein Freistoß und ein Eigentor für den einzigen Treffer nötig waren. Mit Gegnern wie Dresden wertet man eigentlich das Torverhältnis auf. „Wir hätten das Spiel früher beruhigen können und ein 3:0 oder 4:0 sähe schöner aus in der Statistik“, sagte Luhukay, „aber wichtiger sind die drei Punkte und der Prozess.“ Da sieht er Hertha auf einem guten Weg.

Tatsächlich war in der ersten Halbzeit streckenweise Fußball zu erkennen, wie Luhukay ihn trainieren lässt. Um die Fortschritte nicht zu gefährden und angesichts der Ausbeute von 13 Punkten aus fünf Spielen, ist nun eben alles positiv. Mit allen Risiken, die so eine Sicht birgt. Ganz ohne Ironie.

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