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Frankfurts Neuzugang Joselu (aus Hoffenheim) soll für Durchschlagskraft im Angriff sorgen.

© dpa

Hertha-Gegner Eintracht Frankfurt: Bescheiden begeistert

Europa-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt gibt sich trotz der erfolgreichen vergangenen Saison vor dem Bundesligastart bei Hertha BSC nüchtern - obwohl die Hessen ihren Kader beisammen halten und gezielt verstärken konnten.

Zuletzt ging es nur noch um Fußball bei Eintracht Frankfurt. Vorerst vergessen die Nebengeräusche um die Verpflichtung des neuen Mediendirektors Oliver Forster, den Trainer Armin Veh nicht wollte und der dann auch nicht kam. Vorerst verdrängt der Ärger um den dänischen Nationalstürmer Nicklas Bendtner, der auf Geheiß des Klubvorsitzenden Heribert Bruchhagen doch nicht verpflichtet wurde. Veh, dem der Umgang mit dem skandalumwitterten Angreifer nicht gefallen hatte, sprach zunächst von einer „Unverschämtheit“. Danach ruderte er erschrocken zurück mit seiner kaum verhüllten Kritik an Vorstandschef Bruchhagen, als er merkte, dass er ein Stück zu weit gegangen war.

Inzwischen artikuliert Veh Forderungen lieber leise und stößt damit eher auf offene Ohren. Dass die Eintracht noch Geld und Platz hat für einen weiteren Angreifer, ist unstrittig. Darum soll bis Sonntag ein positiver Bescheid her bei Vaclav Kadlec, der tschechische Nationalspieler soll für vier Millionen Euro von Sparta Prag kommen. Den 21-Jährigen kennen nur Insider, doch gehandelt wurde er fast wie ein Wunderknabe in einer Stadt, in der früher eine notorische Aufgeregtheit, heute eher eine chronische Begeisterung um die Eintracht herrscht.

So zickig Veh manchmal anmutet: Er hat die Eintracht 2012 souverän in die Erste Liga zurückgeführt, dort dann gleich auf Platz sechs der Tabelle. Er hat der Mannschaft einen ansehnlichen Fußball beigebracht und dazu mit dem Erreichen der Europa League ein kleines Kunststück vollbracht. Daran anzuknüpfen, wäre zwar aus Frankfurter Sicht perfekt. Doch da warnt Veh. „Ein Platz unter den Top sechs ist nicht realistisch“, sagt er vor dem Saisonauftakt am Samstag bei Wiederaufsteiger Hertha BSC. Die Eintracht gibt sich erst einmal bescheiden. Sie weiß, dass in den nächsten Monaten eine Dreifachbelastung auf die Spieler zukommt, vorausgesetzt der Klub schafft es über die Play-offs in die Gruppenphase der Europa League.

Andererseits scheint der Kader, den Veh und Sportdirektor Bruno Hübner zusammengestellt haben, höheren Ansprüchen genügen zu können. Er ist qualitativ angereichert worden durch Profis, die allesamt gute Fußballspieler sind. Vor allem der vielseitige Mittelfeldspieler Johannes Flum zeigte auf Anhieb seine Qualitäten. Auch der mit ihm aus Freiburg verpflichtete Offensivspieler Jan Rosenthal ist mit seiner Schnelligkeit und technischen Klasse eine Option für die erste Elf. Im Angriff gilt der aus Hoffenheim geliehene Spanier Joselu als erste Wahl.

Weil die Substanz der Eintracht und die personellen Möglichkeiten für Veh größer geworden sind, wechselt der Trainer im Gegensatz zur Vorsaison häufiger die Formationen zwischen einem 4-2-3-1- und einem 4-4-2-Rautensystem. Was er behalten hat, ist die Stammelf des Vorjahrs. Bruchhagen, ein Wertkonservativer des deutschen Fußballs, sagt: „Zehn Spieler, die in der vergangenen Saison im Team standen, sind auch jetzt gesetzt. Das ist beruhigend.“ Diese zehn, darunter mit Alex Meier der im Vorjahr torgefährlichste Mittelfeldspieler der Liga (16 Treffer), stehen jetzt jedoch unter größerem Konkurrenzdruck als zuvor.

Noch ein Vorteil, von dem die Eintracht zehren kann, ist die vorläufige Treue ihrer umworbenen Protagonisten: Kapitän Pirmin Schwegler blieb ebenso in Frankfurt wie Außenverteidiger Sebastian Jung und Mittelfeldmann Sebastian Rode, der jedoch im kommenden Jahr vermutlich zu Bayern München wechseln wird.

Da aber die vergangene Saison vielen fast unwirklich schön vorkam, formulieren die Frankfurter ihre Ziele diesmal lieber nüchtern. Bruchhagen sieht sein Team irgendwo zwischen Platz neun und elf angesiedelt. Es kann und darf aber auch in Zukunft durchaus ein bisschen mehr sein.

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