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Vertauschte Rollen. Früher musste Waleri Domowtschiski (links) im Training oft das Leibchen der B-Elf tragen. Dieses Los droht nun Raffael (Mitte).

© picture-alliance / City-Press Gm

Hertha in Düsseldorf: Läufer gegen Schleicher

In Düsseldorf kehrt Raffael in Herthas Kader zurück – doch seinen Platz im Team hat Waleri Domowtschiski übernommen. Mit engagierter Laufarbeit scheint er nun zu alter Form zurückgefunden zu haben, mit der er Hertha einst auf sich aufmerksam gemacht hat.

Was war das für ein Stürmer! 42 Tore in 70 Spielen schoss der Mann mit dem Namen „Waleri“ und der Nummer 17 auf dem Rücken für Lewski Sofia, dabei war er gerade erst 21 Jahre alt. Kein Wunder, dass ihn die Blackburn Rovers nach England holen wollten. Doch kurz vor dem Transfer zog der Klub das Angebot zurück. Da schnappte Hertha BSC zu.

„Er ist schnell, wendig und quirlig“, sagte der damalige Trainer Lucien Favre, der den Neuzugang nur auf DVD beobachtet hatte und angetan war. Doch in Berlin spielte der Stürmer, als hätte Favre aus Versehen den falschen Film angeschaut: Auf dem Trikot stand nun nicht mehr „Waleri“, sondern „Domowtschiski“, die Nummer war die 23, und auf einmal traf der Bulgare nicht mehr – nur vier Tore schoss er in 45 Bundesligaeinsätzen, nur vier Mal spielte er von Anfang an.

Ein anderer Stürmer, ebenfalls im Januar 2008 verpflichtet, hatte mit 17 Toren in 79 Spielen zwar keine überragende Quote, galt jedoch als Herthas wertvollster Offensivspieler, als so wichtig, dass der Verein nach dem Abstieg seinen Bruder verpflichtete, damit er ja bleibe.

Am Montag gegen Fortuna Düsseldorf (20.15 Uhr, live bei Sport1) ist der so wertvolle Raffael zurück, er hat seine Erkältung auskuriert – und könnte doch nur auf der Bank sitzen. Trainer Markus Babbel betont zwar, dass „Raffael wichtig für uns ist“, doch Fragen, ob der Brasilianer gesetzt sei, weicht er aus, indem er sagt, dass er „abwarten will, wie er nach seiner Pause die Trainingsbelastung wegsteckt“. Denn viel trainiert hat Raffael zuletzt nicht – vor der Erkältung hatte die Wade gezwickt.

In seiner Abwesenheit durfte sich Domowtschiski im offensiven Mittelfeld versuchen. In der neuen Rolle blühte der Bulgare auf, sogar die 17 hat er wieder auf dem Rücken. Pausenlos wuselt er über den Platz, versucht viel, wobei auch viel schiefgeht, aber hin und wieder hat er einen Geistesblitz: so wie beim Zweitliga-Auftakt gegen Oberhausen, als er das 1:1 erzielte. „Er rochiert viel, geht weite Wege, auch nach hinten“, sagt Babbel, für den Laufarbeit eine der Schlüsselkomponenten seiner Trainerlehre ist.

Damit steht er in krassem Kontrast zu Raffael, der sich bisweilen mit Ball mehr bewegt als ohne. Babbel versucht ihn mit einer Mischung aus Lob und Kritik zu mehr Leistung anzustacheln, mal nennt er ihn den „fußballerisch besten Spieler der Zweiten Liga“, dann fordert er wieder, dass Raffael sich mehr quälen müsse, um sein Potenzial auszuschöpfen. Denn bisher fiel er Babbel nur durch schlechte Fitnesswerte nach dem Urlaub auf.

Egal ob man ihn oder den extrem schweigsamen Domowtschiski fragt, beide sagen, sie wollen „möglichst oft spielen“. Doch in Düsseldorf und in den Wochen danach wird nur einer von ihnen auf dem Platz stehen: Denn obwohl Babbel Raffael öffentlich als „variablen Spieler“ preist, musste er feststellen, dass der 25-Jährige nur hinter den Spitzen funktioniert. Genau die Position, auf der „Waleri“ seine alte Stärke wiedergefunden hat.

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