zum Hauptinhalt

Sport: Hertha leidet

Kevin-Prince Boateng fällt sechs Wochen aus, Dennis Cagara ein halbes Jahr

Die Erinnerungen der Berliner Fußballprofis an das Spiel gegen den FK Moskau fielen sehr unterschiedlich aus. Andreas Neuendorf dachte zuerst an die hohen Temperaturen, „das war ziemlich drückend“. Chinedu Ede und Patrick Ebert werden ganz andere Eindrücke gespeichert haben. Beide durften zum ersten Mal überhaupt bei den Profis mitspielen. Sie wurden am Ende der zweiten Halbzeit eingewechselt, und Ebert sprach hinterher von einem guten Gefühl. „Die Zuschauer haben meinen Namen gerufen“, sagte der 19-Jährige. Er werde das so schnell nicht vergessen. Ebert gelangen zwei gute Pässe, einer hätte beinahe zu einem Tor geführt. Doch den Kopfball von Christopher Samba wehrte ein Moskauer auf der Linie ab. So hat Hertha nun seit 563 Minuten in europäischen Wettbewerben keinen Treffer mehr erzielt. Hertha und internationaler Fußball – das passte zuletzt nicht besonders gut zusammen.

In dieser Saison zerstückeln die Spiele im UI-Cup die Vorbereitung. Die Balance zwischen richtigem Training für die Spiele und dem längerfristig angelegten Grundlagentraining zu finden, ist schwierig. Zudem würde ein Ausscheiden gegen Moskau, den Achten der russischen Liga, dem Image des Klubs schaden. Und es wird weder in Moskau noch zum Start der Bundesliga einfach für Hertha. Das Talent Kevin-Prince Boateng fällt für sechs Wochen aus. Er hat sich im Training einen Tag vor dem Spiel gegen Moskau einen Innenmeniskusriss zugezogen. Gestern wurde der 19-Jährige in Berlin untersucht. Damit fehlt Hertha ein kreativer Spieler im Mittelfeld, während die Zukunft des Brasilianers Marcelinho weiter ungewiss ist. Der 31-Jährige war neun Tage zu spät aus dem Urlaub zurückgekehrt. Ein Gespräch mit Trainer Falko Götz, in dem er sich entschuldigte, hat Marcelinho inzwischen geführt, mit der Mannschaft hat er aber noch nicht geredet. „Ich werde mit Dieter Hoeneß und Michael Preetz darüber beraten, wie es mit Marcelinho weitergeht“, sagte Götz. Manager Hoeneß sollte gestern Abend im Hertha-Trainingslager in Bad Waltersdorf, Österreich, eintreffen.

Der Manager wird sich etwas einfallen lassen müssen, damit die Euphorie in seiner jungen Mannschaft nicht schnell wieder verpufft. Denn gestern gab es noch mehr schlechte Nachrichten als die von der Verletzung Boatengs: Dennis Cagara wird sechs Monate lang kein Fußball spielen können. Der Abwehrspieler war von Dynamo Dresden zu Hertha zurückgeholt worden, um die linke Abwehrseite in dieser Saison zu verstärken. Nach einem Achillessehnenriss befand er sich im Aufbautraining. „Nun ist die Achillessehne erneut gerissen“, sagte Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher. Dafür gab es für Amadeus Wallschläger eine gute Nachricht: Der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall bestätigte sich nicht. Seine Schmerzen resultierten aus einer muskulären Überbelastung, in zwei oder drei Tagen soll er wieder trainieren können.

Im Rückspiel in Moskau wird Herthas Mannschaft nicht wesentlich anders aussehen als jene, die am Sonntag nicht über ein 0:0 hinausgekommen ist. Götz ist dennoch zuversichtlich, weil „wir dann schon ein gutes Stück weiter in der Vorbereitung sind. Wir wollen mit allen Mitteln weiterkommen.“ Josip Simunic soll seinen Trainingsrückstand nach dem WM- Urlaub bis dahin aufgeholt haben. Arne Friedrich und der Brasilianer Gilberto werden noch nicht spielen können.

In der Offensive dürfen Ebert und Ede dagegen wieder auf Einsätze hoffen. „Es würde ihnen viel bringen“, sagt Sofian Chahed. Der 23-Jährige weiß, wie wichtig Europapokalspiele für Talente sind. Chahed hat in der vorigen Saison seine ersten Eindrücke sammeln können. „Die Zweikämpfe sind härter, das Spiel ist schneller“, sagt er. Und auch die Atmosphäre sei anders gewesen. Chahed ist sicher, dass auch Ebert und Ede noch in dieser Saison im Olympiastadion Europapokalspiele bestreiten werden: „Für mich besteht kein Zweifel, dass wir in Moskau gewinnen.“

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false