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Sport: Hertha stürmt wieder

Beim 4:2-Sieg über Schalke 04 treffen mit Preetz und Alves endlich wieder die Angreifer

Berlin. Brasilianer können bekanntlich besonders gut feiern. Vor zwei Wochen, nach dem Siegestor gegen Dortmund, wirbelte Marcelinho im Freudentaumel seinen Schuh durch die Luft. Gestern nach dem 4:2 (2:1) über den Pokalsieger Schalke 04, sprang Alex Alves seinem Landsmann Marcelinho jubelnd in die Arme. Viele hatten den Stürmer schon abgeschrieben, gestern erlebte er so etwas wie eine Renaissance. „Alex hat super gespielt“, lobte Herthas Manager Dieter Hoeneß. Alves schoss ein herrliches Tor, bereitete zwei vor und wurde damit für Schalke zum Trauma.

Wann hat es schon mal Beifall beim Halbzeitpfiff gegeben? „Das war spielerisch unsere beste Saisonleistung“, lobte Trainer Huub Stevens, der in der vergangenen Saison noch die Schalker betreut hatte. „Aber enttäuschend war, dass wir zu viele Torchancen vergeben haben.“

Huub Stevens ist so leicht nicht zufrieden zu stellen, und auch gestern lag er mit seiner Kritik richtig. Beim Stand von 3:1 vergaben die Herthaner Chance um Chance. „Da hätten wir vier, fünf weitere Tore schießen müssen“, sagte Michael Hartman. Stattdessen gelang den Schalkern durch Niels Oude Kamphuis noch das Anschlusstor – obwohl sie doch nach der Gelb-Roten Karte für Gustavo Varela fast eine halbe Stunde in Unterzahl spielen mussten. „Da haben sich unsere Herzen vor Bangen überschlagen“, sagte Stevens in seiner blumigen Sprache. Erlöst wurden er und die Hertha-Anhänger unter den knapp 40 000 Zuschauern im Olympiastadion durch Marcelinhos achtes Saisontor.

Nun hatte sich dieses furiose Finale zu Beginn des Spiels keineswegs angedeutet. Emile Mpenza gelang schon nach 56 Sekunden die Schalker Führung, nach 25 Minuten musste Marko Rehmer den Platz verlassen. „Es ist eine Zerrung oder ein Muskelfaserriss. Eine Ultraschall-Untersuchung wird das am Sonntag klären“, sagte Rehmer, der auch für das Länderspiel gegen Spanien am Mittwoch auf Mallorca absagen musste. Wäre es ein Muskelfaserriss, befände er sich in guter Gesellschaft mit zwei Schalkern. Der eine, Andreas Möller, konnte deswegen gestern erst gar nicht spielen, der andere, Ebbe Sand, schied nach einer Halbzeit aus.

Es spricht für die Moral der Berliner, dass sie sich durch Mpenzas schnelles Tor und Rehmers Ausscheiden nicht aus der Ruhe bringen ließen. Alex Alves gab erst die Maßflanke zum Kopfballtor von Michael Preetz, dann lupfte er den Ball gefühlvoll über Schalkes Torhüter Frank Rost, und nach dem Eigentor des Argentiniers Anibal Matellan legte er Marcelinho den Ball maßgerecht zum alles klärenden 4:2 vor.

„Wir haben Hertha ordentliche Vorlagen geliefert. Mit unseren Stellungsfehlern, dem Eigentor und dem Platzverweis“, schimpfte Trainer Frank Neubarth. Wie auch immer, Hertha bot eine starke Leistung in dieser wichtigen Partie. „Nun müssen wir aber am nächsten Wochenende in Gladbach nachlegen, sonst ist der Erfolg nicht viel wert“, sagte Manager Hoeneß mit Blick auf die Siege der Konkurrenten im Kampf um einen Uefa-Cup-Platz, 1860 München und Bochum.

Mut machte Hoeneß und Stevens, dass endlich mal über die Außenpositionen gespielt und geflankt wurde. „Stürmer brauchen eben Flanken“, sagte Hoeneß. Alves beherzigte das, auch Thorben Marx. Der bekam gegenüber Bartosz Karwan den Vorzug und rechtfertigte seine Nominierung mit einer guten Leistung. Vier Tore hat Hertha in dieser Saison noch nicht geschossen. Und das ohne Luizao, der eigentlich zum Toreschießen geholt worden war. Luizao dürfte gestern nicht zum Feiern zumute gewesen sein.

Ganz im Gegensatz zu seinen Landsleuten Alves und Marcelinho.

Klaus Rocca

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