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Der Aufsteiger kommt. Trainer Jürgen Röber (2. v. r.) stürmte vor 14 Jahren mit Hertha in die Bundesliga. Foto: dpa

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Herthas Aufstieg: „Babbel hat’s sehr gut gemacht“

Der frühere Aufstiegstrainer Jürgen Röber würdigt seinen Nachfolger Markus Babbel und gratuliert Hertha BSC zur Rückkehr in die Bundesliga.

Hertha BSC hat den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Nach einem Jahr ist der Verein wieder da, wo er hingehört. Bei allem, was ich mit Hertha erlebt habe, kann sich jeder vorstellen, dass mich diese Nachricht sehr gefreut hat – auch wenn sie mich letztlich nicht überrascht hat. Ich habe schon vor der Saison zu Michael Preetz gesagt: „Da habt ihr eine gute Truppe beisammen. Mit der müsst ihr einfach aufsteigen.“

Das soll die Leistung nicht schmälern, vor allem nicht die von Markus Babbel. Der Aufstieg ist logischerweise sein großes Verdienst. Natürlich stand er unter Druck, aber das ist doch ein toller Druck, wenn du als Trainer mit einer solchen Mannschaft arbeiten darfst. Nur solltest du dich nicht auf die Qualität alleine verlassen. Ich weiß doch, wie die Fußballer sind. Wenn dir alle sagen, dass der Aufstieg nur Formsache ist, passiert es ganz schnell, dass du denkst: „Ach, das geht heute schon. Wenn ich mal nicht so gut drauf bin, wird das schon ein anderer machen.“ Als Trainer musst du permanent dagegen arbeiten. Das hat Markus Babbel sehr gut gemacht.

Über den Menschen Babbel kann ich wenig sagen. Persönlich kenne ich ihn eigentlich nicht, ich habe ihn nur einmal kurz getroffen, wir haben uns hallo gesagt – das war’s auch schon. Ich habe aber den Eindruck, dass er ein netter Kerl ist. Auch als Trainer bringt er vieles mit. Er hat beim besten Verein Deutschlands gespielt, er hat auf der Insel gespielt, hat also viele gute Trainer erlebt, von denen er eine Menge gelernt hat. Er bringt aber auch seine eigenen Ideen ein. Markus kommt sehr souverän rüber. Er ist ein eher ruhiger Zeitgenosse, ein bisschen anders, als ich es damals war. Ich vermute, innerlich pulsiert er auch, wenn er an der Seitenlinie steht, aber er lässt das nicht so sehr nach außen, wie ich es getan habe.

Als ich im vorigen Sommer gehört habe, dass Hertha Markus Babbel verpflichtet hat, war mein erster Gedanke: Das ist der Richtige. Berlin ist schon ein besonderes Pflaster, mit der Medienlandschaft, den allgemeinen Ansprüchen – Hauptstadt eben. Da stehst du schon stärker im Fokus als in, sagen wir, Bremen. Aber Markus Babbel scheint ganz besonnen damit umzugehen. Ich glaube, er profitiert auch von seiner Zeit bei den Bayern. Da ist alles noch einen Tick schärfer. Wenn du da so lange gespielt hast, kann dir der Druck nichts mehr anhaben.

Als wir 1997 aufgestiegen sind, hatten wir auch keine schlechte Truppe, aber wir hatten, zumindest von den Namen her, auch nicht die beste Mannschaft der Liga wie Hertha jetzt. Dafür waren wir eine verschworene Gemeinschaft. Das hat uns auch nach dem Aufstieg geholfen. Die wenigsten meiner Jungs hatten Erstligaerfahrung, und wir wussten, dass das eine große Umstellung wird. Jeder Fehler wird in der Bundesliga sofort bestraft. In der Zweiten Liga kann es sein, dass du den Ball verlierst und dein Gegenspieler ihn gleich wieder verstolpert. Das ist schon ein anderes Niveau. In der Hinrunde habe ich viele Spiele gesehen. Da haben mir schon manchmal die Füße wehgetan.

Für Herthas aktuelle Mannschaft wird es nach dem Aufstieg einfacher als für uns damals. Die meisten Spieler kennen die Bundesliga, sie haben auch schon gezeigt, dass sie da mithalten können. In der Defensive sehe ich allerdings noch Handlungsbedarf. Gegen Mannschaften, die schnell und beweglich sind, hatte Hertha schon in der Zweiten Liga Probleme. Aber ich bin davon überzeugt, dass Markus Babbel und Michael Preetz das längst wissen und sich etwas einfallen lassen.

Jürgen Röber stieg 1997 mit Hertha BSC in die Fußball-Bundesliga auf. Den Verein betreute er von 1996 bis 2002. Seinen Text hat Stefan Hermanns aufgezeichnet.

Jürgen Röber

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