zum Hauptinhalt
Dortmunds Fans benahmen sich mal wieder daneben.

© dpa

Hoffenheim - Dortmund 1:1: Giftige Anhänger, müde Kicker

Die Fans von Borussia Dortmund zeigen bei der TSG Hoffenheim zu viel Einsatz – und ihr Team beim 1:1 gegen die TSG zu wenig.

Wirklich überraschend war es nicht, was da am Samstagnachmittag im Gästefanblock in Sinsheim vor sich ging. Die Fans von Borussia Dortmund präsentierten ein großes Plakat mit dem Konterfei von TSG-Mäzen Dietmar Hopp, darüber gemalt eine Zielscheibe. „Hasta la vista, Hopp“, schrieben sie dazu. Es war eine Reaktion auf einen Strafantrag Hopps gegen mehr als 30 BVB-Fans, die ihn in der vorigen Saison wüst verschmäht hatten. Zusammen mit Hopps Strafantrag waren Hausverbote rund um das Spiel in der Rhein-Neckar-Arena erteilt worden, alles basierend auf Videoaufzeichnungen.

Dass die Dortmunder Fanszene Hopps Strafantrag nicht bieten lassen wollte, machte sie schon vor dem Spiel bei der TSG Hoffenheim deutlich: „Sollte Hopp tatsächlich glauben, er könne uns mit seinen Verboten mundtot machen, zeigen wir ihm am Samstag, wie falsch er damit liegt“, teilte das Fanbündnis Südtribüne mit. Viel Gift steckte damit in der Partie der beiden Champions-League-Teilnehmer – was sich auf dem Rasen allerdings nicht widerspiegelte. 1:1 trennte man sich am Ende.

Vor allem den Dortmundern mangelte es an Esprit. Der Mannschaft von Trainer Lucien Favre, der Weltmeister Mario Götze gar nicht erst für den Kader nominiert hatte, wirkte eine Stunde lang wie gehemmt. Den ersten Torschuss, der knapp am Ziel vorbeistrich, gab Shinji Kagawan nach 56 Minuten ab. Da hätten die munter auftretenden Hoffenheimer schon höher als 1:0 führen müssen. Abgesehen von der Anfangsphase – in der Dortmund zwar feldüberlegen war, aber ungefährlich blieb – spielte die TSG zielstrebig in die Spitze. Die beste Chance zur Führung hatte Leonardo Bittencourt nach 18 Minuten, der frei vor BVB-Keeper Roman Bürki scheiterte.

Hoffenheim konnte trotz Überzahl die Führung nicht über die Zeit bringen

Bis kurz vor der Halbzeitpause fehlte dem nun klar besseren Team von Trainer Julian Nagelsmann gegen fehleranfällige Dortmunder das Abschlussglück. Dann aber kam Joelinton, umzingelt von vielen interessiert dreinblickenden Dortmundern, im Strafraum zum Schuss. Dass er dabei ausrutschte, machte nichts, der Ball schlug flach im linken Dortmunder Toreck ein.

Kurz nach der Pause machte die TSG direkt da weiter, wo sie aufgehört hatte – nämlich mit dem Toreschießen. Ermin Bicakcic nickte eine von Andrej Kramaric geschlagene Flanke zum 2:0 über die Linie – dachten zunächst alle im Stadion. Weil Kramaric den Ball zuvor aber in Abseitsposition erhalten hatte, wurde der Treffer per Videobeweis wieder aberkannt. Kurz darauf erzielten die Gastgeber das nächste Abseitstor, dieses Mal hieß der kurzzeitige Torschütze Kramaric. Für einen Dortmunder Punktgewinn sprach zu diesem Zeitpunkt wenig. Und ab Minute 76 noch weniger. Schiedsrichter Harm Osmers schickte BVB-Innenverteidiger Abdou Diallo mit der Roten Karte wegen einer Notbremse vom Platz. Es war eine harte Entscheidung, schließlich hatten sowohl Diallo als auch Gegenspieler Kramaric im Laufduell intensiv mit den Armen gearbeitet. Am Ende ging Kramaric zu Boden und Diallo fassungslos in die Kabine.

Als Diallo vom Platz war, tauchte der BVB plötzlich auf. Mit einem Mann weniger entdeckten die Dortmunder ihre Offensivqualitäten wieder, insbesondere Christian Pulisic und Marco Reus trieben ihre Kollegen nun an. Und so war es kein Zufall, dass eine Co-Produktion dieser beiden zum Ausgelichstreffer führte. Der schnelle Reus zog auf links lässig an der TSG-Abwehr vorbei, begünstigt durch einen Stellungsfehler Bicakcics, und bediente den in der Mitte eingelaufenen Pulisic, der den Ball locker zum 1:1 ins Netz schob.

Den Schlusspunkt aber setzten die Hoffenheimer: Eine flache Hereingabe, mehr Schuss als gezielter Pass, von Neu-Nationalspieler Nico Schulz gelangte zu Adam Szalai, der am hinteren Pfosten so überrascht schien, dass er den Ball über statt ins Tor schoss. Dass ihm dieses Kunststück aus gerade mal zwei Metern Torentfernung gelang, hinterließ einen giftigen Trainer Julian Nagelsmann. (Tsp/dpa)

Zur Startseite