zum Hauptinhalt
Spalier stehen (und sitzen!) zum Abschiedstor. Herthas restlos überforderte Abwehr schaut zu, wie Schalkes Weltstar Raúl zum zwischenzeitlichen 3:0 trifft. Foto: dpa

© dpa

Sport: Hoffnung nach dem Desaster

Auch nach dem 0:4 auf Schalke ist Hertha BSC noch nicht aus der Bundesliga abgestiegen.

Am Ende flossen Tränen. Bei Stürmerstar Raúl, der sich im letzten Heimspiel weinend von den Schalker Fans verabschiedete. Aber mehr noch bei einigen der 3500 mitgereisten Fans aus Berlin. Sie beweinten das 0:4 (0:1) von Hertha BSC beim FC Schalke 04. Aber nicht, das war der schwache Trost, den Abstieg. Den hatten die Berliner gerade noch verhindert. Oder besser gesagt: Die Freiburger, die den direkten Konkurrenten Köln zeitgleich 4:1 geschlagen hatten.

Die Hertha-Mannschaft selbst hatte, vor allem in der desolaten zweiten Halbzeit, alles für den Abstieg getan. Nun entscheidet sich im letzten Heimspiel am Samstag gegen die TSG Hoffenheim, ob es zumindest noch für die Relegation reicht. „Der Fußballgott hat gesagt: Komm Hertha, ich gebe euch noch eine Chance“, sagte Trainer Otto Rehhagel. „Wir mussten aufpassen, dass wir hier nicht abgeschossen werden.“ Weil bei Hertha in einem entscheidenden Spiel erneut keine Kampfbereitschaft zu erkennen war. „Wir haben zu viele Spieler, die keine Körpersprache haben, die still sind“, beschwichtigte Rehhagel, aber setzte gleich den Kontrast: „Schalkes Jermaine Jones hat gezeigt, wie man in Zweikämpfe gehen muss.“

Dabei hatten die Berliner in der ersten Halbzeit nicht so schlecht begonnen. Überraschend hatte Rehhagel Ronny für den zuletzt schwachen Andreas Ottl vor der Abwehr aufgeboten. „Ich habe mein Maximum gegeben, aber lange nicht mehr gespielt und war am Ende ein bisschen müde“, sagte der Brasilianer, der mahnte. „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.“ Ronny tat zunächst, was alle taten: brav die Rolle und den Raum halten. Die Schalker, bei denen Jefferson Farfan bis 2016 verlängerte, hatten in der ersten halben Stunde große Probleme damit, dass die Berliner sich starr auf ihr Defensivkonzept beschränkten. „Wir waren uns gar nicht bewusst, was für eine Riesenchance wir hier heute hatten“, klagte Defensivmann Christoph Janker, der wie Roman Hubnik in die Innenverteidigung zurückgekehrt war. „Aber hundertprozentig fit waren wir nicht.“ Janker haderte mit den Konteransätzen, die, besser ausgespielt, in der ersten Halbzeit einen Sieg gegen die lange lauwarm agierenden Schalker greifbar gemacht hätten. Doch speziell Adrian Ramos und Nikita Rukavytsya vernichteten mit schlechten Pässen, Laufwegen und Ballannahmen gute Gelegenheiten.

Irgendwann fand Schalke dann die Lücke: Während Hubnik sich weh tat und niederlag, legte Joel Matip quer auf Klaas-Jan Huntelaar, der nach einer halbe Stunde zum 1:0 traf. Von Hertha kam kaum eine Reaktion. Eine Viertelstunde vor Schluss sah die Berliner Verteidigung bei einem Schalker Abschlag sehr unfit aus: Huntelaar konnte so für Lewis Holtby vorlegen, der zum 2:0 traf.

Die Berliner resignierten nun. Nach vielen Anläufen machte sich dann Raúl nach einer Ecke mit dem 3:0 sein Abschiedsgeschenk. Die Schalker unter den 61 673 brachten die Arena zum Dröhnen. Nach einem Freistoß erzielte Huntelaar noch sein 27. Saisontor. „Bei den Standards waren wir viel zu wenige Leute hinten, das kann ich mir nicht erklären“, sagte Janker.

Genauso wenig, wie das Hertha tatsächlich noch die Klasse halten kann. „Das Schicksal wollte es so, dass wir jetzt ein Endspiel haben“, sagte er. Und das Schicksal will, dass es dabei gegen den ehemaligen Trainer Markus Babbel geht. „Wir spielen gegen Hoffenheim, nicht gegen Babbel“, sagte Manager Michael Preetz in die Kameras und floh.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false