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Ramzan Kadyrow möchte beim 123. Großen Preis von Berlin erneut gewinnen.

© dpa

Hoppegarten: Ein Präsident gibt den Pferdenarr

Der Hengst Meandre ist Favorit in Hoppegarten. Sein neuer Besitzer hat sechs Millionen Euro für das Pferd ausgegeben - und ist der tschetschenische Präsident

Ramzan Kadyrow hat offenbar ein neues Hobby entdeckt. In Hoppegarten könnte der tschetschenische Präsident am Sonntag eine nicht unwichtige Rolle spielen – hinter den Kulissen. Das Interesse beim diesjährigen Hoppegartener Saisonhöhepunkt, dem 123. Großen Preis von Berlin, richtet sich vor allem auf den fünfjährigen Hengst Meandre – und dessen neuer Besitzer ist Ramzan Kadyrow.

Der umstrittene Politiker aus Grosny hat wohl Gefallen an den Pferden gefunden, denn seit zwei Jahren ist er auf Einkaufstour, wobei Zazou aus Deutschland und Meandre aus Frankreich zu seinen spektakulärsten Neuerwerbungen gehörten. Sechs Millionen US-Dollar war ihm der Kauf des vorher im Besitz der französischen Bankiersfamilie Rothschild stehenden Hengstes wert, mit dem er dieses Jahr zunächst einmal das höchstdotierte Rennen der Welt, den mit zehn Millionen US-Dollar dotierten Dubai World Cup, gewinnen wollte. Die Investition in den Vorjahressieger des Großen Preises von Berlin hat sich bisher aber noch nicht gelohnt, denn bei seinen vier Starts für seinen neuen Besitzer konnte Meandre bisher nicht gewinnen. Die entgangenen Geldprämien dürften Kadyrow weniger interessiert haben als der noch nicht erlangte Imagegewinn; offenbar will er sich durch den Turf international salonfähig machen, wie andere, etwa der Emir von Katar, es ihm in jüngster Vergangenheit vorgemacht haben.

Kadyrow hat vielseitige Sportinteressen: Der 36-Jährige ist Ehrenpräsident des Fußballvereins Terek Grosny. Vor einigen Jahren lud er sich ehemalige Fußballstars um Lothar Matthäus und Giovane Elber zu einem Spiel ein, um so für Grosny als Spielort für die WM 2018 in Russland zu werben. Außerdem unterstützt er den Schwergewichtsboxer Ruslan Tschagajew, der teilweise in Grosny trainierte. Nun hat er also den Pferdesport für sich entdeckt. Meandre, mittlerweile in Tschechien trainiert, muss sich heute gegen fünf Konkurrenten durchsetzen, um die Siegprämie von 100.000 Euro zu gewinnen. Für den Ritt hat Kadyrow den italienischen Starjockey Mirco Demuro verpflichtet, einen Weltenbummler, der besonders häufig und erfolgreich in Japan reitet, aber auch in Deutschland Gastspiele gibt.

Wiederholt Hengst Meandre seinen Sieg in Hoppegarten, wäre das nicht nur ein besonderes Ereignis für die Rennbahn, sondern auch ein Prestigeerfolg für den Neuling in der Welt des Turfs Ramzan Kadyrow.

Ulrich Nickesen

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