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Hrubesch

© dpa

Horst Hrubesch: "Spanien war mal fällig"

Zum Auftakt der U-19-EM in Tschechien ist der deutschen Nationalelf ein Sieg über Titelverteidiger Spanien geglückt. Horst Hrubesch, Trainer der Nationalmannschaft, über den Erfolg, seinen guten Jahrgang und das große Ziel, den Titel zu gewinnen.

Herr Hrubesch, erklären Sie uns doch mal bitte, wie man Spanien schlägt.

Indem man weiß, was man will und kann, sich andererseits aber dann auf dem Platz auch daran hält, was man zuvor abgesprochen hat. Das 2:1 gleich zum Auftakt der EM ist natürlich ein gutes Ergebnis. Wir haben verdient gewonnen, und das, obwohl wir noch nicht am oberen Limit gespielt haben.

Deutschland hat den Titelverteidiger geschlagen und nicht mal am oberen Limit gespielt?

Na, meine Mannschaft war schon ein wenig nervös und hippelig. Ein paar Abspielfehler und hektische Konter haben mir überhaupt nicht gefallen. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, das Team war schon gut. Wir hatten eine gute Vorbereitung. Wir wussten aber, dass wir 90 Minuten lang Gas geben müssen. Jetzt hat die Mannschaft den Beweis dafür erbracht.

Hat sich Bundestrainer Joachim Löw schon bei Ihnen gemeldet?

Ich komme gerade vom Training, da konnte ich noch gar nicht alle Glückwünsche oder Mails abrufen. Ich weiß aber, dass uns einige Glückwünsche erreicht haben. Ganz so alltäglich ist das nicht, dass man Spanien schlägt.

Die großen Jungs, also Löws Nationalmannschaft, haben es vor ein paar Tagen im EM-Finale nicht geschafft.

Die Spanier sind seit Jahren eine Macht im Nachwuchs. In den vergangenen sechs Jahren sind sie viermal Europameister geworden. Aber wir haben aufgeholt und waren schon einmal nah dran. Vor zwei Jahren bei der U-17-EM haben wir gegen diese spanische Mannschaft erst im Spiel um Platz drei im Elfmeterschießen verloren. Jetzt waren sie mal fällig.

Welches Signal geht von diesem Sieg aus?

Der Auftaktsieg hat eine Wirkung nach innen und nach außen. Wir haben vor dem Turnier gesagt, dass wir den Titel gewinnen wollen. Das Ziel ist sehr ambitioniert. Das Spiel gegen die Spanier haben wir gleich als Endspiel genommen. Und das werden wir auch mit den beiden restlichen Gruppenspielen gegen Bulgarien und Ungarn so halten.

Was macht denn diesen Jahrgang, den 89er, so gut?

Es ist die Mischung. Wir haben Top-Teamspieler und ein paar exzellente Individualisten, beispielsweise Timo Gebhart, Lars und Sven Bender oder Deniz Naki. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass uns einige tolle Spieler fehlen wie Marko Marin, Timo Perthel oder Eric-Maxim Choupo-Moting.

Warum ist Marin nicht dabei?

Er hat schon die Qualifikationsspiele in der U21 bestritten, ist mit Gladbach als Stammspieler in die Bundesliga aufgestiegen und steht auf dem Sprung in Löws Mannschaft. Da macht es wenig Sinn, ihn wieder für ein Turnier herunter zu holen. Außerdem haben es die Spieler, die durch unsere schwere Qualifikation gegangen sind, auch verdient, hier zu spielen. Diese Qualifikation ist ja leider etwas kompliziert.

Wie meinen Sie das?

Sehen Sie, an dieser Endrunde hier nehmen nur acht Mannschaften teil. Der Gastgeber ist gesetzt und aus den sieben Qualifikationsgruppen kam nur der jeweils Erste weiter. Mannschaften wie Holland oder Portugal haben es nicht geschafft. Ich finde das schade. Da muss die Uefa sich etwas einfallen lassen. Auf der einen Seite sagt man, man möchte den Jugendfußball stärken und fördern, den Nachwuchsmannschaften mehr Spiele geben - und dann wählt man diesen Modus. Ich denke, dass Europa in der Lage ist, eine EM mit 16 Nationen zu spielen.

Wissen Ihre Spieler eigentlich, dass Ihr Trainer vor 28 Jahren mal richtiger Europameister geworden ist?

Bestimmt, aber ich erkläre Ihnen lieber, welche Bedeutung dieser Titel besitzt. Die Spiele hier werden live im Fernsehen gezeigt, man kann sich einem breiten Publikum zeigen und natürlich sind Späher von großen europäischen Klubs hier.

Keine Angst, dass der Erfolg über Spanien die Mannschaftüberheblich macht?

Wir sind uns intern klar, dass wir die Mittel und die Klasse haben, den Titel zu gewinnen. Wenn das keine Motivation ist! Unser Anspruch muss es sein, auf diesem Level weiterzuspielen. Donnerstag spielen wir gegen Bulgarien – unser nächstes Endspiel.

Das Gespräch führte Michael Rosentritt

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