zum Hauptinhalt

Sport: Hüter der Zweiten Liga

Maikel Aerts hat den Job für Hertha erledigt, nun hofft der Klub auf Bayerns Thomas Kraft

Berlin - Am Freitagabend ist Maikel Aerts noch einmal zur Ostkurve marschiert, er hat mit den Kollegen das seltsame Vergnügen ausgekostet, sich für eine Niederlage feiern zu lassen. Herthas Fans bejubelten den Aufstieg und ignorierten das 1:2 gegen 1860. Es wird noch einige dieser Partys geben im Olympiastadion, aber für Aerts war es wohl schon der Anfang vom Abschied, endgültig vollzogen wird er in zwei Wochen beim Saisonfinale gegen Augsburg. Herthas sportliche Leitung traut dem holländischen Torhüter die Erste Liga nicht zu und steht kurz vor einer Verpflichtung des Münchners Thomas Kraft. In der Sache sind sich beide Seiten einig, es geht nur noch darum, ob Kraft das finanziell schlechtere Berliner Angebot annimmt.

Die Entscheidung für Kraft bringt betriebsintern einige Konsequenzen mit sich. Aerts dürfte sich kaum als zweiter Mann auf die Bank setzen, und auch der bisherige Ersatztorhüter Sascha Burchert wird sich Gedanken machen über seine Perspektive in Berlin. Dem 21-Jährigen ist intern oft genug gesagt worden, er sei der Mann der Zukunft. Jetzt wird ihm ein 22-Jähriger vorgezogen. Hertha wird sich einen neuen Ersatztorwart suchen müssen oder auf den 39-jährigen Marco Sejna setzen, er war zuletzt dritte Wahl.

Maikel Aerts hat seinen Job in der Zweiten Liga erledigt, wie ihn auch andere erledigt haben, etwa in der Innen- und Außenverteidigung, im zentralen Mittelfeld oder im Angriff. Auch auf diesen Positionen wird Hertha sich nach Verstärkungen umsehen müssen, weil das Tempo in der Ersten Liga eben ungleich höher ist als gegen Augsburg und Bochum und erst recht gegen Paderborn, Fürth oder 1860.

Herthas Weg zum Wiederaufstieg ist oft kommentiert worden mit der Bemerkung, der Klub unterhalte in der Zweiten Liga eine Mannschaft mit Erstligaspielern. Es sind aber auch ein paar Spieler dabei, deren Qualität explizit den Anforderungen in der Zweiten Liga entsprach. Aerts ist keineswegs so schlecht, wie er in den vergangenen Monaten oft gemacht wurde. Welchen Stellenwert er in der Mannschaft genießt, zeigte sich bei dem zwischenzeitlichen Presseboykott. Derartigen Korpsgeist zeigen auf Egoismus getrimmte Profis nur für Kollegen, die ihnen wichtig sind. Mit seiner positiv dominanten Art hat Aerts viel für die Ausbildung dieses Korpsgeistes getan. Seine Fähigkeiten im Kerngeschäft sind bei Weitem nicht so ausgeprägt. Aerts schwächelt in der Strafraumbeherrschung, er ist bei hohen Bällen oft ein Unsicherheitsfaktor und auch auf der Linie verbesserungswürdig.

Nun ist es eine undankbare Aufgabe, das Tor einer Spitzenmannschaft zu hüten. Es gibt in vielen Spielen nur zwei, drei Situationen zur Bewährung, und niemand auf der Tribüne kann nachempfinden, wie ein Torwart versucht, die Spannung in den Phasen der Beschäftigungslosigkeit hochzuhalten. Maikel Aerts’ Leistung am Freitag gegen 1860 war ein Spiegelbild der Saison. Er ist selten gefordert worden, trug an beiden Gegentoren keine Schuld, aber weil er zweimal scheinbar desorientiert durch den Strafraum lief, blieb im Hinterkopf wieder der Eindruck eines Unsicherheitsfaktors hängen.

So ähnlich ist es Thomas Kraft zuletzt bei Bayern übrigens auch ergangen. Zwar auf höherem Niveau, aber auch mit persönlicher Schuld an folgenschweren Gegentoren.

Hertha- und Dresden-Fans randalieren in Berlin: Seite 13

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false