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Sport: I turn, I swing

Drehen und Schwingen – was der berühmte Golf-Guru David Leadbetter am Seddiner See lehrte

Berlin – Der Mann mit der blauen Sonnenbrille und dem weißen Polo-Hemd muss unbedingt an seinem Schwung arbeiten. Der Schwung sei nicht flüssig genug, findet der Golflehrer, und deshalb demonstriert er jetzt, wie ein Schwung auszusehen hat. „I turn, I swing“, sagt David Leadbetter und sein Kopf folgt der Bewegung des Schlägers. „I turn, I swing“, wiederholt er, ich drehe und schwinge.

Leadbetter ist einer der berühmtesten Golflehrer der Welt. Bernhard Langer, Nick Faldo, Ernie Els – die gesamte Golfelite hat bei ihm schon das Schlagen und Schwingen geübt. Er hat ein kleines Imperium von Golfakademien aufgebaut und Bücher geschrieben, die Titel tragen wie „Lessons from the Golf Greats“. Leadbetters Branchenname ist „Schwung-Guru“, weil er eine Theorie entwickelt hat, wie man mit dem richtigen Schwung dem Ball jene Präzision geben kann, die einen guten Spieler von einem Weltklasse-Golfer unterscheidet. Einmal im Jahr kommt Leadbetter nach Europa, um eine Stunde öffentliches Training zu geben, und an diesem Tag ist seine Bühne ein tennisplatzgroßes Rasenstück auf der Golfanlage am Seddiner See. Hinter Leadbetter stehen vier Männer mit beigefarbenen Hosen und schwarzen Sonnenbrillen. Es sind Trainer von der David-Leadbetter-Akademie, aber im Moment sehen sie eher aus wie vier Bodyguards, die einen Superstar beschützen sollen. „Sie dürfen den Schläger nicht krampfhaft kontrollieren“, erklärt Leadbetter und lässt seinen Schläger lässig zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her baumeln. Die Zuschauer nicken zustimmend. Leadbetter erzählt keine revolutionären Dinge, aber später wird ein Zuschauer sagen, dass „bei ihm alles viel anschaulicher ist“.

Die Sonne knallt auf die Driving-Ranch, Leadbetter schiebt sich die Schirmmütze in den Nacken. Jedes Mal, wenn die Zuschauer über einen seiner Scherze lachen, huscht auch über sein Gesicht ein kleines zufriedenes Lächeln. „Jetzt noch ein Tipp für alle Frauen: Hören Sie beim Golfspielen bitte nicht auf Ihren Mann“, sagt er und demonstriert, wie eine Schülerin einmal einen Schlag so falsch ausführte, dass der Ball seine Kniescheibe traf. „Da war nur ihr Mann schuld dran.“ Die Leute kichern, Leadbetter geht zum zweiten Schritt seiner Lektion über: Der richtige Griff.

Eine Privatstunde bei dem Golftrainer kostet 225 Dollar, ein Dreitagesprogramm in der Gruppe 900 Dollar. Am Seddiner See ist das Lernen umsonst, aber wer hier im Club ist, schaut sowieso nicht mehr aufs Geld: Allein um Mitglied zu werden, muss man eine Aktie kaufen, die 17 741 Euro kostet. Mittlerweile steht der amerikanische Botschafter am Abschlag. Er ist einer der 24 Kunden eines Golf-Sportgeschäfts, die ein Probetraining bei Leadbetter gewonnen haben. Auch bei ihm stellt Leadbetter Mängel fest, deshalb soll er die linke Hand in die Hüfte stemmen und den Schläger nur mit rechts schwingen. Nach zehn Minuten und drei weiteren Schwungübungen ist Leadbetter zufrieden. Seine Tipps sind einfach und deshalb kann sie auch jeder umsetzen. „Üben Sie jeden Tag 20 Schwünge in ihrem Garten. In zwei Wochen spielen sie schon viel besser.“

Auch der Mann mit dem Polohemd weiß, dass etwas mit seinem Griff nicht stimmt – er habe immer Löcher in seinem Handschuh. Leadbetter hat ein Schlag genügt, um zu sehen, wo der Fehler lag: Er soll den Schläger weiter vorne auf der Hand auflegen. Gerne hätte sich der Golfer mit Leadbetter noch länger unterhalten, denn er hat selbst eine Theorie entwickelt, wie man Anfängern das Golf spielen beibringt. Leadbetter hatte aber keine Zeit mehr für die Theorie – er war schon bei Teil drei seiner Lektion auf dem Golfplatz am Seddiner See: der Schlag.

Stéphanie Souron

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