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Sport: „Ich glaube, ich schnarche“

Herthas Neuzugang Niko Kovac über Trainingslager, Zimmerpartner und den Rummel bei den Bayern

Herr Kovac, was fällt Ihnen spontan zum Trainingslager ein?

Harte Arbeit. All das, was ein Fußballprofi nicht so gerne macht. Trotzdem macht es Spaß. In der ersten Woche in Berlin war es härter.

Wieso?

Da sind wir mehr gelaufen.

Haben Sie schon mal ein spezielles Lauftrainingslager mitgemacht?

Gott sei Dank nicht. Ich halte auch nicht viel davon. Die einzig spannende Frage ist, ob du linksrum läufst oder rechtsrum. Das kannst du auch zu Hause.

Ist das nicht generell so?

Das glaube ich nicht. In Berlin hast du einfach viel zu viel Ablenkung. Hier kannst du konzentriert arbeiten, hast nicht ständig irgendwelche Termine. Du denkst den ganzen Tag an Fußball. Außerdem bist du 24 Stunden mit den Jungs zusammen. Gerade für uns Neue ist das wichtig, damit wir die Mannschaft kennen lernen.

Muss man sich ein Trainingslager in etwa so vorstellen wie früher, wenn man mit der Schulklasse in die Jugendherberge gefahren ist, raus aus dem normalen Trott?

Das ist schon ein Unterschied – hier sind keine Mädels dabei. Und wir sitzen auch nicht abends zusammen am Lagerfeuer, und einer spielt Gitarre. Das ist auch gut so.

Was nervt im Trainingslager am meisten?

Das ständige An und Ausziehen. Man steht auf, dann zieht man sich an, geht zum Frühstück, kommt hoch und zieht sich schon wieder um. So geht das ständig. Wir häuten uns wie eine Schlange, sieben- oder achtmal am Tag.

Sind alle Trainingslager gleich?

Vom Ablauf her schon: Frühstück, erstes Training, Mittagessen, Ausruhen, zweites Training, Abendessen, Behandlung, schlafen gehen. Im Moment ist das ein bisschen monoton.

Trotzdem versucht jeder Trainer, seinen eigenen Stil durchsetzen. Was zeichnet Huub Stevens aus?

Bei ihm herrscht Disziplin vor.

Wird heute mehr Wert auf Disziplin gelegt als zu Beginn Ihrer Karriere?

Früher war alles einfacher. Vor allem die älteren Spieler konnten die Sache lockerer angehen. Aber heute geht das nicht mehr. Das bringt die ganze Entwicklung mit sich – heute steht viel mehr Geld auf dem Spiel. Alles ist professioneller geworden, viel organisierter. Und wir stehen unter ständiger Beobachtung der Medien. Wenn früher mal jemand ausgebüchst ist, hat das keiner mitbekommen.

Haben Sie schon mal über die Stränge geschlagen?

Ich bin relativ pflegeleicht. Das Risiko, vom Trainer erwischt zu werden, muss man nicht eingehen. Zumindest nicht in Deutschland. Bei der kroatischen Nationalmannschaft ist das schon etwas anderes.

Könnten Sie auf Anhieb sagen, Ihr wievieltes Trainingslager das ist?

Puh, weiß ich nicht. Seit 1991 bin ich Profi, zwölf Jahre also, zwölf mal zwei macht 24, da habe ich ein, zwei ausgelassen. 22 werden es schon gewesen sein.

Eine erschreckende Zahl?

Es ist verdammt viel, muss ich sagen. Aber ich habe ja nur noch wenige vor mir. Noch mal 22 werde ich wohl nicht schaffen.

Haben Sie im Trainingslager schon einen Zimmerpartner gehabt, der schnarcht?

Ich glaube, ich schnarche selbst.

Durften Sie sich Ihren Zimmerpartner bei Hertha aussuchen?

Mir ist Fredi Bobic zugewiesen worden. Hier scheint es wohl so geregelt zu sein, dass die Partner von Jahr zu Jahr wechseln.

Wie war das bei anderen Vereinen? In Leverkusen und bei den Bayern haben Sie wahrscheinlich mit Ihrem Bruder Robert das Zimmer geteilt.

In Leverkusen schon. Bei den Bayern hatte jeder ein Einzelzimmer.

Bei den Bayern wird man im Trainingslager richtig verwöhnt.

Kann man so sagen. Dort, wo Bayern hingeht, ist alles top. Andererseits ist da sehr viel mehr los als bei allen anderen Vereinen. Zum einen von den Zuschauern her, zum anderen vom Medienaufkommen. Jeden Tag stehen fünf Kamerateams am Platz, und jeden Tag gibt es eine Pressekonferenz.

Die Bayern nutzen ihre Trainingslager aber auch ganz bewusst, um neue Fans zu gewinnen, etwa in den Neuen Bundesländern. Manchmal hat man das Gefühl, das Ganze ist eine große Fanartikel-Verkaufsveranstaltung mit angegliedertem Trainingslager.

So kann man das nicht sagen. Wir haben auch bei Bayern in erster Linie hart gearbeitet; das ist schließlich der Sinn des Ganzen. Aber wenn man noch neue Fans gewinnt und Merchandising-Produkte verkauft, ist das doch clever.

Bekommen Sie noch alle Orte zusammen, in denen Sie im Trainingslager waren?

Oh. Na, zumindest die Länder. Warten Sie mal, also, Deutschland, Österreich, Spanien, USA.

Schon mal ein Buch mitgehabt im Trainingslager?

Ja, klar. Aber mit Büchern im Trainingslager, das ist so eine Geschichte. Ich habe welche dabei, aber ich kriege sie nicht durch.

Das Gespräch führte Stefan Hermanns.

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