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Sport: „Ich habe keine Angst“

Ski-Rennläuferin Maria Riesch über ihre neue Popularität, den Erfolgsdruck – und Fragen nach ihrem Freund

Frau Riesch, heute findet in Sestriere die letzte WeltcupAbfahrt der Saison statt. Die Abfahrt in Haus haben Sie überraschend gewonnen. Rechnen Sie auch heute mit einem Platz auf dem Podest?

Bestimmt nicht. Ich möchte gut fahren, aber ich rechne gewiss nicht mit einem Platz auf dem Podest.

Ihr Weltcup-Erfolg im Slalom in Levi war nicht bloß eine Überraschung, das war eine Sensation. Ihr Slalomtrainer Matthias Berthold kann sich Ihren Slalom-Erfolg nicht erklären. Können Sie es?

Ich bin im Sommer im Slalom-Training gut gefahren. Es hat aber in den Rennen nie so richtig gepasst. Nur einmal, im zweiten Durchgang von Megeve, bin ich ganz gut gefahren. Dass ich im Slalom mal unter die ersten zehn kommen könnte, damit habe ich schon gerechnet. Aber nicht mit einem Sieg.

Beachtlich ist vor allem, dass Sie den Rummel, der nach Ihren Weltcup-Siegen in der Abfahrt und im Super-G entstanden ist, so gut weggesteckt haben.

Es geht ganz gut. Ich spüre keinen großen Druck von außen. Natürlich bin ich vor einem Rennen etwas nervös, das war bei mir aber schon vor Kinder- und Schülerrennen so. Jetzt ist es vielleicht ein bisschen mehr, aber ich habe keine Versagensängste. Mir ist es ziemlich egal, was andere sagen. Ich weiß, dass ich gut Ski fahren kann. Und wenn es nicht gut läuft, dann ist es halt so. Deshalb kann ich mich auch nicht umbringen.

Wie bedeutsam ist es, dass Sie bislang von schweren Verletzungen verschont geblieben sind? Ist das ein Grund für Ihre Lockerheit, gerade in der Abfahrt?

Ich habe bis jetzt wirklich sehr viel Glück gehabt. Andere fallen nicht mal spektakulär, aber haben dann einen Kreuzbandriss. Bei mir ist alles gut gegangen. Zum Beispiel bin ich mal im Sommer beim Mattenspringen im Schanzenauslauf schwer gestürzt. Da bin ich in einen Gegenhang geflogen und habe mir die Rippen stark geprellt. Das hat schon brutal ausgesehen. Aber im Krankenhaus hat mir der Arzt gesagt, dass ich einen sehr starken Knochenbau habe.

Und wie sieht das aus, wenn Skifahrer eine Schanze runterbrettern?

Naja, wir haben die Stöcke dabei, und die Schuhe stecken fest in der Bindung. Wir simulieren dann die Sprünge, die bei der Abfahrt auch auftreten. Da springen wir dann schon bis zu 40 Meter weit. Der letzte Sprung bei der Abfahrt in Haus ging schon ziemlich weit.

Sie gelten als das neue Gesicht im Skisport, das die Marketing-Abteilungen so dringend gesucht haben. Haben Sie Angst vor dieser Rolle, weil damit auch viele Erwartungen verbunden sind?

Ach, im Moment genieße ich es ziemlich, dass sich die Leute für mich interessieren. Aber ich weiß natürlich, dass man schnell fallen gelassen wird, wenn die Ergebnisse fehlen. Deshalb spielt Cheftrainer Maier ja zu meinem Schutz alles ein wenig runter.

Ihre Popularität zeigt sich an den Fragen, die man Ihnen inzwischen stellt. Jemand wollte wissen, ob Sie in der Fastenzeit fasten. Fühlen Sie sich dadurch schon genervt?

Manchmal kommen schon komische Fragen, aber das ist halt so. Wenn man etwas von mir wissen will, dann soll man fragen. Vielleicht interessiert es die Leute ja wirklich, ob ich da faste. Obwohl, diese Frage war schon der Wahnsinn. Man sollte sich eigentlich denken können, dass ich während der Wettkampfsaison nicht faste.

Gab es denn schon Fragen, bei denen Sie richtig abgeblockt haben?

Eigentlich nicht. Ich möchte da keinen vor den Kopf stoßen. Natürlich gibt es ein paar Themen, die mir eher unangenehm sind. Die Frage nach dem Freund zum Beispiel.

Sie klären gerade ab, wen Sie als Manager verpflichten. Mit welchen Vertragsangeboten braucht er gar nicht zu Ihnen zu kommen?

Im Prinzip habe ich keine Einschränkungen. Nur eine: den „Playboy“. Für den würde ich mich nie fotografieren lassen. Fotos im allgemeinen schon, aber keine Nacktfotos.

Sind dann die freizügigen Fotos der Eisschnellläuferin Anni Friesinger für Sie grenzwertig?

Ja, eigentlich schon.

Sie haben das Gymnasium von Garmisch-Partenkirchen verlassen, weil es Lehrer gab, die wenig Rücksicht auf Sie als Sportlerin genommen haben. Empfinden Sie nun Genugtuung, wenn Sie daran zurückdenken?

Ich möchte auf keinen Fall schlecht über die Schule in Garmisch reden. Die hat mich im Rahmen dessen, was möglich war, unterstützt. Es gab ein paar Lehrer, die nicht so mitgezogen haben, aber der Direktor hat oft versucht, sie in meine Richtung zu beeinflussen. Er hat mir auch nach meinem Abfahrtssieg geschrieben: Sie würden sich alle freuen. Das Abitur habe ich ja dann in Berchtesgaden gemacht.

Das Gespräch führte Frank Bachner.

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