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Sport: „Ich spiele eine wichtigere Rolle“

Bastian Schweinsteiger über seinen Stellenwert in der Nationalmannschaft und die Rolle der jungen Spieler

Herr Schweinsteiger, ärgern Sie sich, dass Sie am Mittwoch im Spiel um Platz drei nicht noch einmal auf Argentinien treffen?

Ein bisschen schon. Gegen Argentinien haben wir jetzt zweimal 2:2 gespielt. Beim nächsten Mal gewinnen wir gegen die. Da bin ich mir sicher.

Gegen Mexiko etwa nicht?

Das ist eine schwierige Mannschaft, die immer noch unterschätzt wird. Dabei liegen die auf Platz sechs der Weltrangliste, haben beim Confed-Cup Brasilien geschlagen und hatten Argentinien am Rande einer Niederlage.

Was macht die Mexikaner so stark?

Schwer zu sagen. Die spielen einen interessanten Fußball. Gegen Brasilien haben sie mit elf Mann am eigenen Sechzehner verteidigt, und auf einmal, wenn sie den Ball haben, geht es blitzschnell nach vorne. Da stürmen dann auch die Innenverteidiger mit. Ich weiß gar nicht, wie man diesen Fußball nennen soll. Jedenfalls ist der sehr gefährlich.

Bei einer Niederlage gegen Mexiko könnte die Sache, die eigentlich gut begann, einen negativen Dreh kriegen.

Ich glaube nicht, dass wir gegen Mexiko verlieren. Aber selbst wenn – es wäre nicht der Riesenschock für uns. Viel wichtiger war, dass bei unserer Mannschaft eine positive Entwicklung zu erkennen ist. Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert.

Sie finden also, dass die Mannschaft bei der Niederlage gegen Brasilien besser war als beim 2:2 gegen Argentinien?

Die erste Halbzeit war ganz gut. Wir haben gut verschoben, gut verteidigt und nach vorne ging das Spiel auch ganz gut. Aber wenn man nach vorne spielt, muss man auch aufs Tor spielen. Das war bei den Brasilianern besser. Man hatte bei ihnen immer das Gefühl: Da kann gleich ein Tor fallen. Bei uns ist das eher so: Es könnte eins fallen – oder auch nicht.

Haben Sie Angst, dass zur WM viele der Jungen wieder durch erfahrene Spieler ersetzt werden?

Nein, das glaube ich nicht. Wir haben noch ein Jahr vor uns. Viele Junge sind jetzt zu Vereinen gewechselt, mit denen sie im Europacup international ein bisschen was sammeln können. Und mit der Nationalmannschaft haben wir auch noch viele gute Spiele: gegen Holland, Frankreich, Italien, gegen die USA.

Michael Ballack hat nach der Niederlage gegen Brasilien gesagt, den Deutschen fehle die individuelle Klasse, wie Adriano sie hat. Wie soll man die erlangen?

Adriano ist ein Weltklassestürmer. Da gehört schon viel dazu, so was zu können, was er kann.

Individuelle Klasse lernt man aber nicht erst mit 27. Die hat man schon mit 17, 18 oder 20.

Aber es dauert auch ein bisschen, bis man sie richtig nutzen kann. Vor zwei Jahren hat kein Mensch Adriano gekannt. Der ist auch erst Weltklasse, seitdem er bei Inter Mailand spielt. Wenn der Lukas Podolski jetzt auf einmal beim AC Mailand spielen würde, dann wär das bei ihm bestimmt genauso.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie in der Nationalmannschaft inzwischen einen anderen Status besitzen?

Gar nicht. Ich würde auch nicht sagen, dass ich jetzt schon der absolute Stammspieler bin. Gut, mir wird jetzt mehr Respekt entgegengebracht. Ich spiele eine wichtigere Rolle. Es wird mehr mit mir gesprochen. Als ich vor einem Jahr zur Nationalmannschaft dazugekommen bin, lief ich noch unter U-21-Nationalspieler.

Ihr Münchner Vereinskollege Zé Roberto hat gesagt, mit Ihnen hätten die Deutschen gegen Brasilien eine größere Chance gehabt. Sie seien beim Confed-Cup der beste Deutsche gewesen.

Hat er das wirklich gesagt? Gut, dann kriegt er jetzt sein versprochenes Geld. Nein, er hat das wahrscheinlich auch mit einem Schmunzeln gesagt.

Hätten die Deutschen gegen Brasilien gewonnen, wenn Sie dabei gewesen wären?

Keine Ahnung. Hätten wir gegen Argentinien gewonnen, wenn Michael Ballack dabei gewesen wäre? Das ist Spekulation.

Aber Sie werden inzwischen ernst genommen. Der brasilianische Nationaltrainer hat mit großem Respekt von der Nummer 7 der Deutschen gesprochen.

Er kann Schweinsteiger nicht aussprechen, was? Ist ja für Brasilianer auch nicht so einfach. Aber ich kann auch ein paar Namen von denen nicht aussprechen.

Neben Ihr Autogramm setzen Sie auch immer eine 7. Bedeutet Ihnen die Zahl etwas?

Ich mache das, weil man das Gekritzel nicht entziffern kann. Wenn die Leute die 7 sehen, denken sie sich vielleicht: Ah, das könnte der Schweinsteiger sein.

Oder der Schweini.

Basti wäre mir lieber. Aber mittlerweile habe ich mich an Schweini gewöhnt. Ich habe ja keine andere Wahl mehr.

Das Gespräch führten Stefan Hermanns und Michael Rosentritt.

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