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Stressfaktor. Um Angreifer Mario Gomez drehen sich die Diskussionen. Foto: dapd

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Sport: Ihm geht es nicht gut

Bei den Bayern erregt Mario Gomez die Gemüter – jetzt ist er auch noch verletzt.

Der neue Sport-Vorstand hatte gleich richtig was zu tun. Matthias Sammer federte zwischen Fernsehstudios und Presseleuten im Keller der Hamburger Arena hin und her und löschte charmant den ersten Hausbrand der jungen Spielzeit. Das hatte auch Jupp Heynckes gewohnt rotgesichtig versucht – allerdings war ihm der Ärger über den hausgemachten Stress deutlich anzumerken. „Die Sache mit Mario ist abgearbeitet, das ist kein Thema mehr“, sagte der Trainer des FC Bayern und schob nach: „Ich kann dem Präsidenten nicht verbieten, etwas zu sagen.“

Präsident Uli Hoeneß hatte mit seiner Bewertung aus der Vorwoche den Streit im Hause der Bayern entfacht, als er meinte, Stürmer Mario Gomez sei „gut, aber nicht sehr gut“. Mit einem sehr guten Gomez hätten die Bayern die Champions League gewonnen, folgerte Hoeneß am vergangenen Dienstag. Und schon lag die ganze Gomez-Themenpalette wieder vor: die Bayern-Unzufriedenheit mit ihm trotz seiner 41 Treffer der vergangenen Saison, die Möglichkeit der Verpflichtung neuer, spielstärkerer Stürmer im Sommer 2013, die Edin Dzeko oder Robert Lewandowski heißen könnten. Man kann nur mutmaßen, wie sich Gomez angesichts der Debatte fühlt. Gut geht es ihm derzeit mit Sicherheit nicht – was auch daran liegt, dass er sich am Samstag, beim Vorbereitungsturnier in Hamburg, am Sprunggelenk verletzt hat. „Ihm geht es nicht gut. Er hat freie Gelenkkörper und muss operiert werden“, teilte Sammer mit. „Danach werden wir sehen, wie lange er ausfällt.“

Sammer hat in Hamburg das Wort für Gomez ergriffen – und damit auch gegen Hoeneß. „Der Präsident hat alle Rechte. Aber so richtig gut hat uns das nicht gefallen. Er ist eine Persönlichkeit, die diesen Verein geprägt hat, aber, wie er selbst sagt, wenn wir den Schritt von gut zu sehr gut gehen wollen, müssen wir das in allen Teilen des Vereins machen. Wir brauchen absolute Geschlossenheit.“ Mit dieser Forderung bewegt sich Sammer in München allerdings im Bereich der Utopie.

Was alle Münchner schon jetzt nerven muss, ist die Tatsache, dass alles in Beziehung zur Vorsaison gesetzt wird. Beim Turnier im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen des Hamburger SV gewann am Samstag zunächst der Deutsche Meister aus Dortmund 1:0 gegen den HSV. Im zweiten Halbfinale unterlagen die Bayern den runderneuerten Bremern 4:6 nach Elfmeterschießen. Vom Punkt gewann Werder auch das Finale gegen Dortmund, dieses Mal 8:7.

Unterm Strich stand die Erkenntnis, dass Dortmund gegenüber den Bayern schon wieder die Nase vorn hat. Der 1:0-Sieg der Münchner im Spiel um Platz drei gegen den Hamburger SV änderte daran nichts. Die Bayern sahen im Quervergleich mit dem Meister schlecht aus. Beim BVB hatte das Spiel schon wieder ordentlich Tempo – vor allem wegen Marco Reus, der andeutete, dass er den zu Manchester United abgewanderten Shinji Kagawa ersetzen kann. Die Bayern führten ihr gewohntes Schauspiel auf: viel Ballbesitz, viel Kontrolle, aber wenig Überraschendes, wenig Tempo. Am ehesten ging noch etwas, wenn Shaqiri am Ball war. Der Zugang vom FC Basel wirkt auf der linken Seite wie ein junger Olic mit Übersicht.

Nicht auf die Abteilung Attacke, sondern die verminderte Verteidigungsfähigkeit des FC Bayern richtete Arjen Robben den Blick: „Ich finde, wir hatten eine gute Einstellung, wir sind auf einem guten Weg. Aber wir dürfen auch in so einem Spiel nicht zu viel wegschenken. Zwei Gegentore in 60 Minuten sind zu viel.“ Da mochte man Robben nicht widersprechen. Werder kam mit Geschwindigkeit und Passgenauigkeit ein paar Mal viel zu leicht durchs Bayern-Mittelfeld. Dass die Münchner nach zwei titellosen Jahren auch bei der ersten Möglichkeit der Spielzeit 2012/2013 leer ausgingen, belustigte den breit grinsenden Robben aber eher: „Wir haben doch Pokale geholt in den letzten beiden Jahren: den Audi-Cup, den Solar-Cup und den Paulaner-Cup.“

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