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Sport: Im Schatten

Kanadier ehren den toten Gilles Villeneuve, dessen Sohn Jacques um die Karriere kämpft

Montreal. Auf dem Titelblatt der 64 Seiten dicken Formel-1-Beilage der größten Montrealer Tageszeitung „Le Journal de Montreal“ prangt ein großes Villeneuve-Porträt. Vor dem Grand Prix von Kanada wäre das allein nichts Besonderes, schließlich ist Jacques Villeneuve an diesem Wochenende der Volksheld auf der künstlich angelegten Insel Notre Dame im Sankt-Lorenz-Strom. Nur – wenn es denn Jacques Villeneuve wäre, der dem Leser da entgegenlächelt. Es ist sein Vater: Gilles Villeneuve, nach dem die Rennstrecke benannt wurde, und der vor 25 Jahren beim Heimrennen gesiegt hatte. Im Mai 1982 war Gilles Villeneuve im belgischen Zolder tödlich verunglückt.

Das 25-jährige Siegesjubiläum von Gilles Villeneuve bewegt die Kanadier in diesen Tagen mehr als die derzeitigen Probleme von Jacques, der um seine Karriere kämpft, sich Sorgen darüber machen muss, wo er im nächsten Jahr noch einen Platz in der Formel 1 finden wird. Und so wird Jacques Villeneuve in seiner Heimat mehr mit Fragen nach seinem Vater konfrontiert als mit solchen nach seiner eigenen sportlichen Zukunft. Beides nervt den Weltmeister von 1997. Das Thema des verlorenen, legendären Vaters - Jacques war elf Jahre alt, als Gilles starb - ist für ihn schon immer ein schwieriges gewesen. „Ich weiß auch nicht, hmm, na ja“, druckst er herum, als er gefragt wird, was denn dieses 25-jährige Jubiläum für ihn bedeute. „Was soll ich sagen, sicher ist das für viele eine große Sache. Ich denke, ich werde mal meine Mutter anrufen. Es ist nichts, was für mich eine besondere Bedeutung hätte. Wenn ich einmal mit dem Rennfahren aufhöre, dann schaue ich vielleicht mal all diese Zahlen an und habe dabei schöne Erinnerungen. Aber im Moment ist alles, was zählt, ein gutes Rennwochenende.“

Das braucht er auch, denn ans Aufhören denkt er eigentlich nicht. „Ich gehe auch davon aus, nächstes Jahr wieder hier zu sein, wenn Craig Pollock nicht einen ganz schlechten Job macht“, sagt Villeneuve. Pollock, sein langjähriger Manager und Freund, einst BAR-Chef, verbreitet Zuversicht: „Man wird Jacques 2004 in einem guten Auto sehen.“ Objektiv scheinen die Möglichkeiten freilich nicht so groß. Sein Vertrag bei BAR läuft aus, dem neuen BAR-Chef Dave Richards ist er vor allem zu teuer. In dieser Saison bezieht er angeblich 18 Millionen Dollar Jahresgehalt. Die neueste Variante, nach den Gerüchten um McLaren-Mercedes, Ferrari oder Renault, ist jetzt Toyota. „Um zu gewinnen, braucht ein Team einen Weltmeister wie Schumacher oder Villeneuve“, sagt Pollock. „Und da bringt es einem großen Team doch mehr, für so jemanden 20 Millionen zu zahlen, als mit einem jungen Fahrer für zwei oder drei Millionen hinterher zu fahren.“

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