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Sport: Im Spiegel des Tages: Die Killermade von Unterhaching

Die Made ist eine fußlose Larve, parasitisch veranlagt, und - seien wir ehrlich - ein scheußliches Wesen. Wie sie sich durch farbenprächtige Äpfel fräst, gierig und vernichtend zugleich.

Die Made ist eine fußlose Larve, parasitisch veranlagt, und - seien wir ehrlich - ein scheußliches Wesen. Wie sie sich durch farbenprächtige Äpfel fräst, gierig und vernichtend zugleich. Und leben wir im Apfel Deutschland nicht längst in einem riesigen Madennest? Überall Ungeziefer um uns herum. Erich Lejeune, Vorstandsvorsitzender der Consumer Electronic AG (CE), Motivator und Sponsor der Spielvereinigung Unterhaching, weiß das, was uns allen eigentlich immer schon auf der Zunge liegt, auszudrücken. Auf seiner Homepage heißt es: "Heerscharen kleingeistiger und kleinkarierter Lobbyisten und Seilschaften haben die Nation in Fesseln gelegt, Mobilität und Flexibilität sind nicht gefragt." Das stimmt.

Zum Beispiel im derzeit matt glänzenden Apfel der SpVgg Unterhaching (Platz 16 in der Tabelle) hat sich, wie sich gerade herausstellt, ein gar ätzendes Exemplar der beschriebenen Spezies eingeschlichen. "Der Köstner macht in Unterhaching alles madig. Das muss ich mir nicht mehr antun", sagt Lejeune. Lorenz-Günther Köstner, der Trainer des Bundesligaklubs, hatte jüngst geäußert, dass sein Verein eigentlich gar nicht in die Erste Fußballbundesliga gehöre. "Das ist alles Quatsch. Das sind Killersprüche", sagt Lejeune, der nun seine Chipfirma als Hauptsponsor zurückziehen will. 15 Millionen Mark zahlte CE in den letzten drei Jahren an Unterhaching. Lejeune überlegt jetzt, den SC Freiburg oder den FC St. Pauli zu sponsern. Das widerspricht ein wenig seiner eigenen Erkenntnis, dass die ganze Nation in Fesseln liegt, aber in Freiburg sicher und in St. Pauli vermutlich in der kommenden Saison werbewirksam in Liga eins.

Julius Müller-Meiningen

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