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Sport: Im Spiegel des Tages: Nicht nur in Afrika

Dann wird ja alles gut, dachten wir. Denn irgendwie war die Freude über den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 seinerzeit ein wenig getrübt gewesen durch die leise Ahnung, dass da irgendetwas nicht ganz astrein gelaufen war.

Von Markus Hesselmann

Dann wird ja alles gut, dachten wir. Denn irgendwie war die Freude über den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 seinerzeit ein wenig getrübt gewesen durch die leise Ahnung, dass da irgendetwas nicht ganz astrein gelaufen war. Und die Entscheidung zu Gunsten der Deutschen war schließlich zu Lasten der fußballverrückten Afrikaner gefallen, die sowieso noch nie eine WM ausrichten durften. 2010 also soll die WM nach Afrika, hieß es am Donnerstag über einen entsprechenden Beschluss des Weltfußballverbandes Fifa. Unumstößlich. Alle anderen müssen diesmal draußen bleiben, dürfen sich gar nicht erst bewerben.

Obwohl uns diese ex cathedra verkündete Entscheidung dann auch wieder überraschte, war sie doch beruhigend für unser Gewissen. In Südafrika, dem gescheiterten Bewerber von 2006 und Favoriten für 2010, hob Jubel an, als Lennart Johansson, der Chef der Europäischen Fußball-Union Uefa, der sich damals für Deutschland stark gemacht hatte, jetzt das Votum zugunsten der Afrikaner verkündete. Dann kam Joseph Blatter, Johanssons Widersacher und Fifa-Chef. Jener Blatter, der den Afrikanern schon mal eine WM versprochen hatte, als er ihre Stimmen zur Wiederwahl brauchte. Und Blatter wollte von dem, was Johansson da frisch vermeldet hatte, nichts mehr wissen.

Dahinter steckt ein bizarrer Machtkampf zweier Verbände und ihrer Spitzenfunktionäre, denen es offensichtlich zu gut geht. Sie können sich angesichts sicherer Einnahmen aus Fernseh- und Vermarktungsrechten zu sehr auf den Wert der Ware Fußball verlassen, als dass sie sich um die Fans, ihre Wünsche und ihre Gefühle noch scheren müssten. Und das nicht nur in Afrika.

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