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Sport: Im Zweifel gegen den Schiri

Ob Ost, ob West, ob Nord, ob Süd, weltweit können sich Sportfans immerhin auf eines einigen: die Wut auf den Schiedsrichter. Vor allem im überkorrekten Deutschland hat dieses Phänomen beängstigende Ausmaße angenommen.

Von Christian Hönicke

Ob Ost, ob West, ob Nord, ob Süd, weltweit können sich Sportfans immerhin auf eines einigen: die Wut auf den Schiedsrichter. Vor allem im überkorrekten Deutschland hat dieses Phänomen beängstigende Ausmaße angenommen. Mit fast schon detektivischem Eifer spüren Trainer, Spieler, Fans und Journalisten den Fehlern der Unparteiischen nach, und mit der Kritik an einem Schiedsrichter kann sich noch jeder Dieter Hecking zum Champions-League-Helden emporhangeln. So wird ein ganzer Berufsstand, der eigentlich einen Autoritätsvorschuss benötigt, Tag für Tag öffentlich infrage gestellt. Im Zweifel ist immer der Schiri schuld.

Das gilt auch in den unteren Ligen. Kein Wunder, dass es Nachwuchsprobleme gibt. Wer will schon als unbezahlter Unparteiischer in der Kreisliga um sein Leben fürchten? Der Fünfminutenstreik im Amateurfußball am Wochenende hat, wenn man das so hart sagen darf, überhaupt nichts gebracht außer weiteren Spielabbrüchen wegen Gewalt. Wie auch? Die Sache mit dem Fisch und dem Kopf, sie stimmt auch hier. Die Kultur der gedankenlosen Schirischelte kann nur von oben nach unten ausgerottet werden.

In der Handball-Bundesliga hat man das verstanden, dort sind den Akteuren seit neuestem Kommentare zu den Schiedsrichtern verboten. Das mag zu weit gehen, ist aber immer noch besser als die Untätigkeit von DFL und DFB im Fußball. Dabei wäre die Lösung so einfach. Jeder Trainer oder Spieler, der die Schiedsrichterleistung kritisiert, wird mit der Höchststrafe im deutschen Fußball belegt: Er muss ein Kreisligaspiel pfeifen.

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