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Sport: Immer noch ein Favorit

Nach dem Skandal daheim schlägt Italien Ghana 2:0

Es gibt bei dieser Weltmeisterschaft Geheimfavoriten, gewöhnliche Favoriten und große Favoriten. Italien zählt zum kleinen und feinen Kreis der großen Favoriten, und im Gegensatz zu einigen anderen Mannschaften haben sie das in ihrem ersten Spiel dieses Turniers auch nicht widerlegt. Das 2:0 vor 43 000 Zuschauern in Hannover war kein großartiger, aber ein ausgesprochen souveräner Sieg, und es war auch ein kleiner Erfolg gegen die Schlagzeilen in Italien um manipulierte Begegnungen der Serie A.

Wie spielt eine Mannschaft, deren wichtigster Akteur nur siebzig Prozent seiner Leistung zeigen kann? Verliert sie auch entscheidende Prozentpunkte? Oder können die anderen den Verlust ausgleichen, wenn sie nicht 100 Prozent geben, sondern einfach etwas mehr? Mehr als siebzig Prozent gesteht Italiens Nationaltrainer Marcello Lippi seinem Spielmacher Francesco Totti jedenfalls im Moment nicht zu. Totti hatte sich im Februar das Wadenbein gebrochen, und dass er überhaupt bei der WM dabei sein kann, gehört wohl zu den Heilungsgeschichten, welche die Schulmedizin allein nicht erklären kann.

Doch während Lippis deutscher Kollege Jürgen Klinsmann auf seinen Spielmacher Michael Ballack wegen dessen zweifelhaften Gesundheitszustands im ersten Spiel verzichtete, schickte Lippi gleich Francesco Totti aufs Feld. Dort fiel er zunächst nicht besonders auf, aber das lag auch daran, dass ihn seine Kollegen etwas zu schonen schienen. Andrea Pirlo etwa vom AC Mailand, über den im Mittelfeld beinahe alle Angriffe liefen. Oder vorne die beiden Stürmer Alberto Gilardino und Luca Toni. Die Spielweise der Italiener ist die, nach der auch die deutsche Mannschaft strebt: schnelle, steile Pässe in die Gefahrenzone.

Gilardino hatte auch gegen Ghana die erste Tormöglichkeit nach gut zehn Minuten. Die nächste folgte eine Viertelstunde später von Toni, dem 1,94 Meter großen Stürmer des AC Florenz, der in dieser Saison mit 31 Treffern Italiens bester Torschütze war. In der 26. Minute knallte er den Ball aus der Distanz an die Unterkante der Latte. Es war der Endpunkt einer stürmischen Anfangsphase der Italiener, aber es war auch das vorläufige Ende der Eingewöhnungszeit der Ghanaer.

Die Westafrikaner hatten es sich bis dahin durchaus anmerken lassen, dass sie mit der Atmosphäre einer Weltmeisterschaft noch nicht vertraut sind. Selbstvertrauen holten sie sich jedoch nach einer halben Stunde durch drei Distanzschüsse von Matthew Amoah, Michael Essien und Emmanuel Pappoe. Sie verfehlten zwar alle drei das Tor, erhöhten aber den Respekt der Italiener vor ihnen.

Als sich dann das Spiel allmählich festzufahren schien, brachten Standardsituationen wieder Bewegung hinein. Zunächst scheiterte Totti mit einem Freistoß aus 30 Metern nur knapp an Ghanas Torwart Richard Kingston. Anschließend legte er eine Ecke auf Pirlo auf, der zog von der Strafraumgrenze ab – und traf. Es war ein schönes Gemeinschaftswerk, nicht nur wegen Tottis Eckenvorlage, sondern auch weil Gilardino sich im entscheidenden Moment duckte und den Ball ins Tor fliegen ließ.

Schon kurz nach der Pause hätte Gilardino selbst auf 2:0 erhöhen können. Doch er scheiterte an Torwart Kingston. Das Zuspiel kam von Totti, der damit seine Pflicht erfüllt hatte. Nach einem Foul gegen ihn wechselte ihn Trainer Lippi vorsichtshalber aus. Die anderen spielten engagiert weiter. Es war kein hochklassiges Spiel, auch weil Ghana die Durchschlagskraft vermissen ließ, um ein gleichwertiger Gegner zu sein. Ein intensives Spiel war es auf jeden Fall. Simone Perrotta hätte es nach einer guten Stunde fast entscheiden können, doch seinen Schuss hielt Torwart Kingston. Der Ghanaer wirkte bei Flanken überfordert, im direkten Duell gegen einen heranstürmenden Italiener zeigte er jedoch seine Stärken.

Keine Chance hatte er jedoch knapp zehn Minuten vor Schluss. Samuel Kuffour, ehemals beim FC Bayern München, wollte Kingston den Ball abgeben. Doch sein Zuspiel geriet zu kurz, Vincenzo Iaquinta schnappte sich den Ball und schob ihn zum 2:0 ein.

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