zum Hauptinhalt

Sport: In den Knast oder in den Ring

Irgendwann wird es Mike Tyson in Bronze geben. Erst dann werden sich viele Menschen sicherer fühlen.

Irgendwann wird es Mike Tyson in Bronze geben. Erst dann werden sich viele Menschen sicherer fühlen. 1986 war der damals 20-jährige Boxer der jüngste Schwergewichtsweltmeister, seit ein paar Jahren macht er nur noch als allgemeingefährlicher Ex-Weltmeister Schlagzeilen. Weil er vor einer Woche mal wieder ausrastete und bei einer Pressekonferenz seinen Kollegen Lennox Lewis verprügelte (und wohl auch biss), hat ihm die Sportkommission des Bundesstaates Nevada die Lizenz für einen WM-Kampf in Las Vegas verweigert. Die Allgemeinheit nimmt das mittlerweile mehr angeekelt denn erschrocken zur Kenntnis.

1997 sah das noch anders aus. Wie war die Welt erschüttert, als Tyson in der Nacht zum 28. Juni Evander Holyfield ein Stück Ohr abbiss und es anschließend wie ein ungenießbares Würstchen auf die Matte des Rings spuckte. Was haben ihm die Zeitungen damals alles um die Ohren gehauen. Kannibale, Schwerverbrecher, Raubtier, Bestie. Vom psychopathischen Irrsinn war ebenso die Rede wie von der Inkarnation des Jähzorns. Es war der teuerste Biss der Geschichte. Tyson verlor für 16 Monate die Boxlizenz, dazu musste er drei Millionen Dollar Strafe zahlen.

Pulitzer-Preisträger Jim Murray, Kolumnist der "Los Angeles Times", schrieb damals: "Tyson muss gegen Tollwut geimpft werden. Nur Moskitos und Hunden vergibt man Bisse." Aber wie verträgt sich das mit den Regeln des Marktes? Der Kampf gegen Lennox Lewis hätte Tyson 150 Millionen Euro eingebracht. Alle Beteiligten, inklusive Gegner Lewis, hätten sich dumm und dämlich verdient. Mike Tyson ist die Cash Cow der Branche.

Wir sollten uns also nicht wundern, wenn Mike Tyson irgendwo auf dieser Welt doch gegen Lennox Lewis boxen wird. Das hat auch seine gute Seite. Ist ein Mike Tyson im Leerlauf nicht viel gefährlicher? Der Mann wurde mehrfach wegen Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung außerhalb des Rings angeklagt und verurteilt. Geändert hat er sich nicht. Entweder man sperrt Tyson sicher weg, oder man lässt ihn, solange es geht, in den Boxring. Da trifft er auf halbwegs vorbereitete Gegner. Es gibt einen Gong und Ringrichter. Und Ärzte sind auch immer in der Nähe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false