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Nicht nur beim Jubel vorneweg. DaShaun Wood ist der unbestrittene Chef bei den Berliner Basketballern. Foto: dpa

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Sport: In der Not in den Korb

DaShaun Wood ist Albas bester Werfer – dabei will er auch heute im Eurocup lieber passen.

Berlin - Der Notfall sieht bei Alba Berlin extrem spektakulär aus. Gegen Bamberg vor anderthalb Wochen etwa: DaShaun Wood hechtet die Grundlinie entlang. Er springt ab, ein Bamberger will ihn blocken. Doch Wood taucht unter Korb und gegnerischem Arm hindurch, wirft den Ball rückwärts über den Kopf ins Netz, ohne hinzusehen. Oder zuletzt gegen Bayern München: Mitten im Dribbling, zwei Meter hinter der Dreipunktelinie, stoppt er plötzlich ab. Er springt, eine Gegnerhand im Gesicht, wirft, driftet im Flug zur Seite, doch der Ball senkt sich in perfekter Kurve in den Korb.

Wenn man dem Spielmacher der Berliner glauben möchte, dann ist das nicht gewollt. „Dass ich punkte, ist nur der Notfallplan“, sagt der 26-Jährige. Wenn das stimmt, dann müsste es derzeit schlecht um die Berliner bestellt sein. Gegen Bamberg erzielte Wood 17 Punkte, gegen München 27, zwischendurch streute er gegen Podgorica 23 Punkte ein. Auch dank Wood fliegen die Berliner mit acht Siegen in Serie derzeit höher, als Woods Mitspieler Bryce Taylor springen kann. Der neunte soll heute im Eurocup-Heimspiel gegen die Polen von Turow Zgorzelec folgen (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof).

Eigentlich ist der Stirnbandträger aus Detroit mit einem anderen Vorsatz zu Alba gekommen: Er will die Bälle mehr verteilen und weniger verwerten. „Ich habe hier bessere Mitspieler, die ich bedienen kann“, sagt Wood. „Manchmal will ich mich im Spiel erstmal auf die Defensive und die Spielorganisation konzentrieren, dann muss mich der Coach ermahnen, auch zum Korb zu ziehen.“ Das lässt sich in Zahlen bemessen: Zwar führt er die Berliner mit 17 Punkten und 5,6 Vorlagen im Schnitt an. In Frankfurt waren es noch 19 Punkte und 5,8 Assists. Dennoch zeigt er auch jetzt eine Fähigkeit, die große Basketballer auszeichnet. Wenn es darauf ankommt, reißt er das Spiel an sich. „Ein guter Spielmacher muss das Spiel auch mit Punkten entscheiden können“, sagt er.

Sie hatten sich weit vorgewagt, Wood und sein Trainer Gordon Herbert, der ihn aus Frankfurt mitbrachte oder umgekehrt, als sie Woods Rolle als Alphatier von Beginn an in Stein meißelten. Herbert lässt seinen Kapitän im Training vorturnen, die Ansprachen auf dem Feld halten und adelt ihn mit Sätzen wie: „Von DaShaun lerne ich als Trainer noch dazu.“ Der 1,85 Meter große Wood selbst hat etwas Philipplahmhaftes mit seiner Mischung aus Strebertum und sportlicher Klasse, vergleichsweise kleinem Wuchs und großem Führungsanspruch. Doch die Ansprüche rechtfertigt er mit seinen bisher gezeigten Leistungen.

Dabei profitiert Wood von zwei Dingen. Zum einen hat er den Sommer über hart trainiert, 500 mal am Tag geworfen, meist von der Dreipunktelinie. Das hat sich gelohnt: Seine Quote von außen ist um fast zehn Prozent gestiegen, er trifft nun vier von zehn Dreiern. Dadurch ist er noch schwerer zu verteidigen. Bisher konnten die Gegner eher absinken und ihm den Weg zum Korb versperren, auch wenn das bei Woods Zickzacksprints schwer genug ist. Der zweite Faktor ist Heiko Schaffartzik. Der ist eigentlich Woods Ersatzmann, doch oft stehen die beiden Spielmacher zusammen auf dem Feld. Der Berliner glänzt dabei ebenfalls, ist mit 10,7 Punkten im Schnitt drittbester Werfer beim Vizemeister. „Wenn er neben mir spielt, gibt mir das die Freiheit, auf den Flügel auszuweichen und mich auf Würfe zu konzentrieren“, sagt Wood.

Damit liegt Alba im Trend des modernen Basketballs: Die Spielmacher sind oft als Vollstrecker gefragt, vier der fünf besten Scorer der Bundesliga sind derzeit Point Guards. „Das Spiel wird immer weniger unter dem Korb und mehr auf den kleinen Positionen entschieden“, sagt Herbert. „Daher habe ich dort gerne zwei Top-Leute.“ Die hat er mit Schaffartzik und Wood. Obwohl der ja eigentlich nur im Notfall werfen will.

Domink Bardow

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