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Sport: In die Bresche gesprungen

Martin Schmitt ist ausgerechnet im Olympiawinter zum Problemfall geworden, dafür sprang Stephan Hocke in die Bresche. Der 18-Jährige hat mit seinem ersten Weltcupsieg im fünften Springen überhaupt die Weltelite düpiert und die Hierarchie im deutschen Skisprung-Lager auf den Kopf gestellt.

Martin Schmitt ist ausgerechnet im Olympiawinter zum Problemfall geworden, dafür sprang Stephan Hocke in die Bresche. Der 18-Jährige hat mit seinem ersten Weltcupsieg im fünften Springen überhaupt die Weltelite düpiert und die Hierarchie im deutschen Skisprung-Lager auf den Kopf gestellt. Der Oberhofer gewann am Samstag in Engelberg das Weltcupspringen vor Skiflug-Weltmeister Sven Hannawald (Hinterzarten). "Noch nicht einmal in meinen kühnsten Träumen habe ich damit gerechnet", kommentierte der angehende Abiturient seinen Triumph. "Ein bisschen schüchtern", so Hocke, nahm er auf dem Siegerpodest die Glückwünsche der Konkurrenz entgegen. "Zwischen den ganzen Stars ganz oben zu stehen, ist einfach unbegreiflich für mich."

In der knappsten Entscheidung der Weltcup-Geschichte lagen die sechs Erstplatzierten nur einen Weiten-Meter auseinander. Hocke kam auf Sprünge von 134 und 132,5 m und erhielt dafür 280,2 Punkte. Im Zehntel-Abstand folgten Sven Hannawald (278,9) vor dem Finnen Matti Hautamäki (278,8) und dem Polen Adam Malysz (278,7). Am Sonntag wirbelte starker Rückenwind das Klassement durcheinander. Malysz zeigte trotzdem seine Klasse und gewann mit 132 und 134,5 m (281,7) vor dem Schweizer Simon Ammann und dem Österreicher Martin Koch. Hannawald kam als bester Deutscher auf Platz 15. Im Gesamt-Weltcup führt Malysz nach sieben von 23 Wettbewerben mit 610 Punkten und ist damit dem deutschen Trio Hannawald (309), Hocke (295) und Schmitt (256) erst einmal enteilt.

Ratlos wirkte der vierfache Weltmeister Martin Schmitt nach dem Weltcup-Wochenende. Am Samstag noch Elfter, stürzte er am Sonntag ab und verpasste als 48. den zweiten Durchgang. "Es hat nichts gepasst. Trotz der Bedingungen hätte ich mehr herausholen müssen. Ich muss das schnell abhaken", sagte ein enttäuschter Schmitt. Auffallend war die langsame Anfahrtgeschwindigkeit aller deutschen Springer.

Der Überraschungs-Coup von Hocke verblüffte auch Bundestrainer Reinhard Heß. "Was mich immer wieder wundert, ist, wie Stephan Korrekturen annimmt. Seine Sprünge sind nicht fehlerfrei, ich sehe so viele Kleinigkeiten, die man korrigieren kann, aber der Junge ist sensationell", schwärmte der Thüringer über seinen Landsmann. Hocke büffelt am Oberhofer Sport-Gymnasium für sein Abitur und findet derzeit "Mathe schwieriger als Skispringen". "Absolut phänomenal, er macht einfach sein Ding", staunte Sven Hannawald, und der Österreicher Andreas Goldberger lobte: "Hut ab, ein wilder Hund."

Martin Schmitt litt besonders unter den wechselnden Windbedingungen an der Großen Titlis-Schanze. Seinen elften Platz vom Samstag konnte er sich selbst nicht recht erklären. "Ich bin besser als mein heutiges Ergebnis. Die Sprünge sind technisch gut, aber es kommen zehn Meter zu wenig heraus. Die Trainer haben mir gesagt, dass mein erster Sprung gut war", sagte Schmitt nach seiner einwöchigen Wettkampfpause. Und Heß ergänzte: "Auch wir Trainer waren nach dem ersten Sprung ratlos. Man sollte dem Martin Mut zusprechen."

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