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Sport: "In zwei, drei Jahren stellen wir Ansprüche“

Herthas Präsidentschaftskandidat Gegenbauer über die Champions League und das Vereinsimage

Herr Gegenbauer, warum wollen Sie eigentlich heute Herthas Präsident werden?

Ich hänge an diesem Verein und an dieser Stadt. Hier sind meine familiären Wurzeln; hier hat mein Vater ein großes Unternehmen aufgebaut. Und ich sehe es als meine Verpflichtung an, dieser Stadt etwas zurückzugeben. So ist auch mein Engagement für Hertha BSC zu erklären.

Die Befugnisse des Präsidenten sind nach der neuen Satzung deutlich größer. Was bedeutet das für Sie?

Ein Präsident hat Vorbild zu sein. Deshalb werde ich einen Großteil meiner Arbeitszeit für Hertha BSC verwenden, einen deutlich größeren als bisher.

Liegt Ihnen das operative Geschäft mehr als das Beaufsichtigen?

Nein, aber das sollen andere beurteilen. Die Geschäftsordnung ist klar geregelt. Das operative Geschäft liegt beim Management, die sportliche Leitung beim Cheftrainer. Ein kluger Präsident hält sich streng daran; so werde ich es auch tun. Zu den Aufgaben des Präsidenten gehören die Weiterentwicklung des Vereins wie die Kontrolle und Beratung der Entscheidungsträger der Kapitalgesellschaft.

Was werden Sie sich als Ziele vornehmen, sportlich, aber auch wirtschaftlich?

Hertha muss seine inzwischen recht ordentliche wirtschaftliche Situation stabilisieren, und sportlich müssen wir sehen, dass wir weniger anfällig und in der Substanz des Kaders besser werden. Ich halte nichts von Zielen im Luftschlossbereich, aber ich denke schon, dass wir in zwei bis drei Jahren Ansprüche auf eine Teilnahme an der Champions League anmelden können. Kostspielige Abenteuer wird der Verein aber nicht eingehen.

Dafür fehlt Hertha auch das Geld. Und die Suche nach einem strategischen Partner dauert nun schon einige Jahre, war aber immer noch nicht erfolgreich.

Eigenkapital können wir in der Tat nur generieren, wenn wir einen strategischen Partner finden. Daran arbeiten wir weiter intensiv. Aber es muss eben passen. Das ist so, wie wenn man privat ein Haus baut. Da hat man auch nur einen Schuss. Und ein Verkauf der Anteilsmehrheit an einen Partner wird es, wenn ich Präsident werde, nicht geben.

Der bisherige Präsident Schiphorst findet Hertha „blass“. Können Sie das ändern?

Die Grundfarben von Hertha sind blau und weiß. Blau ist die Farbe der Treue, weiß der Unschuld. Sind das nicht nette Attribute? Im Ernst: Ich weiß nicht, wie mein Kollege Schiphorst das gemeint hat. Sicherlich empfindet er Eigenschaften wie solide, verlässlich, gute Haushaltsführung nicht als „blass“. Deshalb muss weder an den Farben noch am Zustand der Hertha etwas geändert werden.

Wie lässt sich die Identifikation der Stadt mit dem Verein stärken?

Sicherlich täte es dem Verein gut, wenn sich die herausragenden Persönlichkeiten mehr zu Hertha bekennen würden, also Politiker, aber auch Wirtschaftsvertreter, Intellektuelle. Ich finde es übrigens skandalös, wenn politische Repräsentanten gerichtlich verfolgt werden, wenn ihnen gelegentlich Eintrittskarten übergeben werden. Soll etwa der Regierende Bürgermeister im Rahmen seiner dienstlichen Aufgaben eine Eintrittskarte bezahlen, wenn er zu Hertha BSC geht?

Haben Sie die Hoffnung aufgegeben, dass Hertha in den alternativen Fußballmilieus etwa von Prenzlauer Berg ankommt?

Nein. Aber wir haben einen Schnitt von 45 000 Zuschauern, obwohl wir dieses Jahr zum Übergangsjahr erklärt hatten. Das zeigt doch, dass die Fans zumindest minutenweise etwas gesehen haben müssen, das sich in die richtige Richtung entwickelt. Zum Beispiel Raffael, der an der Grundlinie die Gegenspieler wie Slalomstangen austanzt. So etwas hatten wir doch lange nicht. Es ist ganz simpel: Die Leute werden kommen, wenn sie glauben, dass sie bei uns Spaß am Fußball haben. Die Ansätze dafür sind da.

Womit sollte Hertha als erstes in Verbindung gebracht werden?

Mit dem Aufbruch der Hauptstadt Berlin. Ich wünsche mir, dass das internationale Interesse an Berlin auch Hertha einbezieht und das Bild von Berlin mit all seinen Veränderungen, Nationalitäten, Hautfarben auch ein Synonym für Hertha wird.

Das Gespräch führte Friedhard Teuffel.

Werner Gegenbauer, 57, ist Unternehmer und Sportfunktionär. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass Berlin die Leichtathletik-WM 2009 bekam. Bei Hertha ist er Chef des Aufsichtsrates.

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