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Sport: Ins Aus getrudelt

Der FC Bayern München verliert 0:1 bei Real Madrid und verabschiedet sich aus der Champions League

Madrid. Oliver Kahn ist bei den Anhängern von Real Madrid nicht besonders beliebt. Als der Torhüter des FC Bayern München gestern vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Fußball-Champions-League zum Aufwärmen das Bernabeu-Stadion betrat, wurde er wütend ausgepfiffen. Später wiederholte sich das Ritual jedesmal, wenn Kahn den Ball berührte. Normalerweise liebt es der Torhüter der Bayern, wenn alle gegen ihn sind. Gestern Abend aber nutzte es ihm nichts. Diesmal brauchte Real Kahns Hilfe wie beim 1:1 im Hinspiel nicht, um zum Erfolg zu kommen. Durch ein 1:0 zogen die Spanier ins Viertelfinale ein. Bayern hingegen reiht sich neben Juventus und Manchester in die Liste prominenter Ausgeschiedener.

Dabei waren die Münchner voller Selbstvertrauen nach Madrid gereist. Im Hinspiel hatten sie die Spielkunst Reals mit großem Eifer effektiv bekämpft. Und so ähnlich hatten sich die Bayern das auch für das Rückspiel vorgenommen. Aufsichtsratschef Franz Beckenbauer hatte vor dem Spiel von seiner Mannschaft gefordert, sie solle „selbstbewusst gegenhalten“. Allerdings hatte er auch eine stürmische Anfangsphase der Madrider erwartet.

Real aber tat zunächst nicht mehr als notwendig. Den Spaniern hätte schon ein 0:0 zum Weiterkommen gereicht. Die Bayern hingegen schienen anfangs keinen Weg zu finden, Reals Tor ernsthaft zu gefährden. Es war, als fehle ihnen der letzte Biss. „Wir haben viel zu vorsichtig gespielt“, schimpfte Manager Dieter Hoeneß. So schleppte sich das Spiel mühselig daher, ehe der Franzose Zinedine Zidane seine Mannschaft mit 1:0 in Führung schoss.

Es war eine Verkettung unglücklicher Zufälle, die Zidanes Treffer begünstigte. Zé Roberto fälschte Beckhams Flanke ab, Salgado gewann ein Kopfballduell gegen Kovac, und Hargreaves hatte Zidane unbemerkt davoneilen lassen, sodass der am Fünfmeterraum völlig frei zum Schuss kommen konnte.

„Wir haben zu viel Respekt gezeigt“, sagte Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld. „Wir sind erst nach dem 0:1 aufgewacht.“ Am Ende der ersten Halbzeit wurden die Bayern tatsächlich etwas mutiger. „Drei Hundertprozentige in fünf Minuten“ beobachtete Hoeneß – für seine Mannschaft. Erst scheiterte Zé Roberto, der beste Münchner, mit einem Weitschuss, dann parierte Reals Torhüter Casillas einen Schuss von Roy Makaay, und schließlich rettete Salgado kurz vor der Torlinie gegen einen Schuss von Pizarro. „Die Abwehr ist eine Katastrophe“, sagte Hoeneß über die gegnerische Verteidigung. Doch die Bayern nutzten diese Schwäche zu selten.

Nach der Pause brachte Hitzfeld mit Schweinsteiger, Salihamidzic und Santa Cruz drei neue offensive Spieler. Doch den Bayern gelang es nicht, die innere Spannung aufrechtzuerhalten. Sie verfielen in den Trott der ersten Hälfte, ließen sich von den Spaniern einlullen. Es fehlte den Münchnern ein Anführer, einer, der die Mannschaft hätte aufrütteln können. Michael Ballack war es an diesem Abend nicht.

Bis sechs Minuten vor Schluss blieben die Bayern in der zweiten Hälfte ohne Chance. Erst dann trudelte Schweinsteigers abgefälschter Schuss knapp am Tor vorbei. Die besseren Möglichkeiten hatte auch in der zweiten Hälfte Real. Oliver Kahn rettete, was zu retten war. Aber er allein konnte das Spiel nicht gewinnen.

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