zum Hauptinhalt
Wie lange noch jagt sie einer guten Zeit hinterher? Es ist möglich, dass Britta Steffen kommendes Jahr ihre Karriere beendet. Foto: dpa

© dpa

Sport: Ins Finale geschraubt

Britta Steffen hat bei der Schwimm-WM in Barcelona den Endlauf über 100 Meter Freistil erreicht.

Der nationale Geleitschutz war wieder zuverlässig zur Stelle. Auf der Tribüne hinter den Startblöcken saßen Britta Steffens Teamkollegen in ihren hellgrünen T-Shirts und feuerten die 29-Jährige an. Am anderen Ende der Halle machte die Deutsche Schwimmjugend in ihren dotterblumengelben Shirts zusätzlich Rabatz – und auf diesem angenehmen Lärmteppich rutschte die gertenschlanke Freistilspezialistin über 100 Meter als Sechste ins Finale.

Für Steffen bedeutet das über die zwei Bahnen Kraul die erste Finalteilnahme bei einem großen internationalen Event seit 2009. Bei der EM 2010 fehlte sie, bei der WM 2011 flüchtete sie nach ihrem Vorlauf-Aus entnervt aus Shanghai, und bei Olympia 2012 war mit Platz zwölf im Halbfinale vorzeitig Endstation. Jetzt ist Steffen zurück in der erweiterten Weltspitze – und hat für den Endlauf am Freitag auch schon einen Plan: Die schnellen ersten 50 Meter aus ihrem Halbfinale mit der schnellen zweiten Bahn vom Vorlauf zu kombinieren. „Der Mix aus beidem, der würd’ es machen“, sagt sie und peilt für diesen optimalen Fall eine weitere Steigerung auf 53,50 Sekunden an.

„Wenn ich diesen kleinen Schritt noch machen könnte, wäre das ganz groß“, nennt die Wahl-Hallenserin ihr ultimatives Ziel für den Showdown. Doch selbst wenn ihr das gelingt: Für eine Medaille – es wäre die erste für den DSV im Pool – wird es nicht reichen. Es sei denn, die Top-Favoritinnen, allen voran die Australierin Cate Campbell, treten aus unerfindlichen Gründen nicht auf den Startblock oder bekommen im Wasser die große Flatter. „Wenn Cate die Nerven behält, ist sie die Beste“, sagt Steffen und ist sich nach den Halbfinals zudem sicher: „Platz zwei und drei gehen mit 52,80 und 53,00 weg. Und das ist famos. Das sind Zeiten, die sind echt stark.“

An Geschwindigkeit noch zulegen werden in ihrem Finale über 200 Meter auf jeden Fall die Brustschwimmer. Sagt zumindest der Darmstädter Marco Koch, der sich als zweitbester Halbfinalist für den Endlauf qualifizierte, anschließend aber bei dem einen oder anderen Konkurrenten taktisches Geplänkel vermutete: „Morgen muss man deutlich schneller schwimmen, um eine Medaille zu gewinnen. Ich hatte heute schon ein ziemlich gutes Rennen, hab’ gekämpft bis zum Ziel. Da war nichts mit Pokern.“

Im Semifinale die Segel gestrichen haben dagegen Kochs Teamkollegen Christian vom Lehn (200 Meter Brust) und Yannick Lebherz (200 Meter Rücken) – während die Dänin Rikke Moller Pedersen über 200 Meter Brust zum dritten Weltrekord in Barcelona schwamm.

Britta Steffens noch immer gültigen Bestmarken über 50 und 100 Meter Freistil liegen inzwischen vier Jahre zurück, üben aber noch immer einen Reiz auf die blonde Schwimmerin aus. Sie wolle noch einmal ihren Standard von der WM 2009 und von 2008, ihrem Doppelolympiasieg in Peking, erreichen, sagte sie im letzten Herbst. Und nun scheint Steffen zumindest auf einem guten Weg: Im Vorlauf am Donnerstag schwamm sie in 53,93 Sekunden ihre drittbeste Zeit über 100 Meter Freistil seit dem Verbot der Hightech-Anzüge, schraubte diese Zeit im Halbfinale nochmals um acht Hundertstelsekunden nach unten – und erklärte: „Ich habe im Moment viel Spaß am Schwimmen – weil ich jedes Rennen ganz bewusst genieße.“

Weil jeder Start in Barcelona auch ihr letzter sein könnte, interpretierten einige Zuhörer diesen Satz umgehend als das nahende Ende ihrer Karriere. Die Erörterung dieses Themas hat Britta Steffen jedoch auf mindestens bis nach ihrem Finale am Freitag verschoben. „Danach können wir über 2014 und die Folgejahre sprechen“, sagte sie, relativierte ihr Angebot aber gleich vage: „Irgendwann.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false