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Sport: Insolvenz ausgeschlossen

Istaf-Gesellschafter Janetzky über finanzielle Risiken des Meetings und den Umgang mit der Vergangenheit

Sie haben viel Geld ins Istaf gesteckt. Wie viele Zuschauer müssen denn ins Jahnstadion kommen, damit Sie kein Herzflimmern bekommen?

Na, das Herzflimmern beginnt bei einer anderen Kategorie. Aber ein ausverkauftes Stadion, sprich 20000 Zuschauer, wäre schön. Unser Budget basiert ja eigentlich auf dem Olympiastadion. Dort verfolgten rund 40000 Leute das Istaf.

So wie es aussieht, werden Sie bei dieser Hitze nicht mal 20 000 Zuschauer zum Istaf locken können.

Wir werden nicht ganz ausverkauft sein, da muss man Klartext reden. Aber anders als bei einer Abendveranstaltung wird der Tagesverkauf stärker sein.

Ab welcher Zuschauerzahl beginnt die Schmerzgrenze?

Die beginnt bei rund 16 000 Zuschauern.

Sollte der Verlust größer sein, als Ihre Gesellschaft verkraften kann: Was passiert dann? Kommt dann die zweite Insolvenz einer IstafGesellschaft?

Wir sind gute Kaufleute und haben entsprechend vorsichtig geplant. Wir haben die Athleten immer parallel zu den Sponsoren-Einnahmen verpflichtet. So bleibt keine finanzielle Lücke. Das Risiko einer Insolvenz ist also ausgeschlossen. Aber wir werden nicht das erhoffte Ergebnis haben. Außer, es kommt plötzlich eine Zuschauerwelle.

Kaum. Bei diesen Temperaturen gibt’s höchstens in den Freibädern Besucherwellen.

Ja, so muss man das wohl sehen. Aber wir wissen von Kollegen, dass es zurzeit bei dieser Hitze sehr schwer ist, für Leichtathletik-Meetings Karten abzusetzen. Anderseits kamen beim Sportfest in Leverkusen 60 Prozent aller Zuschauer am zweiten Tag.

Sie haben natürlich Glück, dass die Veranstalter sich auf ein gewisses Preislimit bei den Sportlergagen geeinigt haben. Außerdem ist der Marktwert von Ex-Weltrekordler Maurice Greene stark gesunken. Hätten Sie das Istaf finanzieren können, wenn die Athleten wie früher die Hand aufgehalten hätten?

Nein. Aber es gibt einfach bestimmte Marktpreise. Maurice Greene zum Beispiel bekommt in Ländern, in denen er besonders populär ist, auch eine höhere Gage als bei Meetings, bei denen er nicht Zugpferd ist. Das gilt für viele andere Sportler auch. Aber die Zeit der hohen Preise sind generell vorbei.

Das Istaf-Debakel, die Insolvenz der alten Istaf GmbH und der monatelange Streit der Istaf-Vereine, ist gerade mal ein Jahr her. Wie sehr sind Sie denn bei Verhandlungen mit Sponsoren über diese Altlasten gestolpert?

Da muss man unterscheiden zwischen regionalen und überregionalen Sponsoren. Unser Hauptsponsor ist die Deutsche Bahn. Die ist in diesem Jahr neu eingestiegen, und deren Verantwortliche haben sich für die Vergangenheit nicht groß interessiert. Die klärten nur ab, dass da neue Leute einen Neuanfang machen. Wir haben mit der Deutschen Bahn einen Dreijahresvertrag, und wir schauen, dass wir möglichst viele Sponsoren für diesen Zeitraum gewinnen können. So lange geht erst mal der Golden-League-Vertrag mit dem Weltverband IAAF. Im Berliner Umfeld erinnern sich natürlich mehr Leute an die Probleme von früher. Die Bewag ist zum Beispiel ausgestiegen, aber ob das mit den Schwierigkeiten der alten Istaf GmbH zu tun hat, weiß ich nicht.

Wie viel müssen Sie dem ZDF überweisen, damit der Sender am Sonntag live überträgt?

Wir haben einen Vertrag mit Sport A, dem Rechtevermarkter des ZDF. Wir stellen die Produktion und haben mit dem ZDF einen leistungsbezogenen Kontrakt. Aber die konkreten Zahlen sind vertraulich.

Früher hat die Istaf GmbH noch Geld vom Fernsehen bekommen, jetzt müssen Sie zahlen, damit Sie auf Sendung gehen. Lohnt sich bei dieser Konstellation der ganze Aufwand, ein Sportfest auszurichten, überhaupt noch?

Die Einnahmen aus Fernsehrechten sind ganz gewiss deutlich geringer als früher. Um konkret zu werden: ein hoher sechsstelliger Betrag pro Jahr. Sagen wir so: Das erleichtert nicht unbedingt unser Geschäft.

Möglicherweise erleichtert Ihr Geschäft auch nicht der Umstand, dass Klaus Henk noch Mitgesellschafter der neuen Istaf-Gesellschaft LVG ist. Henk, Chef des SCC, war als früherer Aufsichtsratschef der damaligen Istaf GmbH mitverantwortlich für das ganze Debakel. Wie gehen Sie denn mit dieser Altlast um?

Herr Henk ist doch als Privatperson in der neuen Istaf-Gesellschaft. Seine Vereinszugehörigkeit spielt da keine Rolle. Und er ist ein loyaler Angehöriger der neuen LVG. Er ist einer von vier Gesellschaftern. Zwei Gesellschafter haben zusammen etwas über 95 Prozent.

Werner Gegenbauer und Sie. Trotzdem: Auch wenn Klaus Henk operativ nicht viel zu sagen hat: Durch seine Anwesenheit können Sie sich nicht völlig von der Vergangenheit abspalten.

Herr Henk hat sich um den Berliner Sport sehr verdient gemacht. Was mit der alten Istaf GmbH juristisch passiert ist, muss ebenso noch gerichtlich geklärt werden wie die Frage, ob die Insolvenz verschleppt wurde.

Das Gespräch führte Frank Bachner.

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