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Ballack

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Internationaler Fußball: Ohne Anmeldung

Chelsea nominiert Michael Ballack nicht für die Champions League. Ist der Deutsche noch verletzt oder plant Chelseas Trainer Jose Mourinho nicht mehr mit ihm - die Gründe bleiben nebulös.

Der Fernsehsender „Sky Sports News“ zeigte am Dienstagmorgen Michael Ballack schon mit gepackten Koffern am Flughafen Heathrow, der Moderator trug die dramatische Zeile „Ballack vor dem Aus?“ vor. Die Aufnahmen stammten zwar von seiner Ankunft in London im Mai 2006, doch an solchen Kleinigkeiten stört sich auf der Insel niemand. Die Geschichte von der Nichtberücksichtigung des Deutschen in der Champions League ist so sensationell, dass selbst Englands gravierende EM-Qualifikationsprobleme keinen Platz mehr auf den ersten Seiten der Sportteile fanden.

„Wir können bestätigen, dass Michael Ballack nicht im Kader für die Champions-League-Gruppenphase steht“, hatte der FC Chelsea verkündet, „leider konnten wir zum Zeitpunkt der Nominierung nicht garantieren, dass er für die Mehrheit der Gruppenspiele zur Verfügung steht.“ Dass Bundestrainer Joachim Löw zeitgleich Ballacks Fitnesszustand mit den Worten „Er ist wieder fast voll belastbar“ beschrieb, hat zusätzlich Irritationen ausgelöst. Schnell machte deswegen das Gerücht die Runde, die Londoner wollten in Wahrheit nur einen Wechsel von Ballack im Januar forcieren – der ehemalige Münchner wäre ohne Einsatz in der Gruppenphase der Champions League bei seinem nächsten Verein für den weiteren Wettbewerb spielberechtigt und deswegen attraktiver.

Merkwürdige Verfahrensweise

Chelsea wäre der erste Verein, der einen Spieler vorsätzlich krank schreibt, um ihn dann zu verkaufen – keine besonders gute Maßnahme, um einen guten Preis zu erzielen. Außerdem ist laut den Uefa-Statuten nicht etwa die Nominierung, sondern nur der tatsächliche Spieleinsatz entscheidend. Der Verein von Trainer José Mourinho hätte Ballack also am Montag ganz normal im Kader aufführen können. Falls wirklich ein Wechsel im Winter vorbereitet werden sollte, hätte man ihn nach seiner Rückkehr in den Spielbetrieb zu den Spielen in der Gruppe B auch aus „taktischen Gründen“ auf die Bank setzen können.

Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff wurden von den Nachrichten aus London überrascht. „Es ist schwer nachvollziehbar, was in England passiert. Wir wollen direkt von ihm wissen, wie die Situation ist“, sagte Bierhoff und kündigte ein Gespräch mit dem 30 Jahre alten Mittelfeldspieler an.

Ein wenig Licht in diese rätselhafte Angelegenheit kommt, wenn man Chelseas ungewöhnliche Presseerklärung eingehender untersucht. Der Verein hatte unter seinem Champions-League-Kader auch die komplizierten Regularien der Uefa abgedruckt. Statt der erlaubten 25 Spieler darf Chelsea nur 23 melden. Ballacks Klub kann die Auflagen der Uefa zum Schutz der so genannten „local players“ nicht erfüllen. Diese schreiben vor, dass mindestens drei der 25 gemeldeten Spieler im Verband des Vereins und mindestens drei weitere im Verein selbst ausgebildet sein müssen. Chelsea hat in Kapitän John Terry nur einen einzigen im Verein ausgebildeten Spieler im Stammkader. Sogar der dritte Torwartposten ist mit einem Ausländer, dem Portugiesen Hilario, besetzt. Gemäß den Statuten müssen deswegen zwei Plätze auf der Liste frei bleiben. Erst ab dem Achtelfinale können drei weitere Spieler nachnominiert werden.

Kein Ballack aber vier rechte Verteidiger

Die Mannschaft dürfte von den 32 Teams der Champions League die einzige sein, das es nicht geschafft hat, einen vollständigen Kader zu benennen. Im Vergleich zur Konkurrenz geht man vorab in Unterzahl ins Rennen. Dieser äußerst peinliche Fauxpas wurde nicht direkt zugegeben. Möglicherweise sollte das Hickhack um Ballack auch davon ablenken.

Unergründlich bleibt Mourinhos Entschluss, vier rechte Verteidiger und den verletzten Linksverteidiger Wayne Bridge zu nominieren, Ballack dafür aber außen vor zu lassen, trotzdem. Die administrativen Schwierigkeiten allein können diesen Vorfall nicht erklären. Beantworten können das nur die Verantwortlichen von Chelsea. Man braucht sich keine Hoffnung auf eine schnelle Aufklärung zu machen.

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