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Interview: Bob Hanning: "Stars sind wichtig"

Füchse-Manager Bob Hanning spricht im Interview über teure Einkäufe in Krisenzeiten und den Umbruch in der Handball-Bundesliga.

Herr Hanning, sind Sie ein Hasardeur?



Warum das denn? Diese Frage würde ich gerne genauer erklärt bekommen.

Viele Vereine in der Handball-Bundesliga haben finanzielle Probleme, Essen und Nordhorn sind schon insolvent, und Sie kaufen einen Spieler vom Champions-League-Sieger Ciudad Real. Wie geht das?

Indem wir mit unserem Geld verantwortungsvoll umgehen. Wir verpflichten ja nicht nur einen Star wie den Dänen Torsten Laen, sondern gleichzeitig mit dem 18-jährigen Berliner Jugendnationalspieler Johannes Sellin auch ein Talent.

Aber ein Starspieler wie Laen belastet den Etat doch viel mehr.

Natürlich, aber er hätte woanders mehr verdienen können, sein Marktwert ist höher. Er hat mir gesagt, dass sich das Berliner Projekt längst in Europa herumgesprochen hat und einen besonderen Reiz ausübt. Laen vermutet sogar, dass bald noch mehr Stars bei uns anklopfen werden.

Und was wird aus den Berliner Talenten?

Die werden bei uns immer gefördert. Mein Ziel ist es, dass wir einmal neben jedem Star ein Talent im Aufgebot haben. Dagur Sigurdsson, der die Füchse ab der neuen Saison trainieren wird, hat gesagt: Wenn wir die Stars auf Dauer nicht mit eigenen Talenten ersetzen können, funktioniert das Konzept nicht.

Aber wir leben im Hier und Jetzt, die Handball-Bundesliga ist eine Mehrklassengesellschaft. Warum sollen ausgerechnet die Füchse nicht in Finanznöte kommen?

Weil wir auf keinen Mäzen setzen, sondern auf viele Kooperationspartner. Weil wir auf Ehrenamt bauen, was uns etwa eine Million Euro einspart. Und weil wir nicht in kurzer Zeit in die Champions League wollen. Sich in absehbarer Zeit auf den Plätzen fünf bis acht einzupendeln, das ist unser Ziel.

Und was passiert, wenn einer Ihrer Kooperationspartner in Schwierigkeiten kommt?

Dann könnte er beispielsweise trotzdem bei uns werben. Wer uns hilft, dem helfen wir auch – so funktioniert unser System, das auch auf viel Vertrauen basiert.

Letztlich muss aber Geld fließen.

Ja, natürlich. Mit dem Rechtevermarkter IMG im Rücken haben wir Sicherheit.

Dennoch ist der Abstand zu den stärksten Klubs der Bundesliga, etwa den Rhein-Neckar Löwen, sehr groß. Sind Sie neidisch?

Nein, aber das bloße Mäzenatentum tut der Liga nicht gut. Ich wende mich gegen die Gigantomanie – etwa im Fall Nicola Karabatic …

… dem von den Rhein-Neckar Löwen heiß umworbenen französischen Weltmeister, der beim THW Kiel spielt …

… ja, für ihn gibt es eine Millionen-Offerte, die einfach nicht refinanzierbar ist. Das ist deshalb ein völlig falsches Signal für die Handball-Bundesliga.

Welches wäre das richtige Signal?

Die eingleisige Zweite Liga ab der Saison 2011/12, in der 20 Teams spielen werden, ist bereits beschlossen worden. Aber wir brauchen auch eine Strukturreform beim Nachwuchs, also eine Jugend-Bundesliga. Und wir dürfen nicht vergessen, die kleinen Vereine bei all diesen Dingen mitzunehmen.

Plädieren Sie für eine Bundesliga-Zukunft ohne teure Stars?

Das natürlich auf keinen Fall. Die Stars sind enorm wichtig. Nur ein Beispiel: In Berlin lässt man die internationalen Topstars im Eishockey oder im Basketball für besondere Events einfliegen. Das brauchen wir nicht, in der Handball-Bundesliga sind sie ständig präsent.

Und der Preis dafür sind Insolvenzen?

Ein Verein, der nur auf Pump lebt, funktioniert nun mal auf Dauer nicht. Deshalb muss das Lizensierungsverfahren viel effektiver wirken. Wir reichen unsere Unterlagen für die neue Saison bis Anfang März ein. Ich habe keine Angst davor, die schwarze Null steht bei den Füchsen.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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