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Karl-Heinz Feldkamp

© dpa

Interview mit Karl-Heinz Feldkamp: Feldkamp: "Bin hungrig nach Erfolgen"

Er ist schon 73 Jahre alt, doch das hält Karl-Heinz Feldkamp nicht davon ab wieder einen Spitzenverein im Fußball zu trainieren. Voller Energie legt er beim türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul die Marschroute fest. Im Gespräch mit Tagesspiegel.de spricht der deutsche Trainer über sein Leben am Bosporus.

Seine große Erfahrung und Ausstrahlung waren für den türkischen Klub im Sommer die ausschlaggebenden Gründe, den Essener zum "Comeback" zu überreden. Der ehemalige Bundesliga-Coach (Uerdingen, Kaiserslautern) soll Galatasaray zum 16. Meistertitel führen, um mit dem Erzrivalen Fenerbahce (17) gleichzuziehen. Druck verspürt Feldkamp nicht. Von seinem Elan könnten sich einige jüngere Vertreter der Trainerzunft eine große Scheibe abschneiden.

Ihre Entscheidung, wieder als Trainer aktiv zu werden, sorgte sowohl in der deutschen als auch in der türkischen Presse für große Aufregung. Ihr Klub ist jedoch Tabellenführer. Fühlen Sie Genugtuung?

Was in den Medien geschrieben wurde, hat mich nicht sonderlich interessiert. Als Galatasaray bei mir angefragte, stand für mich die Entscheidung schon fest, dass ich nach Istanbul gehe. Dieser Klub ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich war ja schon 1992 hier bei den Gelb-Roten. Hier wirst du bei schlechten Spielen natürlich ebenso kritisiert wie in anderen Ligen auch. Und wenn du gewinnst, dann bist du der Größte. An dieses Auf und Ab habe ich mich gewöhnt. Der Klub steht aktuell ganz oben, also war mein Entschluss genau richtig.

Sie sind das beste Beispiel, dass auch ein Trainer im hohen Alter im Profigeschäft aktiv sein kann. Sollten die Klubs wieder verstärkt auf die ältere Generation in der Trainerzunft setzen?

Das überlasse ich den Verantwortlichen. Aber man sollte bedenken, dass ältere Trainer viel mehr Erfahrung mitbringen, die jüngere Übungsleiter nicht unbedingt haben.

In der türkischen Liga thront Galatasaray nach 14 Spieltagen an der Tabellenspitze. Die Herbstmeisterschaft ist in greifbarer Nähe. Sind Sie zufrieden über den Saisonverlauf?

Wenn man Tabellenführer ist, dann hat man vieles richtig gemacht. Aber es gibt sicher noch hier und da einige Verbesserungsmöglichkeiten. Uns plagen noch viele Verletzungsprobleme. Das Team kann viel mehr und wir wollen das gesamte Potential demnächst richtig ausschöpfen, um im Titelrennen die besten Karten zu haben. Ich bin weiterhin hungrig auf Erfolge.

Wen sehen Sie als Konkurrenz an?

Natürlich Fenerbahce und Besiktas, aber Sivasspor sollte man nicht unterschätzen. Die spielen derzeit mächtig auf und sind verdientermaßen oben mit dabei. Ihr Spiel gefällt mir sehr.

Im Uefa-Cup geht es für Ihren Klub um sehr viel. Nach drei Gruppenspielen stehen nur drei Zählern auf der Habenseite. Ein Heimsieg über Austria Wien am 19. Dezember ist also Pflicht. Macht man sich schon Gedanken über ein Scheitern, was einer Katastrophe gleich käme?

Daran denke ich nicht. Wir haben es uns unnötig schwer gemacht, aber ich bin mir sicher, dass wir dennoch die Gruppenphase überstehen werden. Der Verein und die Fans brauchen diesen Erfolg und vom Können her gehören wir einfach in die K.O.-Runde.

Auch die deutschen Klubs Nürnberg und Leverkusen kämpfen um den Einzug in das 32er-Feld. Verfolgen Sie die deutschen Duelle?

Ich freue mich über Erfolge deutscher Klubs. Die Ergebnisse kriege ich in den Medien mit, aber ich habe keine Zeit mir die Spiele anzuschauen.

Spielmacher Lincoln begeisterte zu Saisonbeginn mit tollen Leistungen, doch vor dem Derby gegen Besiktas am 7. Spieltag verbannten Sie ihn wegen einer Disziplinlosigkeit auf die Tribüne. Schon bei seinem Transfer von Schalke 04 nach Istanbul warnte man vor seinen Marotten.

Er hat einfach nur gegen eine Vereinsregel verstoßen und seine Verwandten ins Trainingslager eingeschleust. Das ging einfach nicht. Aber jetzt hat er sich optimal eingelebt und es gibt überhaupt nichts zu beanstanden. Er bringt seine Leistung. Bei Schalke hat er ja auch sehr lange erfolgreich gespielt und nicht nur für negative Schlagzeilen gesorgt. Man sollte Lincoln also nicht Unrecht tun. Er ist ein toller Fußballer und wird Galatasaray voran bringen.

Sie haben viele Klubs in Deutschland trainiert. Wie würden Sie die Unterschiede zwischen den Fans sehen? In der türkischen Liga gelten die Anhänger der Istanbuler Klubs als sehr fanatisch.

Für die Menschen hier gehört Fußball zum Leben dazu. Die Fans identifizieren sich mit ihren Klubs und sind bei Niederlagen über Tage kaum ansprechbar. Der Fußball nimmt hier eine starke Identifikationsrolle ein. Man geht nicht nur so zum Stadion und man ist nicht nur einfach so ein Fan. Viele Menschen leben am Existenzminimum, da sorgt der Fußball für Abwechslung. Und Siege sind das beste Rezept.

Wie gefällt Ihnen das hektische Leben in Istanbul?

Ich kenne mich hier schon einigermaßen aus. Es ist eine große Stadt, in der das Leben pulsiert. Eine Metropole halt. Die Sehenswürdigkeiten machen mitunter Istanbul einfach unbeschreiblich und kaum vergleichbar mit anderen Großstädten.

Vermissen Sie Deutschland dennoch?

Deutschland ist meine Heimat, klar vermisst man sein Land. Aber die Türkei ist zu meiner zweiten Heimat geworden und ich fühle mich hier pudelwohl.

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