zum Hauptinhalt
Dirk Nowitzki, 33, geht am 25. Dezember in seine 14. NBA-Saison. In der vergangenen Spielzeit konnte der Basketballer mit den Dallas Mavericks erstmals die Meisterschaft gewinnen. Wegen des langen Arbeitskampfes ist die kommende Saison von 82 auf 66 Partien verkürzt, Dallas hat sich mit Lamar Odom (links) von den Lakers verstärkt. Foto: dapd

© dapd

Interview mit NBA-Star: Dirk Nowitzki: „Es ist schon alles komisch dieses Jahr“

Dirk Nowitzki über die Folgen des Streiks in der NBA, die hektische Vorbereitung vor dem Saisonstart in zehn Tagen und die Chancen auf eine Titelverteidigung mit den Dallas Mavericks.

Herr Nowitzki, wie haben Sie die chaotischen vergangenen Monate mit dem Streik in der NBA erlebt?

Es war im Sommer schon eine komische Zeit. Weil ich nicht wusste: Findet jetzt eine Saison statt? Oder spiele ich vielleicht doch in Europa? Aber jetzt freuen wir uns alle und trainieren seit Freitag auch schon wieder. Am 25. Dezember geht’s los und wir freuen uns drauf, unseren Titel zu verteidigen.

Die Saisonvorbereitung ist wegen des langen Arbeitskampfes sehr kurz. Wie waren die ersten Tage im Trainingslager?

Am Freitag waren wir nur neun Leute, ab Samstag konnten wir immerhin schon Fünf-gegen-Fünf spielen. Die letzten Tage waren ein bisschen ungewiss, wir wussten nicht, wie das Team aussehen würde. Aber dann ist viel passiert, jetzt haben wir eine volle Mannschaft.

Ihre Dallas Mavericks werden ein anderes Gesicht haben als beim Titelgewinn vor einem halben Jahr.

Es ist natürlich nach wie vor bitter, dass Caron Butler, Tyson Chandler und J.J. Barea gegangen sind. Diese Spieler werden immer Freunde und Familie für uns bleiben: Wenn man gemeinsam eine Meisterschaft gewinnt, bleibt man immer irgendwie zusammen. Aber wir haben jetzt ein paar neue Leute geholt, ich glaube, damit können wir zufrieden sein. Lamar Odom wird gut reinpassen, Vince Carter wird gut reinpassen. Am Montagabend haben wir noch Delonte West verpflichtet, der Jason Kidd im Aufbau helfen soll. Ich glaube, dass wir schon wieder eine solide Truppe beisammen haben. Mit älteren Leuten, die zusammenspielen und gewinnen wollen.

Ihr Team scheint nun komplett, bei den meisten NBA-Klubs sieht es ganz anders aus. Es wird viel über Wechsel und Neuverpflichtungen spekuliert.

Es ist schon alles komisch dieses Jahr. Das sind alles Nachwehen des Lockouts, damit muss jetzt jeder zurechtkommen. Mein erstes Jahr in der Liga 1998/99 war auch komisch, da haben sich Spieler und Klubbesitzer erst im Januar geeinigt. Ich wusste also schon ein bisschen, was wir jetzt zu erwarten haben. Die letzten paar Tage waren natürlich wahnsinnig gefüllt mit Gerüchten. Zum Glück hat uns das nicht beschäftigt. Wir haben am Freitag von Anfang an gesagt: Wer hier ist, trainiert voll! Wer hier ist, macht sich fit für die Saison! Alles andere können wir eh nicht beeinflussen.

Jeden Tag gibt es neue Transfer-Gerüchte, besonders über Spielmacher Chris Paul aus New Orleans und Center Dwight Howard aus Orlando wird spekuliert.

Die Gerüchteküche wird natürlich noch ein bisschen brodeln. Die nächsten Tage werden noch sehr interessant werden.

Die Saison wird kurz und sehr gedrängt. Wird das ein Vorteil für Ihr sehr erfahrenes Mavericks-Team, weil Sie wenig Zeit zum Einspielen brauchen? Oder ein Nachteil, weil es dieses Jahr nur sehr kurze Pausen zwischen den Spielen zur Regeneration gibt?

Beides. Ich denke, dass wir unseren Rhythmus am Anfang schnell finden werden, weil wir viele erfahrene Leute haben. Unser Kern ist zusammengeblieben, wir müssten unser Spielsystem eigentlich noch kennen. Aber es sind nun einmal viele Spiele – und mit unseren Neuzugängen Lamar Odom und Vince Carter sind wir auch nicht unbedingt jünger geworden. Wir werden also unsere Bank brauchen, da erhoffen wir uns viel.

Den Lakers haben Sie Lamar Odom abluchsen können – ist das Team von Kobe Bryant trotzdem noch der härteste Konkurrent in der Western Conference?

Man muss jetzt noch ein bisschen abwarten – wenn Chris Paul oder Dwight Howard zu den Lakers wechseln, sind sie natürlich der Topfavorit. Aber L.A. wäre auch sonst gut: Kobe Bryant ist wirklich heiß auf die Saison, nachdem wir die Lakers letztes Jahr in den Play-offs 4:0 geschlagen haben. Ansonsten rechne ich mit den selben Mannschaften wie in der vergangenen Saison: Die Oklahoma City Thunder sind im Prinzip komplett zusammen geblieben, sie sind jung und können sich deshalb in so einer kurzen Saison viel schneller erholen zwischen den Spielen. Aber auch die San Antonio Spurs werden wieder gut sein – im Westen ist einiges los.

Bis zum Saisonstart sind es jetzt noch zehn Tage. Bei wie viel Prozent sehen Sie Ihre eigene Fitness?

Ich glaube schon, dass ich noch ein bisschen Arbeit vor mir habe. Ich bin vergangene Woche am Sonntag nach der „Wetten, dass..?“-Sendung direkt nach Dallas geflogen und habe dann von Montag bis Freitag ein bisschen alleine trainiert. Davor hatte ich schon zwei Wochen in Würzburg mit Holger Geschwindner gearbeitet. Ich muss trotzdem schon noch ein paar Prozent oben drauf zu legen. Es macht aber wieder Spaß – und das ist die Hauptsache. Solange der Spaß da ist, werde ich auch relativ schnell wieder fit. Ich hoffe, dass ich am 25. Dezember so nah an 100 Prozent bin wie möglich.

Ihren Traum vom NBA-Titel haben Sie sich erfüllt – ist die Motivation vor dieser Saison immer noch da?

Im Sommer war es schon schwer, nach dem Titel wieder ins Training einzusteigen und irgendwelche Froschsprünge durch die Halle zu machen. Auch die EM kam für mich ein bisschen zu früh. Aber jetzt fühle ich mich wieder gut. Und wenn die Spiele erst einmal beginnen, will ich sowieso wieder gewinnen.

Aufgezeichnet von Lars Spannagel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false