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Danilo Gallinari gehört zu den drei NBA-Stars der italienischen Mannschaft.

© dpa

Italien bei der Basketball-EM: Deutschlands heutiger Gegner: Suche nach verlorenem Stolz

Heute Abend treffen die deutschen Basketballer in der Vorrunde der EM auf Italien. Das einst so erfolgreiche italienische Team hat im vergangenen Jahrzehnt stark an Bedeutung eingebüßt.

2004, da war im italienischen Basketball noch alles in Ordnung. Die Nationalmannschaft stand da, wo sie nach dem Verständnis ihrer Anhänger hingehört: im Finale der olympischen Spiele. Auch wenn die Begegnung mit Argentinien damals verloren ging – die Italiener waren zufrieden mit ihrem Team. In der zweitbeliebtesten Sportart des Landes gehörten sie zur absoluten Weltspitze. Auch in der heimischen Liga besaßen sie mit Virtus Bologna den vielleicht besten Verein Europas. Erst 1999 hatte die Nation den EM-Titel gewonnen, 2003 gab es Bronze.

Mehr als zehn Jahre später nun hat sich die Lage jedoch dramatisch verschlechtert. Italien spielt im internationalen Basketball nur noch eine untergeordnete Rolle. Bei den Europameisterschaften spielte die Mannschaft zuletzt nicht mehr um den Titel mit, für die vergangenen beiden Weltmeisterschaften konnte sie sich nicht einmal qualifizieren. Auch die italienische Liga hat stark an Relevanz verloren. Die russischen, griechischen und spanischen Top-Teams sind den italienischen enteilt. Dass der Nationalspieler Nicolo Melli aus der heimischen Liga zum Deutschen Meister nach Bamberg wechselt, wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.

Die Talente sind da, es fehlen die Triumphe

Ironischerweise sind genau in dieser tristen Phase drei italienische Ausnahmetalente herangewachsen. Andrea Bargnani, Danilo Gallinari und Marco Belinelli spielen eine maßgebliche Rolle in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt. „Italien hatte schon immer eine starke Basketball-Tradition“, schreibt Mitja Viola in der „New York Times“, „doch abgesehen von all den Triumphen der Nationalmannschaft vermissten die Italiener immer ein richtiges internationales Talent.“ Davon haben sie zur Zeit nun gleich mehrere. Das Problem: die Triumphe in der Nationalmannschaft bleiben dafür plötzlich aus.

Mit den drei NBA-Stars im Team ist es eigentlich ein Rätsel, wie die Weltmeisterschaften 2010 und 2014 verpasst werden konnten. In dem NBA-Draft, der jährlichen Auswahlrunde der Nachwuchsspieler, wurde Andrea Bargnani 2006 an erster Stelle gewählt – bis heute ist das keinem anderen Europäer gelungen. Danilo Gallinari spielte bereits in seinem ersten NBA-Jahr in der Startaufstellung der New York Knicks. Marco Belinelli gewann im vergangenen Jahr mit den San Antonio Spurs den Meistertitel.

Den NBA-Spielern wurde fehlende Wertschätzung vorgeworfen

Dass es in der Nationalmannschaft trotzdem nicht mehr läuft, ist zum einen mit Pech zu erklären. Bei der EM 2011 wurde Italien in eine schwierige Vorrundengruppe mit Frankreich, Serbien und Deutschland gelost. Zwei Jahre später fiel Gallinari zur EM wegen eines Kreuzbandrisses, Bargnani aufgrund einer Atemwegsinfektion aus. Zum anderen wurde den NBA-Spielern aber auch vorgeworfen, das Nationalteam nicht ausreichend wertzuschätzen, weil sie sich beispielsweise in der Qualifikation gegen einen Einsatz entscheiden.

Bei der EM 2015 soll nun endlich an alte Glanzzeiten angeknüpft werden – die Olympia-Teilnahme ist das Ziel. Bargnani (29), Gallinari (27) und Belinelli (29) sind im besten Basketball-Alter, kennen ihre gegenseitigen Schwächen und Vorlieben inzwischen besser und wollen die stolze Basketball-Nation endlich wieder an die Spitzenteams heranführen. Nach einer knappen Niederlage gegen die Türkei und einem Pflichtsieg gegen Island feierte die Mannschaft am Dienstagabend einen berauschenden Erfolg gegen Spanien.

Für die Deutschen ist es also heute (17:45 Uhr/live in der ARD) nicht unbedingt der beste Zeitpunkt, um auf Italien zu treffen. Die Misserfolge des letzten Jahrzehnts stacheln die Spieler sichtlich an. Gerade gegen das DBB-Team haben die Italiener noch eine Rechnung offen - bei den Europameisterschaften 2007 und 2011 war Deutschland mit am Ausscheiden Italiens beteiligt.

Mattis Nothacker

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