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Sport: Italien - Rumänien: Nach dem 2:0 Sieg ist den Italienern nichts ist mehr unmöglich und Trainer Zoff legt endlich seinen Zweckpessimismus ab

Es ist recht schwierig, etwas aus Dino Zoff herauszubekommen. Der maulfaule Trainer der italienischen Nationalmannschaft brummt zumeist nur ein paar Floskeln vor sich hin.

Es ist recht schwierig, etwas aus Dino Zoff herauszubekommen. Der maulfaule Trainer der italienischen Nationalmannschaft brummt zumeist nur ein paar Floskeln vor sich hin. Ende der Durchsage, basta. Doch zu später Stunde gab der ehemalige Weltklassetorhüter am Sonnabend eher beiläufig das Signal zum Angriff: "Ich denke, wir sind stark genug, um alle zu schlagen." Kein Zweckpessimissmus mehr, kein Understatement. Für alle, die es noch nicht gewusst haben: Italien will Europameister werden. Noch zwei Siege fehlen, nachdem durch ein 2:0 gegen Rumänien der Einzug ins Halbfinale gelang.

Inzwischen wird sich Zoff schon mehrere Male nachträglich auf die Zunge gebissen haben. Wenn ich nur geschwiegen hätte! Da hilft auch das nachgeschobene "Wir müssen uns noch steigern" nicht. Denn jetzt sind die Erwartungen der italienischen Fußballnation (in Rom machten schon Zehntausende bei Feiern die Nacht zum Tag) noch einmal gestiegen, nachdem der Meister lange gebremst hatte. Forza Italia! Bereits nach einer guten Stunde sangen die fast 10 000 italienischen Fans im Brüsseler König-Baudouin-Stadion vor Glück. Francesco Totti (33.) und Filippo Inzaghi (43.) hatten schon vor der Pause für das 2:0 gesorgt. Die letzte halbe Stunde war nur noch Schaulaufen gegen die ersatzgeschwächten Rumänen, die nach einer Gelb-Roten Karte für Spielmacher Gheorghe Hagi (siehe unten stehenden Artikel) mit zehn Spielern vergeblich gegen ihr Ausscheiden ankämpften.

Das Geheimnis des italienischen Erfolges? Vor allem hat es Dino Zoff geschafft, aus einer Ansammlung kleiner und großer Stars eine funktionierende Mannschaft zu formen. Äußeres Zeichen für das Zusammengehörigkeitsgefühl ist das gemeinsame Arme-über-die-Schulterlegen beim Abspielen der Nationalhymne. Doch es steckt mehr dahinter. "Wir sind wie eine Klubmannschaft, in der es allen sehr viel Spaß macht", sagt Demetrio Albertini. Der Star ist die Mannschaft. Und in der ist für einen ganz großen Star, überdies einen Künstler nicht mehr so recht Platz.

Richtig, es folgt das nächste Kapitel der schier unendlichen Geschichte: Zoff und das Problem Alessandro del Piero. Wieder hatte der Trainer den bestverdienenden Profi der Welt erst einmal auf der Bank gelassen. Nach einer Stunde forderten die Tifosi mit Sprechchören vehement den Einsatz ihres Lieblings. Doch erst eine Viertelstunde vor Ende durfte der offensive Mittelfeldspieler auf den Platz, für den Torschützen Francesco Totti.

Auch wenn Zoff sagt, es sei egal, wer die Tore schießt, es besteht für ihn kein Anlass, im nächsten Spiel Totti, Inzaghi oder Stefano Fiore für del Piero zu opfern. Der ist zwar auch erst 25 Jahre alt, doch bei Zoff sind andere junge Wilde erste Wahl: Totti (23), Fiore (25), Zambrotta (23) und auch Abwehrorganisator Nesta (24). Felix Italia - da reift eine Mannschaft heran, die vielleicht erst in ein paar Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit sein wird. So lange will allerdings Paolo Maldini nicht warten, der wegen einer leichten Zerrung nur 45 Minuten lang spielte. Heute wird der Mannschaftskapitän 32 Jahre alt. "Das ist wohl meine letzte Chance, mit der Nationalmannschaft endlich etwas zu gewinnen." Die Chance ist durchaus realistisch.

Sebastian Arlt

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