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Italiens Fußball: Der Kapitän und der Faschismus

Tagesspiegel-Autor Mathias Klappenbach über die fehlende Empörung in Italiens Fußball. Der Torwart des AC Mailand, Christian Abbiati, hat kürzlich die "Fähigkeit des Faschismus, den Bürgern Ordnung und Sicherheit zu garantieren" bewundert.

Was soll dabei sein? Schließlich kann man in Italien an vielen Kiosken Bildchen und Kalender mit dem faschistischen Führer Benito Mussolini kaufen. Da ist es keine große Überraschung, wenn Christian Abbiati, der Torwart des AC Mailand, sagt, dass er „die Fähigkeit des Faschismus, den Bürgern Ordnung und Sicherheit zu garantieren“, bewundere.

So weit, so schlecht. Solche Menschen gibt es, und die historische Verklärung des „Duce“ in Italien ist nichts Neues. Der Skandal ist aber, wie der Verein auf Abbiatis Worte aus einem Interview vom vergangenen Wochenende reagiert. „Kein Thema“, heißt es lapidar beim großen AC Milan. Wer eventuell mit einer Strafe für Abbiati, der – immerhin, muss wohl man sagen – die Rassegesetze verurteilt, gerechnet hat, sollte sich vergegenwärtigen, was Milan-Patron und Ministerpräsident Silvio Berlusconi über Paolo di Canio gesagt hat. Der ehemalige Stürmer, der im Stadion die rechtsradikalen Fans von Lazio Rom mit erhobenem rechten Arm grüßte, sei ein „guter Kerl“.

"Ich will das nicht kommentieren", sagte Maldini

So weit, so schlechter. „Das ist seine persönliche Meinung. Ich will das nicht kommentieren“, sagte nun auch Paolo Maldini, der Kapitän der Mailänder über Abbiati. Er ist, anders als Berlusconi, weltweit geachtet und gilt wegen seiner Spielweise als Vorbild für Fairness und wird regelmäßig zum schönsten Fußballer gewählt. Maldini ist in der Position, im von rechtsradikaler Gewalt zu großen Teilen zerstörten italienischen Fußball ein Zeichen zu setzen.

Stattdessen wird Maldini nur als ewiger Schönling in Erinnerung bleiben.

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