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Sport: Jan Ullrich muss zahlen

Radprofi akzeptiert Strafbefehl über 40 Tagessätze

Von Hartmut Scherzer

Frankfurt (Main). Zuletzt hat es einige Irritationen um Jan Ullrich gegeben. „Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder Rad fahre. Ich weiß nicht, ob ich mich noch motivieren kann“, war in einem Interview mit der „Bild"-Zeitung zu lesen. Die pessimistische Äußerung steht im krassen Widerspruch zu einem neuen Werbespot. In letzter Sekunde vermeidet Jan Ullrich darin den frontalen Zusammenstoß mit einem Laster, fliegt samt Rad in hohem Bogen eine Steilküste hinab ins Meer – und taucht wieder auf wie Franziska van Almsick. „Im Leben wird man schon mal aus der Bahn geworfen. Hauptsache, man kommt wieder hoch.“ Das ist die Botschaft des gestrauchelten Radstars.

Die Voraussetzungen für den erfolgreichsten deutschen Radsportler sehen nun wieder etwas günstiger aus. Die Staatsanwalt München II hat gestern das Strafverfahren gegen Ullrich abgeschlossen. „Vom Amtsgericht Miesbach ist wegen vorsätzlichen unerlaubten Erwerbs von zwei amphetaminhaltigen Tabletten ein Strafbefehl über 40 Tagessätze erlassen worden“, lautete die Mitteilung. Über die Höhe der Tagessätze wurden keine Angaben gemacht. Nach Informationen des ZDF soll Ullrich 40 000 Euro zahlen müssen.

Laut Oberstaatsanwalt Rüdiger Hödl habe es sich aus Sicht seiner Behörde um „keinen ganz gravierenden Fall“ gehandelt. Deshalb sei man bei der Strafe auch „im untersten Bereich“ geblieben. Die Einnahme der Pillen hatte zur positiven Dopingprobe geführt. Ullrich ist deshalb bis 23. März 2003 gesperrt, sein Vertrag beim Team Telekom ruht. „Ich habe beide Strafen akzeptiert, die sportliche und die staatliche, weil ich reinen Tisch für einen Neuanfang machen will“, sagt Ullrich. Er verhindert damit, dass es zu einem Prozess kommt.

Ullrichs Manager Wolfgang Strohband hat Meldungen über ein mögliches Karriereende dementiert: Was in der „Bild“-Zeitung stand, „war nicht seine Aussage, wie Jan mir versichert hat“. Ihm seien die Worte im Mund umgedreht worden. Vor fünf Wochen, als Ullrich auf einer Pressekonferenz zugegeben hatte, dass er zwei Pillen geschluckt hatte, hörte sich das ähnlich an: „So kann ich meine Karriere nicht beenden." Jan Ullrich ist also wieder da, nachdem er nach der Drogen-Affäre und seinem Eingeständnis am 6. Juli in den Urlaub in die USA abgetaucht war. Ob der 28-jährige Tour-de-France-Sieger von 1997 nach seiner Dopingsperre tatsächlich wieder als Radrennfahrer auftaucht, hängt nicht von seiner Motivation, sondern einzig und allein von seinem rechten Knie ab. Seit seiner Rückkehr aus den USA wird Jan Ullrich in München von mehreren Ärzten untersucht. Hat die lange Ruhepause zur Heilung geführt oder ist noch einmal ein kleiner Eingriff erforderlich? In den nächsten Tagen soll darüber eine Entscheidung fallen. Bei der ersten Operation im Frühjahr war eine Schleimbeutelfalte entfernt worden, die die schmerzhafte Reizung und Entzündung verursacht hatte.

Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub hat sich Jan Ullrich auch sofort beim Sportdirektor des Teams Telekom, Rudy Pevenage, gemeldet und sich „sehr motiviert“ gegeben für ein Comeback. „Sein Hauptziel ist zunächst, dass das Knie wieder hundertprozentig in Ordnung kommt. Dann sehen wir weiter“, sagte Pevenage, der sich in den nächsten Tagen mit Ullrich treffen wird. Der Belgier ist nach dem Gespräch überzeugt: „Wenn das Knie geheilt ist, wird Jan aus diesem Tief auch gestärkt herauskommen und stärker sein als zuvor. Das glaube ich.“ Auch Ullrich sagt: „Ich war ganz unten, aber ich will wieder nach oben. Nur geht das nicht mit einem Ruck nach dem Motto: Hoppla, nächstes Jahr gewinne ich wieder die Tour.“

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