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Sport: Jaras Nächte sind lang

Lauterns neuer Trainer bleibt trotz des ersten Sieges unruhig

Kaiserslautern. Die Nächte danach sind ein Graus für ihn. Gewonnen, ja gut, erleichtert, na sicher, aber diese kommende Nacht. Für einen Moment beherrschte die böse Ahnung über den Ablauf der nächsten Stunden Kurt Jaras Gedanken. Das sagte er auch. So groß seine Freude über den 1:0-Sieg gegen den 1. FC Köln zu seinem Einstand als Trainer des 1. FC Kaiserslautern auch war, der Österreicher wusste, mit diesen schönen Gefühlen wird es bald vorbei sein. Ein Trainerjob in der Fußball-Bundesliga ist nicht immer das reine Vergnügen. Jara wälzt sich nach Spielen oft ruhelos im Bett und sehnt den Morgen herbei. „Ich schlafe fürchterlich schlecht“, sagt Jara. „Alles läuft noch einmal im Kopf ab, das ganze Spiel.“

Jara ist immer froh, wenn ihn jemand ablenkt, bevor er ins Bett geht. So wie am Samstagabend die Fernsehreporter aus seiner Heimat Österreich. „Sind sie der liebe Onkel Kurt?“, fragte einer. Jara lächelte. „Ich kann der liebe Onkel sein, wenn aber einer nicht spurt, dann bin ich der harte Kurt.“

Am Samstag trat Jara dann noch ein bisschen als Spaßvogel auf, vermutlich hat ihn das von der Nacht abgelenkt, vor der er sich so sehr fürchtete. Also sagte er, seine Mannschaft habe nicht gegen Köln gespielt, sondern gegen „grüne Männchen“. In Grün spielten die Gäste, weil sie Trainingsleibchen über ihren Trikots tragen mussten. Die waren schwarz, doch diese Farbe hob sich nicht deutlich genug vom Bordeauxrot der Kaiserslauterer Trikots ab. Und da die Kölner keine Ersatztrikots dabei hatten, mussten sie sich die Trainingsklamotten der Gastgeber leihen. (Siehe auch „Nachspiel“, Seite 19)

Vier Tage nach dem Rauswurf von Trainer Erik Gerets ist Jara trotzdem wohl auch ein wenig erschrocken darüber, was ihm Gerets nach seinen Einkaufstouren mit Klubchef René C. Jäggi an Personal hinterlassen hat. Immerhin, fand Jäggi nach dem ersten Spiel von Jara: „Die letzten zehn Prozent Einsatz beim Grätschen waren wieder da.“ Ob das allein gegen die nächsten Gegner, Bremen und Stuttgart, reicht? Jara hat seine Zweifel. Vielleicht wusste er deshalb: Die nächste Nacht wird für ihn wohl wieder lang und ruhelos.

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