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Sport: Jenny Wolf sprintet zum Titel

Berlinerin gewinnt überraschend Eisschnellauf-WM

Heerenveen - Erst schlug sie fassungslos die Hände vors Gesicht, dann verdrückte sie unter dem Jubel der Fans ein paar Tränen in den Armen ihres Freundes: Eisschnellläuferin Jenny Wolf hat am Sonntag mit ihrem Triumph über Rivalin Anni Friesinger für eine der größten Überraschungen in der 38-jährigen Geschichte der Sprint-Weltmeisterschaften gesorgt. In Heerenveen blieb der nach überstandenen Infekten großartig kämpfenden Titelverteidigerin aus Inzell nur der zweite Platz, mit dem sie aber den ersten Doppelerfolg deutscher Sprinterinnen seit 20 Jahren perfekt machte. 1988 hatten die beiden Dresdnerinnen Christa Rothenburger und Karin Kania die Konkurrenz dominiert.

„Das ist ein Traum. Ich kann nicht begreifen, was hier passiert ist. Nie hatte ich an den Titel geglaubt, eine Medaille erschien mir das allerhöchste der Gefühle“, jubelte Jenny Wolf über ihren Sieg, für den sie auch noch 12 500 Dollar Preisgeld einstreichen durfte. Ihr Trainer Thomas Schubert freute sich in der Ferne. „Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich mitgekommen. Ich bin sprachlos“, sagte er.

Mit zwei fantastischen 500-m-Läufen legte Jenny Wolf die Grundlage für ihre erste Vierkampf-Medaille, nachdem sie zuvor die Titelkämpfe noch als „besseres Training“ herabgestuft hatte. „Wenn ich den Mund zu voll genommen hätte, wäre das vielleicht nach hinten losgegangen“, sagte sie am Sonntag bei dem Versuch, ihr Understatement zu begründen. Vor 12 000 Zuschauern in der ausverkauften Thialf-Arena hatte sie zum Auftakt mit dem „Flachland-Weltrekord“ von 37,64 Sekunden die Konkurrenz geschockt. Mit ihren 37,60 im zweiten Rennen am Sonntag unterbot sie die inoffizielle Bestzeit für Bahnen außerhalb der schnellen Hochland-Ovals von Calgary und Salt Lake City noch einmal und schuf sich ein dickes Polster von 2,96 Sekunden für das große Finale. Auch über die von ihr wenig geliebten 1000 Meter präsentierte sich die Berlinerin stark und kam nach Rang sechs am Vortag diesmal in 1:17,09 Minuten auf Platz 7.

Bereits zum neunten Mal startete die Weltrekordlerin bei einer Sprint-WM. Bislang war ein 13. Platz vor zwei Jahren die beste Ausbeute für die 28-Jährige. Ihre Konkurrentin Anni Friesinger trug ihre Niederlage mit Fassung und freute sich auch über Silber. „Ich habe alles gegeben. Aber Jenny war einfach nur Wahnsinn. Und der Titel bleibt ja im Hause. Aber ich werde auch Platz zwei feiern“, sagte sie nach ihrem verpassten 14. WM-Titel. Über die Kurzstrecke verlor die beste 1000-m-Läuferin der Saison zu viel Zeit auf die neue Weltmeisterin. „Die Vorbereitung war eben nicht ideal“, sagte die Inzellerin. Trotzdem verteidigte sie Platz zwei sicher vor der Niederländerin Annette Gerritsen. dpa

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