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Sport: Jörg Berger wieder als Feuerwehrmann

FRANKFURT .Der Medienauftrieb in Frankfurt (Main) erinnerte an die Inthronisation Erich Ribbecks als Teamchef vor einem halben Jahr.

FRANKFURT .Der Medienauftrieb in Frankfurt (Main) erinnerte an die Inthronisation Erich Ribbecks als Teamchef vor einem halben Jahr.Er galt im Konferenzsaal des Queens Hotels Jörg Berger.Der Red Adair der Bundesliga war von der Eintracht - wie schon einmal vor zehn Jahren - bestellt worden, den Brand in "Mainhattan" zu löschen und den Traditionsverein im Jahr seines hundertjährigen Bestehens vor dem abermaligen Abstieg zu retten.Mit Jörg Berger will die Eintracht ins nächste Jahrtausend gehen.Bis zum 30.Juni 2000 läuft der Vertrag, auch dann, wenn die Rettungsaktion mißlingen und die Eintracht absteigen sollte.Es habe "kein Feilschen gegeben", versicherte Präsident Rolf Heller."Wir waren uns schnell einig."

Vierzehn Stunden zuvor hatte das Präsidium (in Abwesenheit des Mitglieds Gernot Rohr) nach nur 120 Tagen das kümmerliche Intermezzo von Reinhold Fanz als Nachfolger Horst Ehrmantrauts beendet.Die Eintracht leistet sich also den Luxus, derzeit gleich drei Trainer zu bezahlen.Nach dem faden Fanz trägt nun der entschlossene Jörg Berger (54) alle Hoffnungen, in den verbleibenden sieben Spielen den Absturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern.Dem Heimspiel am Sonnabend gegen Hansa Rostock haftet bereits schicksalhafte Bedeutung an.

Berger, der Frankfurt "meine zweite Heimat" nennt, seit er hier vor zwanzig Jahren nach einer abenteuerlichen Flucht aus der DDR Aufnahme fand, ist der Altmeister des Abstiegskampfes: Die Eintracht, den 1.FC Köln und Schalke 04 hatte der Sachse einst in höchster Not gerettet und anschließend sogar in den UEFA-Cup geführt.Letztes Jahr allerdings war er in dieser Mission beim Karlsruher SC "nur um ein Tor" - darauf legt er Wert - gescheitert.Gestern präsentierte sich Jörg Berger in gewohnter Feuerwehrmannpose: Das stets gebräunte Gesicht unter graumeliertem Haar drückte die ganze Entschlossenheit des routinierten Abstiegskämpfers aus.Mit todernster Miene kniff Berger die Augen zusammen wie Clint Eastwood beim Showdown und verkündete: "Wer mich kennt, weiß: Ich habe meine Linie und gehe meinen Weg." So kennt man ihn tatsächlich.Deshalb kann sich der Sportdirektor Gernot Rohr, während der Frankfurter Krisentage auf Wochenendurlaub zu Hause in Bordeaux, das Teamwork mit dem Trainer abschminken."Ich allein habe das sportliche Sagen.So habe ich es immer gehalten, und so wird es auch bleiben", versprach Berger.Rohr, der Schuldige am ganzen Frankfurter Schlamassel, hatte Ehrmantrauts Entlassung unter anderem wegen "mangelnder Teamfähigkeit" betrieben und seinen unglücklichen Teamfreund Fanz auf der Bank erfolglos an die Hand genommen.Es scheint ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis auch Rohr gehen muß.

Berger packt den Kampf gegen den Abstieg mit gewohnten Parolen an.Wenn er nicht an Rettung glauben würde, versicherte er voller Pathos, "wäre ich nicht gekommen".Nun müsse "alles getan werden, um den Klassenerhalt zu schaffen." Alle müßten an einem Strang ziehen, die Spieler sich bedingungslosem Einsatz und kämpferischer Bereitschaft hingeben.Von der "Psyche und der Motivation" her werde er die Spieler anpacken und sie überzeugen: "Es ist noch machbar.Ihr müßt nur daran glaben." Das sei eine Sache des Kopfes.Und auf derartige "Kopfarbeit" versteht er sich."Die Spieler müssen umdenken: Es ist Abstiegskampf, kein Abstiegsspiel.Kein Alibi mehr.Es wird eine harte Zeit für sie.Aber auch für mich." Zum gegenseitigen Kennenlernen wird die Mannschaft morgen in ein Trainingslager ziehen.Berger: "In Klausur rücken Spieler und Trainer enger zusammen."

HARTMUT SCHERZER (MAIN)

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