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Immer wieder La Bomba. Navarro (l.) war im EM-Finale nicht zu stoppen. Foto: Reuters

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Juan Carlos Navarro: Der schmächtige Gigant

Juan Carlos Navarro führt Spaniens Basketballer auch bei der EM zum Titel

Berlin - Über Fußballer mit einem guten Instinkt für Tore sagt man gern: Der weiß einfach, wo die Kiste steht. In diesem Sinne darf man mit Fug und Recht behaupten: Juan Carlos Navarro weiß einfach, wo der Korb hängt. Der 31-Jährige spielt seit mehr als zehn Jahren für die spanische Basketball-Nationalmannschaft – und trifft und trifft und trifft, aus der Nähe, aus der Ferne, im Stehen, im Laufen, im Rückwärtsfallen. Am Sonntagabend erzielte der Shooting Guard in Kaunas im Finale der EM 27 Punkte gegen Frankreich, gewann durch das 98:85 den Titel mit Spanien und wurde anschließend zum „Wertvollsten Spieler“ des Turniers gewählt. Die Titelverteidigung nach dem EM-Sieg 2009 ist für die Spielergeneration um Navarro und Center Pau Gasol ein weiterer Erfolg nach EM-Bronze 2001, EM-Silber 2007, WM-Gold 2006 und olympischem Silber 2008. Die spanische Zeitung „Sport“ schrieb am Montag überschwänglich von „Goldenen Giganten“.

Im Gegensatz zu vielen anderen Stars hat Navarro seit 2000 keinen einzigen Sommer im Nationalteam ausgelassen. In diesem Jahr hatten sich viele NBA-Profis wie Dirk Nowitzki, der Russe Andrej Kirilenko oder der Franzose Tony Parker in Litauen eingefunden, zum besten EM-Spieler wurde aber Navarro vom FC Barcelona gewählt. Der Mann aus Sant Feliu de Llobregat, einem Vorort von Barcelona, war schon im Halbfinale gegen Mazedonien mit 35 Punkten der beste Spanier, insgesamt kam er auf knapp 19 Zähler pro Spiel. „Es gibt Tage, an denen deine Würfe reingehen – und andere, an denen du dich schwertust“, hat Navarro während der EM gesagt, „aber das Wichtigste ist, dass du deiner Mannschaft hilfst.“

Navarro wird mit einer Größe von 1,91 Meter geführt, er wirkt aber nicht nur neben den 2,15 und 2,13 Meter großen Gasol-Brüdern Pau und Marc schmächtig. Aber der Mann, der wegen seiner Treffsicherheit aus der Distanz den Spitznamen „La Bomba“ trägt, braucht keine breiten Schultern, um seine Punkte zu erzielen. Die Franzosen setzten im Endspiel den 13 Zentimeter größeren und mit sehr langen Armen gesegneten Nicolas Batum auf ihn an, den vielleicht besten Verteidiger der ganzen EM. Doch Navarro braucht nur ein paar Zentimeter Raum, um den Ball in Richtung Korb abzufeuern. Außerdem ist er ein Meister darin, im richtigen Moment den Kontakt zum Gegenspieler zu suchen und die Schiedsrichter mit ein wenig Theatralik von einem Foul zu überzeugen.

Diese Art der Schauspielerei ist gerade in den USA unbeliebt, wo Navarro trotz seiner überragenden Fähigkeiten als Scorer nur eine Saison gespielt hat. Bei den Memphis Grizzlies zeigte der Spanier 2007/08 mit rund elf Punkten pro Spiel, dass er sich auch in der NBA durchsetzen kann. Trotzdem kehrte er nach einem Jahr zurück nach Barcelona, wo er der unbestrittene Anführer ist – und außerdem besser bezahlt wird als in der NBA.

Nach vielen Titeln bleibt für diese große spanische Basketballgeneration nur noch ein Ziel: olympisches Gold. „Es wird sehr hart, das US-Team zu schlagen, aber wir kommen mit viel Selbstvertrauen nach London“, sagte Pau Gasol. Juan Carlos Navarro wird 32 Jahre alt sein, wenn er im nächsten Sommer bei seinen vierten Olympischen Spielen antritt. Man muss sich aber keine Sorgen machen, dass er eines Tages vergisst, wo der Korb hängt.

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