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Es geht aufwärts. Lange wurde Juan Martin del Potro von Verletzungen geplagt. Jetzt greift er wieder an.

© AFP/Lyons

Juan Martin del Potro bei den US Open: Der Turm steht wieder

Nach seinem Sieg 2009 bei den US Open durchlebte Juan Martin del Potro eine tiefe Krise – nun ist der Weltranglisten-142. aus Argentinien wieder da.

In den Katakomben des Arthur-Ashe-Stadiums hängen die Porträts der ehemaligen Champions der US Open an den Wänden. Und so wird der Weg von den Umkleiden hinaus auf den Centre Court immer zu einer kleinen Zeitreise durch die Turniergeschichte. Juan Martin del Potro ist auch dabei, und der Argentinier postete nun im Internet ein Selfie von sich selbst vor seinem eigenen Bild. „Guckt mal, wer wieder da ist“, schrieb er zu der Schwarz-Weiß-Aufnahme, die zeigt, wie lange sein großer Moment schon her ist.

2009 hatte del Potro als 20-Jähriger alle in Flushing Meadows verblüfft. Dieser Zwei-Meter-Riese mit den irrwitzig schnellen und extrem flachen Vorhandpeitschen, der erst Rafael Nadal im Halbfinale demontierte und danach Roger Federer den sechsten US-Open-Sieg in Folge vermieste. Del Potro erspielte sich auf so furiose Weise den Titel, dass er sofort als neuer Herausforderer der Spitze galt.

Doch es kam anders. Statt auf dem Tennisplatz kämpfte del Potro jahrelang in Kliniken und Rehazentren, seine Karriere schien eigentlich vorbei zu sein. Aber jetzt ist der „Turm von Tandil“, wie er nach seiner Heimatstadt genant wird, mit fast 28 Jahren zurück bei den US Open und verblüfft die Tenniswelt aufs Neue.

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Die Nummer 142 der Weltrangliste, nur dank einer Wildcard am Start, ist nun der am niedrigsten platzierte Viertelfinalist der US Open seit Jimmy Connors vor 25 Jahren. Del Potro hat bislang noch keinen Satz abgegeben. Im Achtelfinale profitierte er gegen Dominic Thiem allerdings von der verletzungsbedingten Aufgabe des Österreichers. Jetzt trifft er auf den Schweizer Stan Wawrinka.

„Das hatte ich wirklich nicht erwartet“, sagte del Potro nach seinem Einzug ins Viertelfinale, „mit meinem Level habe ich wohl auch die anderen Jungs überrascht.“ Nach seinem fast beispiellosen Leidensweg mit vier Handgelenksoperationen ist das kaum zu glauben. 2010 begannen die Probleme, erst in seiner rechten Schlaghand. Del Potro verpasste fast die komplette Saison, rutschte auf Rang 485 ab. Doch er kämpfte sich zurück bis auf Platz fünf, der endgültige Durchbruch wollte aber nicht gelingen. Anfang 2014 begann dann die echte Misere, dieses Mal mit dem linken Handgelenk, das bei der Rückhand belastet wird. Im März 2014, im Januar 2015 und im Juni 2015 folgten die Eingriffe.

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Für Del Potro wurde es eine Zeit zwischen mühsamem Aufbau und harten Rückschlägen. „Das war eine grausame Situation“, erinnert er sich: „Ohne Familie und Freunde wäre ich an ihr zerbrochen.“ Del Potro enttäuschte sie nicht. In dieser Saison gelangen ihm die ersten Schritte zurück auf die Tour, doch spätestens seit den Olympischen Spielen weiß die Tenniswelt wieder, wie sehr ihnen dieser außergewöhnliche Charakter gefehlt hatte.

Es hätte in Rio schnell vorbei sein können, mit dem Auftaktlos gegen Novak Djokovic. „Als ich die Auslosung sah, habe ich eigentlich mehr ans Barbecue zu Hause als an eine Medaille gedacht“, gab del Potro süffisant zu. Aber der Argentinier spielte fantastisch. Und so erbarmungslos sein aggressives Offensivspiel ist, so konterkariert es seine sanfte Art abseits des Platzes. Die Herzen der Fans hatte del Potro im Nu erobert. Die Menschen spürten, wie leidenschaftlich er diese Medaille wollte, obwohl er völlig erschöpft war. Und sie trugen ihn. Es hatte nicht viel gefehlt zur Goldmedaille in diesem denkwürdigen Endspiel gegen Andy Murray. Aber verloren hat er nicht wirklich. „Ich war mehrmals nah dran, aufzuhören“, sagte er, „es gab so viele dunkle Momente für mich. Aber jetzt sieht alles wieder heller aus.“ Auch bei den US Open, obwohl die Schulter schmerzt und die Beine müde sind. Es ist nicht mehr wie damals, mit 20 Jahren. Dennoch scheint es, als habe del Potro die Zeit ein wenig zurückgedreht.

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