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Sport: Jürgen Röber: Die Angst des Vaters

Am Dienstagnachmittag erhielt Jürgen Röber auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC einen Anruf seines Sohnes Marcus aus New Jersey. Er solle doch mal schnell den Fernseher einschalten, es sei was Schreckliches passiert.

Am Dienstagnachmittag erhielt Jürgen Röber auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC einen Anruf seines Sohnes Marcus aus New Jersey. Er solle doch mal schnell den Fernseher einschalten, es sei was Schreckliches passiert. "Wir haben die Geschehnisse fassungslos verfolgt", sagte Jürgen Röber, "zum Glück blieb mein Sohn unversehrt." Der 22-jährige Marcus, der derzeit in den USA jobbt, hatte noch am Montag, einen Tag vor den Terroranschlägen, das World Trade Center in New York besichtigt. Der Hertha-Trainer: "Eigentlich sollte Marcus noch bis zum November in den USA bleiben, jetzt kommt er aber vielleicht früher zurück."

Nicht nur durch seine ganz persönliche Situation ist der Fußball für Röber vorerst in den Hintergrund gerückt. Und damit auch das Europapokal-Duell mit dem KVC Westerlo. Gestern Vormittag, kurz vor dem Abflug nach Belgien, erhielt die Berliner Expedition die Nachricht von der Absage des für heute vorgesehenen Uefa-Pokal-Hinspiels. Verständnis für diese Entscheidung der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hatten sie alle. "Man kann doch jetzt nicht so tun, als sei nichts geschehen und zur Tagesordnung übergehen", sagt Röber. Mit Manager Dieter Hoeneß teilt der Trainer die Ansicht, dass die Absage einen Tag zu spät kam. Kein Verständnis hatte Röber dafür, dass am Dienstagabend Europapokalspiele stattfanden. Er verzichtete, ganz entgegen seinen Gewohnheiten, darauf, sich die Spiele im Fernsehen anzusehen.

Weitere Probleme warten, wenn sie auch nebensächlich scheinen. Sollte Herthas Spiel in Westerlo auf den 20. September verlegt werden, gäbe es Probleme mit dem Bundesliga-Spielplan. Denn zwei Tage später ist Herthas Punktspiel in Kaiserslautern vorgesehen. Und bereits für den 25. September ist das Rückspiel gegen Westerlo im Olympiastadion terminiert. Allzu viel Spielraum im Bundesliga-Zeitplan gibt es wegen der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr nicht. Dem trugen wohl auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Rechnung, als sie gestern auf eine Absage des Spieltages am kommenden Wochenende verzichteten.

Den Aufsichtsrat Herthas hielten die Ereignisse nicht davon ab, gestern auf der Geschäftsstelle seine turnusgemäße Sitzung abzuhalten. Dabei sollte auch die Krise der Mannschaft zur Sprache kommen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war die Sitzung noch nicht beendet.

Klaus Rocca

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