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Backpackerin. Die Reise nach Australien hat sich für Julia Görges gelohnt. Nach zwei Jahren erreichte sie wieder ein Grand-Slam-Achtelfinale, unterlag dort aber klar.

© REUTERS

Julia Görges: Guter Start auf dem Weg zurück

Tennisspielerin Julia Görges scheidet als letzte Deutsche in Australien aus – könnte aber im Fed-Cup von der Schwäche der Kolleginnen profitieren.

Julia Görges hatte ihr strahlendes Lachen schnell wiedergefunden. Eine Zeitung in der Heimat hatte fälschlicherweise vermeldet, dass die Tennisspielerin im Anschluss an ihren Achtelfinaleinzug bei den Australian Open abends ihren Verlobten in einem Melbourner Hotel geheiratet habe. „Seht her, ich trage keinen Ring“, sagte die 26-Jährige lachend und hielt ihre Hand zum Beweis hoch. Richtig war, dass ihr Physiotherapeut geheiratet hatte und Görges eingeladen war. Und der saß am Sonntag mit seiner frisch Angetrauten wieder in ihrer Spielerbox. Doch alle Unterstützung sollte nicht helfen, denn sie mussten mitansehen, wie Görges gegen die Russin Jekaterina Makarowa nicht an ihre starken Leistungen der ersten Runden anknüpfen konnte und mit 3:6 und 2:6 als letzte deutsche Spielerin ausschied.

„Ich bin enttäuscht“, sagte sie, „weil es heute mein schlechtestes Match im Turnier war.“ Gleich die ersten acht Punkte und damit die ersten zwei Spiele der Partie hatte die Weltranglistenelfte gemacht. Julia Görges fand dagegen nur sehr schwer ins Spiel gegen eine, die in den letzten drei Jahren zweimal in Melbourne im Viertelfinale stand und der der schnelle Hartplatz besonders entgegenkommt. „Es war schwer für mich, ihr Spiel zu lesen und daher war ich immer einen Schritt zu spät dran“, sagte Görges, die erstmals auf die Russin traf. „Ein schlechter Tag gehört auch mal dazu“, zog sie dennoch ein positives Fazit unter ihren Auftritt: „Aber irgendwann kommt der Tag, an dem ich auch mal im Viertelfinale eines Grand Slams stehen werde. Daran glaube ich fest.“

Julia Görges: Nach starkem Saisonauftakt auf dem Weg in die Top 20

Die einstige Nummer 15 der Weltrangliste will in dieser Saison wieder nach oben und ihren aktuellen Rang 73 hinter sich lassen. Dafür hatte sie in der Winterpause hart gearbeitet, mit Erfolg. Beim Vorbereitungsturnier in Brisbane kam sie ins Viertelfinale, in Melbourne unter die letzten 16. „Das war definitiv der beste Saisonstart meiner Karriere“, freute sich Görges. Die sehr konstante und wieder wesentlich aggressivere und bewegliche Art, mit der Görges in den Runden zuvor gespielt hatte, beeindruckte auch Bundestrainerin Barbara Rittner: „Wenn Jule da dran bleibt, wird sie sicher in die Top 20 zurückkommen – da gehört sie auch hin. Sie ist auf einem guten Weg.“

Dass sich Görges nach zuletzt zwei schwachen Jahren nun so gestärkt zurückmeldet, kommt für Rittner genau im richtigen Moment. Denn am 7. bis 8. Februar muss sich die deutsche Fed-Cup-Mannschaft in Stuttgart im Viertelfinale mit Australien messen. Und da hatte das deutsche Top-Trio aus Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Sabine Lisicki mit seinem Erstrundenaus bei den Australien Open nicht gerade für Zuversicht gesorgt.

„Das war natürlich wahnsinnig enttäuschend und auch überraschend“, sagte Rittner, „das haben wir ganz lange nicht erlebt.“ Dass die besten Spielerinnen gerade zum Saisonstart ihrer Form hinterher hinken und sich offensichtlich selbst zu sehr unter Erfolgsdruck setzen, könnte Görges’ Vorteil sein. Vor zwei Jahren hatte sie im Viertelfinalduell mit Frankreich in der Weltgruppe II ihren letzten Einsatz im Einzel für Deutschland gehabt, seither war die Holsteinerin für Rittner nur eine Doppel-Option. Nach ihrem Lauf in Melbourne könnte nun das Comeback warten. „Schön wär’s“, sagte Görges augenzwinkernd, „aber es ist eines meiner Ziele, wieder ein Fed-Cup-Einzel zu spielen.“

Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner: "Noch weit weg vom Finale"

Doch Rittner hat auch ihr geknicktes Trio längst nicht abgeschrieben. „Ich denke, die Fed-Cup-Woche kommt für sie zum richtigen Zeitpunkt, um wieder Vollgas zu geben und sich ins rechte Licht zu rücken.“ Das verlorene Fed-Cup-Finale in Prag im vergangenen November hatte offenbar Spuren hinterlassen, auch in der öffentlichen Wahrnehmung. „Viele haben schon vom nächsten Finale gesprochen, davon sind wir aber sehr weit weg“, betonte Rittner, „vielleicht ist es ganz gut, dass die Erwartungen jetzt generell etwas runtergekommen sind.“ An der Seite von Anna-Lena Grönefeld steht Görges bei den Australian Open noch in der dritten Runde im Doppel – der Bundestrainerin bleibt viel Zeit zum Nachdenken auf dem 24-stündigen Heimflug für die Nominierung ihres Quartetts am 28. Januar.

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